Drama | Niederlande 2017 | 92 Minuten

Regie: Marleen Jonkman

Eine etwa 40-jährige Frau verlässt ihren langjährigen Partner während einer Trekkingtour durch Chile, weil er nach einer Fehlgeburt keinerlei Verständnis für ihren unerfüllten Kinderwunsch aufbringt. Sie reist quer durch das ganze Land bis in die Atacama-Wüste, wobei sich ihr ein Junge anschließt, der ihre mütterlichen Sehnsüchte auf unerwartete Weise stillt. Das einnehmende Spielfilmdebüt charakterisiert die Seelenlage der Protagonistin mittels extrem ausdrucksstarker Landschaftsaufnahmen. Es übersetzt die emotionalen Bewegungen der Figuren in eine virtuose Kameraführung und besticht durch das nachvollziehbare Spiel der beiden Hauptdarsteller. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LA HOLANDESA
Produktionsland
Niederlande
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
FATT Prod./Leitwolf TV- und Filmprod./Lucho Film/Smarthouse Films
Regie
Marleen Jonkman
Buch
Daan Gielis
Kamera
Jeroen de Bruin
Musik
Matthias Klein · Daniel Sus
Schnitt
Katarina Turler · Wouter van Luijn
Darsteller
Rifka Lodeizen (Maud) · Guido Pollemans (Frank) · Cristóbal Farias (Messi) · Paola Lattus (Jazmin) · Daniel Candia (Messis Vater)
Länge
92 Minuten
Kinostart
06.09.2018
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Drama um eine innere Befreiung von der Sehnsucht, ein leibliches Kind zu bekommen.

Diskussion

Seit Jahren versuchen Maud und Frank vergeblich ein Kind zu bekommen. Während Maud den Wunsch nicht aufgibt, will Frank den Stillstand ihrer Beziehung endlich beenden. Eine Wanderreise durch die atemberaubende Natur in Chile soll einen Neuanfang herbeiführen. Aber Frank steckt mit seinem Bestreben genauso fest wie Maud. Er schaut zurück, wie sie als Paar einmal waren. Er will die „alte“ Maud wiederhaben, statt im Gespräch eine neue gemeinsame Zukunft zu schmieden. So vergrößert der Urlaub nur die Kluft zwischen beiden. Maud kann spektakulären Landschaften, eingefangen in türkisfarbenen und grau-weißen Totalen und Panoramen, nichts abgewinnen. Widerwillig läuft sie hinter Frank her. Sie findet die Aufstiege beschwerlich und fällt immer mehr zurück. Er hingegen klettert wie eine Gams über die Felsbrocken und hat nur Augen für die erhabene Schönheit der weißbedeckten Berge. Als Maud nach einem anstrengenden Ausflug eine Fehlgeburt erleidet, ist er bitter enttäuscht, dass sie ihre neuerliche Schwangerschaft vor ihm verheimlicht hat. Er verweigert sich, sich in sie einzufühlen. Wütend packt Maud ihre Sachen und trampt allein durch das weite Land.

Road Movies mit Heldinnen sind rar. Vielleicht auch, weil die Selbstfindung einer Frau nicht von vornherein mit erhabener Größe, Raum und Ausdehnung assoziiert wird. Unterwegs und auf sich selbst gestellt, lauern eher Gefahren, denen Frauen naiv-passiv begegnen oder schutzlos ausgeliefert sind, wie es etwa Barbara Loden in „Wanda“ (fd 18 028) oder Kelly Reichardt in „Wendy and Lucy“ (fd 39 542) ausgemalt haben. Die Protagonistin in „Messi and Maud“ ist jedoch wehrhaft und weiß sich durchaus zu helfen, auch wenn sie in einem Land unterwegs ist, das vom Machismo geprägt ist.

Die Regisseurin Marleen Jonkman lässt ihre Hauptfigur von Patagonien aus quer durch das Land in den Norden reisen, in die einsamen Gegenden der Atacama-Wüste in 4800 Metern Höhe, wo das Atmen schwerfällt. Die Inszenierung setzt die atmosphärischen und klimatischen Eigenheiten der unterschiedlichen Landschaften treffend zur Schilderung von Mauds seelischer Verfassung ein. Meist stößt Maud auf freundliche, aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen, die sie mit ihrer guten Laune anstecken. Sie taucht in das ruhelose Leben auf der Straße ein, nachdem sich auf einer trüben Schiffsfahrt ihr Frust entladen hat. Maud will vergessen, die Vergangenheit hinter sich lassen; sie lässt sich treiben, von Fremden mitnehmen. Langsam löst sich ihre Erstarrung.

Das unaufgeregte Spielfilmdebüt vermittelt diese Reise zu sich selbst durch viele Impressionen und eine einnehmende Musik. Flirrendes warmes Licht, Orte und Wälder rauschen vorbei, mal steigt Maud in ein Auto und fährt mit, mal muss sie am Straßenrand ausharren. Bis sie auf einen Jungen trifft, den titelgebenden Messi, der sich ihr nach einem Zwischenfall anschließt. Nun hat sie die Chance, einmal durchzuspielen, wie es sich anfühlt, Mutter zu sein. Messi ist ihr, ganz im Gegensatz zu Frank, zugewandt; er sucht ihre Nähe und beobachtet sie genau. Er lässt sich nicht von Verstellungen blenden, sondern will wissen, mit wem er es zu tun hat. Im Kontrast dazu hört man aus dem Off immer wieder Franks Nachrichten auf Mauds Anrufbeantworter. Seine Stimme lastet auf dem Geschehen, kommt aber aus einer immer fremderen Welt. Maud gelingt es schließlich, ihre bis dahin unhinterfragten Lebensziele neu zu überdenken. Sie erfährt, wie schwer sich ihre Einsamkeit anfühlt, aber auch, wie sie einen Weg zu mehr Selbstbestimmung findet. Am Ende sitzt sie selbst am Steuer eines Wagens.

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