Ein Bus darf nicht langsam fahren, sonst explodiert eine Bombe. Die dramatischen Ereignisse bis zur Überlistung des Terroristen bieten äußerst spannendes Kino fast ohne Gewaltdarstellungen. Ein meisterhafter Montagefilm, ein Höhepunkt des Actionkinos. Nicht nur ein spannender Genrefilm, sondern ein Essay über die Essenz des Kinos: die Bewegung.
- Sehenswert ab 16.
Speed
Action | USA 1994 | 116 Minuten
Regie: Jan de Bont
1 Kommentar
Filmdaten
- Originaltitel
- SPEED
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- 20th Century Fox
- Regie
- Jan de Bont
- Buch
- Graham Yost
- Kamera
- Andrzej Bartkowiak
- Musik
- Mark Mancina
- Schnitt
- John Wright
- Darsteller
- Keanu Reeves (Jack Traven) · Dennis Hopper (Howard Payne) · Sandra Bullock (Annie) · Joe Morton (Capt. McMahon) · Jeff Daniels (Harry)
- Länge
- 116 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Action
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
"Das Besondere des Films ist die Möglichkeit, den Ablauf von Bewegungen wiederzugeben. Filmkunst ist Bewegungskunst", schrieb der Avantgardist Hans Richter 1921. Diese Tradition des modernen Films glaubte man nach 75 Jahren fast vergessen - zurückgetreten hinter der Allgegenwart des Erzählkinos. Der Holländer Jan de Bont, einer der gefragtesten Kameramänner, besinnt sich in seinem späten Regiedebüt auf diese essentielle Qualität des Kinos. Der Titel seines Films ist Programm: "Geschwindigkeit". Das Erstaunlichste aber ist der fast beiläufige Brükkenschlag zum populären Genrekino. Gesucht war eine Geschichte, die von nichts handelt als Geschwindigkeit: Die Bombe eines Erpressers droht einen vollbesetzten Bus zu zerstören - falls dieser die Geschwindigkeit von 50 Meilen pro Stunde unterschreitet. Dem Polizisten Jack Traven bleibt nun nichts, als den fahrenden Bus zu entern. Als ein zufällig anwesender Krimineller, der sich verfolgt fühlt, in Panik den Busfahrer niederschießt, springt geistesgegenwärtig die attraktive Annie zum Führersitz, den sie sodann, entgegen allen Hindernissen des dichten Straßenverkehrs, nicht mehr verlasen darf. Ein fast aussichtsloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der schließlich in endlosen Runden auf dem Rollfeld eines Flughafens endet - wo der Erpresser auch tatsächlich mittels einer manipulierten Fernsehübertragung überlistet werden kann. Doch damit gibt er sich nicht geschlagen: Annie, in die sich Jack unterdessen verliebt hat, wird gekidnappt und findet sich in einer führerlos rasenden U-Bahn wieder.Die Geschichte ist im Grunde nicht mehr als eine Idee. Diese aber besticht durch ihre Einfachheit. Wie in der Barockmusik erst in der kunstvollen Variation eines kurzen Motivs eine Komposition ensteht, wie in der Malerei aus der Uniformität eines Stilleben-Gegenstandes erst durch die formale Variation ein Meisterwerk gelingt, zaubert der Regisseur aus einfachen Zutaten ein vollendetes Menü. Den Hauptgang von 87 Minuten bereitet er mit einer kontrapunktischen Variation des Motivs vor, die er gleichsam als Vorspeise reicht: die Eingeschlossenen eines Fahrstuhls haben 23 Minuten lang ebenfalls gegen die Zeit zu kämpfen, doch die Spannung entsteht hier aus der Bewegungslosigkeit, der angespannten Stille, bis der Korb in die Tiefe stürzen wird. Die aberwitzige Odyssee durch die noch im Bau befindliche U-Bahn von Los Angeles schließlich ist zweifellos das Dessert, das man dem Zuschauer gönnt, wenn die unglaublich spannende Bus-Episode endlich überstanden ist. Bei allem technischen Aufwand besticht de Bonts Regie aber auch in den Kammerspielszenen, wenn für Momente die sympathischen Darsteller, ganz auf sich gestellt, zueinander finden. Selten hat man eine zärtlichere und zugleich unsentimentalere Liebesgeschichte gesehen als diese nur von Andeutungen und der Choreographie des Zufalls gelenkte Annäherung.Zu James Camerons konkurrierendem Actionfilm "True Lies" (fd 30 923) verhält sich "Speed" wie ein gelungenes Sonett zu einer geschwätzigen Ballade. Es ist ein fast wortloses Bildgedicht, ein Wunderwerk der Montage. Wo sonst sieht man noch solch liebevollen Umgang im Zusammenfügen schon für sich erlesener Kameraeinstellungen; obwohl von zahlreichen Perspektiven die rasantesten Aktionen eingefangen wurden, schafft erst die vollendete Komposition jenen im kommerziellen Kino so seltenen Glücksfall eines Meisterwerks.So bedarf es auch kaum der Gewaltdarstellung, um in Atem zu halten. Trotz spektakulärster Stunts ist die Essenz dieses Films abstrakt - es ist die Bewegung selbst, gesteigert freilich zu atemberaubender "Geschwindigkeit".