Joy in Iran
Dokumentarfilm | Deutschland 2019 | 90 Minuten
Regie: Walter Steffen
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2019
- Produktionsfirma
- Konzept+Dialog Medienproduktion
- Regie
- Walter Steffen
- Buch
- Walter Steffen
- Kamera
- Walter Steffen
- Musik
- Wolfgang Olbrecht
- Schnitt
- Steffen Mühlstein
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- 17.01.2019
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
Intimer Dokumentarfilm über die Reise dreier deutscher „Clowns ohne Grenzen“ durch den Iran, wo sie vor Flüchtlingen und Straßenkindern auftreten.
Sie ist das Herz der Truppe. Niemand macht ihr diesen Platz streitig. Ganz im Gegenteil: Ihre Kollegen sprechen voller Wärme und Respekt über die Frau mit dem permanenten Lächeln im schmalen Gesicht. Die Schauspielerin Susie Wimmer ist ein „Clown ohne Grenzen“ und war als solcher gemeinsam mit Andreas Schock und Monika Single im Jahr 2017 für zwei Wochen im Iran unterwegs. Der Regisseur Walter Steffen begleitete die Gruppe dort bei Auftritten in Flüchtlingscamps, Waisen- und Krankenhäusern. Er dokumentiert nicht nur die Reise im Dienst von Humanität und Aufheiterung, sondern zeichnet auch das Porträt dieser energiegeladenen Frau, die im Kontakt mit den Menschen, in jeglicher Form wohlwollender zwischenmenschlicher Kommunikation, ganz bei sich ist.
Etwa beim Bad in der Menge nach den Auftritten. Dann umarmt sie wildfremde Menschen, schüttelt Hände, zieht Grimassen, unterhält sich mit Händen und Füßen, tanzt. Dass dies eine Frage der Lebenseinstellung ist, macht der Film schnell klar. In Interviews erklärt die Mittfünfzigerin aus Weilheim, worum es ihr geht: „Mein Leben mit anderen Menschen, sprich: dem Publikum, zu teilen! Alle Momente. Und weil ich mich am liebsten freue und am liebsten glücklich bin und soviel Energie dafür bekommen habe, deshalb teile ich das am liebsten!“
Der Dolmetscher als Reisebegleiter der Clowns
Der iranische Dolmetscher Reza Abedini, der die drei Clowns vor Ort begleitet, wird zum Schüler von Wimmer – nicht nur in Fragen der Lebenshaltung, sondern auch als Clowns-Anwärter. Der eloquente, durchaus kameraaffine Abedini ordnet das filmische Geschehen häufig ein und stellt die Arbeit und die Philosophie der Clowns in einen größeren Zusammenhang. Damit wird er auch für die Zuschauer zum Reisebegleiter der Clowns, die ehrenamtlich in Krisengebiete reisen, um Menschen Momente der Sorglosigkeit zu schenken.
Diese Engagement ruht auf scheinbar so schlichten Grundsätzen wie „Lachen durchlüftet das Gehirn!“ oder „Give them love!“, ist in der Umsetzung aber alles andere als einfach. Nicht nur handwerklich, sondern auch psychisch, wenn etwa die in einer psychiatrischen Station eines Krankenhauses betreuten Kinder und Jugendliche apathisch in ihren Gitterbettchen vor- und zurückwippen. Wie das Trio hier Reaktionen hervorlockt, mit Musik, Quatschmachen oder schlichtem Mitwippen, ist äußerst beeindruckend.
Ein paar Regeln gilt es in dem muslimischen Land zu beachten, in dem schon kleine Kinder streng nach Geschlechtern getrennt im Publikum sitzen. So dürfen sich Männer und Frauen in der Öffentlichkeit nicht berühren – was die drei auf der Bühne mithilfe von Equipment geschickt zu umgehen wissen. Die Clowinnen müssen überdies ihr Haar verhüllen. Als politische Mission verstehen die drei ihre Reise nicht; sie wollen sich auch nicht anmaßen, über fremde Sitten zu urteilen. Dass der auf der Bühne getriebene Schabernack aber einen Hauch von Freiheit versprüht, liegt durchaus in ihrer Absicht.
Die Nähe tut dem Film gut
Der Filmemacher Walter Steffen hat sich vor allem Dokumentationen der bayerischen Lebensart verschrieben, zuletzt etwa mit „Fahr ma obi am Wasser“ oder „Bavaria Vista Club“; doch schon in seinem Film „Happy Welcome“ (2015) standen die „Clowns ohne Grenzen“ im Fokus. Mit „Joy in Iran“ ist ein im besten Sinne „kleiner“ Film über die Kraft menschlicher Begegnung entstanden. „Klein“ unter anderem deshalb, weil der Film sicht- und spürbar unter intimen Bedingungen entstanden ist. Steffen war nicht nur für Buch und Regie, sondern auch für die Kamera und teilweise den Ton zuständig. Die große Nähe zwischen Regisseur und Protagonisten tut dem Film gut; sie bildet die Basis für die große emotionale Offenheit, die alle Beteiligten an den Tag legen.
Stimmig ist auch die Filmmusik mit persischen Instrumenten, die einen zusätzlichen Beitrag zu dem Land und seinen Bewohnern leistet, deren Herzlichkeit und Gastfreundschaft so anders wirkt, als es die ideologischen Zerrbilder häufig vermuten lassen.