Der britisch-indische Muslim Ragdan hat sich bis ans Ende der Welt, an die irische Westküste zurückgezogen, um den Heiratsplänen seiner konservativen Familie zu entgehen. Doch das süße Leben hat ein Ende, als sein Vater vor der Tür steht und vom Sohn Verantwortung einklagt. Der irische Regisseur Conor McDermottroe verbindet in seinem Spielfilmdebüt Generationenkomödie mit Stadt-Land-Gegensätzen, bleibt für sein anspruchsvolles Thema aber zu harmlos.
Das verschlafene Sligo mit seinen bizarren Felsformationen direkt hinter dem weitläufigen Strand bietet den jungen Aussteigern um Ragdan und seinen Freunden ein perfektes Umfeld, um sich mit Kiffen, Surfen und Gelegenheitsjobs die Zeit zu vertreiben. Das Meer ist wild und das Leben einigermaßen preiswert. Hier boomt keine Wirtschaft, und die knorrigen Einwohner murren bestenfalls stumm vor sich hin, wenn die jungen Leute in ihrem bunten Auto an den Strand fahren.
Der freiheitsliebende Ragdan ist weit weg von seiner Heimatstadt Bradford in Mittelengland, deren indisch-britisches Migrantenmilieu von einer Mischung aus islamischem Konservatismus und wirtschaftlichem Aufsteiger-Ehrgeiz geprägt ist. Doch die Flucht währt nicht ewig. Ragdans Vater Amir will ihm eine letzte Chance geben, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Dafür soll der Sohn den bankrotten Schlachthof des Ortes in einen Musterbetrieb für die Halal-Fleischherstellung umwandeln und beweisen, dass er auf eigenen Beinen stellen kann.
Die ungleiche Vater-Sohn-Konstellation, aber auch das Motiv muslimischer „Berufsjugendlicher“ bietet einige Ansatzpunkte, um gängige Vorurteile zu konterkarieren. So teilt Ragdan sich seine ärmliche Bude mit einem anderen Muslim, der auf Sado-Maso-Spiele steht; Ragdan selbst beobachtet die Nähe zwischen seiner Freundin und einem deutschen Aussteiger mit wachsender Eifersucht und ohne zu merken, dass der „Nebenbuhler“ homosexuell ist; der religiös gebildete Halal-Schlachter wirkt reichlich fremd in der irischen Provinz, und die ältere Generation der Einheimischen verdrängt das bunte Treiben in ihrer Stadt mit einem tiefen Blick ins Guinness-Glas, um sich anschließend weiter der ökonomischen Depression zu ergeben: Hier sind fast alle arbeitslos.
Auf diese Weise entwickelt „Halaleluja – Iren sind menschlich“ neben dem Generationenkonflikt auch eine Culture-Clash-Pointe. Die Ausgangsidee des Films geht auf eine wahre Begebenheit zurück, als Ende der 1990er-Jahre in der irischen Provinz ein Halal-Schlachthof eröffnet wurde.
Dem Vater gelingt es zwar, den Schlachthof in Betrieb zu nehmen, aber schon nach kurzer Zeit ist klar, dass das Geld nicht ausreicht, um das Unternehmen langfristig über Wasser zu halten. Damit schlägt Ragdans Stunde. Mit tatkräftiger Hilfe seiner Freunde und einiger Einheimischer entkernt er das Gebäude und verwandelte es in einen alternativen Marktplatz, wo es gesunde Lebensmittel, Hanfprodukte und fair gehandelte Kleider zu kaufen gibt; die Öko-Wirtschaft als „ultima ratio“ der Selbstverwirklichung und als Mittel, um den Vater-Sohn-Konflikt und andere religiöse wie lebensweltliche Gegensätze zu überwinden.
Allerdings wirkt Ragdans urbane Ökonomie auf dem platten Land genauso glattgebügelt wie das dialoglastige Vorspiel. „Halaleluja – Iren sind menschlich“ kommt nur selten über eine nette Komödie hinaus. Dem Film fehlen der psychologische Tiefgang und jene Ecken und Kanten, die dem Stoff erst jene Brisanz verliehen hätten, um das interkulturell-urbane Happy End als echte Lösung für die tiefen gesellschaftlichen Brüche anzubieten, die momentan ganz Europa verunsichern.
Im Unterschied zu vergleichbaren angelsächsischen Culture-Clash-Filmen wie etwa „Pride“
(fd 42 676) ist „Halal Daddy“, wie der Film im Original heißt, von Anfang an auf Appeasement aus; die Inszenierung wendet sich immer dann von den Konflikten ab, sobald diese sich wirklich zuspitzen.
Vielleicht spielt hier auch die Synchronisation der Dramaturgie einen Streich: Die deutsche Sprache, wenngleich beim „Dubbing“ mühevoll auf den Unterschied zwischen Akzent und Hochdeutsch hin inszeniert, vermittelt ein spürbar trockeneres Lebensgefühl als die britische, britisch-indische, deutsch-englische und autochthone irische Färbung des Originals, womit sie genau jenen muttersprachlichen Wortwitz verliert, der einen Gutteil des Humors trägt.