The Split - Beziehungsstatus ungeklärt
Drama | Großbritannien 2018 | 319 Minuten (sechs Folgen)
Regie: Jessica Hobbs
Filmdaten
- Originaltitel
- THE SPLIT
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2018
- Produktionsfirma
- Sister Pic./BBC
- Regie
- Jessica Hobbs
- Buch
- Abi Morgan
- Kamera
- Dale Elena McCready · Nick Dance · Guido van Gennep
- Musik
- Isobel Waller-Bridge · Evan Jolly
- Schnitt
- Celia Haining · Paulo Pandolpho · Liz Webber
- Darsteller
- Nicola Walker (Hannah Stern) · Stephen Mangan (Nathan) · Deborah Findlay (Ruth) · Barry Atsma (Christie) · Annabel Scholey (Nina)
- Länge
- 319 Minuten (sechs Folgen)
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Gerichtsfilm | Serie
Heimkino
In der Anwaltsserie von Abi Morgan streitet eine auf Scheidungen spezialisierte Juristin vor Gericht und in den eigenen vier Wänden leidenschaftlich über Ehe und Familie.
Die Familie, in die man hineingeboren wird, kann man sich nicht aussuchen. Hannah (Nicola Walker) hat sich nach und nach auf ihre Weise davon emanzipiert. Die Londoner Anwältin ist nach jahrelanger Arbeit in der Kanzlei von Mutter Ruth zur Konkurrenz gewechselt. Zusätzlich hat Hannah den Nachnamen ihres Mannes angenommen. Die Schwestern Nina und Rose bekommen ebenfalls den Druck der Matriarchin zu spüren, finden sich aber damit ab. Dabei hat Nina es als Partner-Anwältin von Ruth wahrlich nicht leicht, den hohen Anforderungen zu entsprechen; Rose muss sich für ihren Berufswunsch als Kindergärtnerin verteidigen und dafür, dass sie bald heiraten wird. Sie sollen sich nicht zu sehr von Männern abhängig machen, lautet der mütterliche Rat, und daraus hört man auch die Bitterkeit über die eigene zerbrochene Ehe: „Family is fragile!“
(De-)Konstruktion der Familie
Als der Vater der Schwestern, Ruths Exmann, nach über 30 Jahren Abwesenheit plötzlich wieder auftaucht, gerät das Familienkonstrukt ins Wanken. Hannah, Nina und Ruth sind wenig begeistert, Rose, die jüngste der drei, ist dagegen neugierig. Die erwachsenen Töchter wissen nicht alles über das Scheitern der elterlichen Ehe, und so müssen sich im Zuge der Dekonstruktion der Familie auch alle anderen Beziehungen neu ordnen.
Die Hinterfragung der familiären Stabilität zieht sich als roter Faden durch die britische Serie von Abi Morgan. Die Hauptfigur Hannah ist nämlich Spezialistin für Scheidungsrecht. Sie kümmert sich um wohlhabende und nicht mehr liebende Ehepaare und verhandelt die Aufteilung der Vermögen. Streitpunkte sind meistens gar nicht die Finanzen, sondern vielmehr geht es um emotionale Dinge, um die Kinder.
Kämpfen um Kinder
Eine an Krebs erkrankte, aber überlebende Frau kämpft sogar für ihre eingefrorenen Embryos – ihre einzige Möglichkeit, noch Kinder zu haben. Oder in einem anderen Fall twittert ein Stand-up-Comedian Beleidigungen über seine Exfrau, um endlich seinen Sohn wieder zu Gesicht zu bekommen. Hannah, die sich selbst als Halbwaise sieht, hat Verständnis, will ihn aber auch zum besseren Vater läutern, bevor sie ein Wiedersehen mit dem Sohn rechtlich ermöglicht: „Be a good father!“
Dadurch dass die geschäftlichen Scheidungsfälle und die private Familiengeschichte von Hannah geschickt dramaturgisch miteinander verzahnt sind, wirken ihr Einfühlungsvermögen und Engagement sehr verständlich und realistisch. Nicola Walker ist dafür genau die richtige Besetzung, denn sie schafft es zwischen einer kühlen Pragmatikerin und einer aufgewühlten Furie glaubwürdig hin- und herzuschwanken. Damit kann sie sich in eine Reihe mit anderen komplexen Frauenfiguren aus Anwaltsserien stellen wie „Damages“, „How to Get Away with Murder“ und „Better Call Saul“.
Schlammschlacht unter Schwestern
Weniger realistisch ist dagegen, dass in vielen Scheidungsfällen die Gegenseite meistens von einem Bekannten oder Verwandten vertreten wird. Einmal ist es die Exfrau von Hannahs Chef, und einmal sogar ihre eigene Schwester Nina. Damit werden die Schwestern ein wenig künstlich zu Konkurrentinnen gemacht, die sich im Büro verbale Schlammschlachten liefern und gegenseitig Klienten wegschnappen. Zuhause trinken sie dann wie zwei Freundinnen, die miteinander herumalbern.
Tiefergreifend wird es durch Hannahs eigenes Familien(un)glück. Immer wieder streitet sie sich mit ihrem Mann um die Erziehung der Tochter (erstes Mal Sex) und um die Grenzen der eigenen Ehe (Sex im Alltag); nebenbei trifft sie ihren Chef, eine frühere Affäre, nach einem Arbeitstag, und spätnachts texten die beiden regelmäßig. Hannah muss also auch sich selbst immer wieder hinterfragen: Was macht eine gute Partnerin und einen guten Elternteil aus? Für sich selbst eine Antwort darauf zu finden, ist wesentlich komplexer, als ein Urteil vor Gericht zu erstreiten.