Der letzte Dalai Lama?

Dokumentarfilm | USA 2017 | 78 Minuten

Regie: Mickey Lemle

Porträt des Dalai Lama Tenzin Gyatso anlässlich seines 80. Geburtstags. Auch nach fast sieben Jahrzehnten der Unterdrückung Tibets durch China predigt das religiöse Oberhaupt gegen den Hass auf die Besatzer und wirbt für Mitgefühl auch für die Feinde. Der konventionelle biografische Film vermittelt ein komplexes Bild der Weltanschauung des Dalai Lama, in der traditionelle Spiritualität, moderne Psychologie und schelmischer Humor in einer zwischen Ernst und Heiterkeit oszillierenden Mischung zusammenfinden. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE LAST DALAI LAMA?
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Lemle Pic.
Regie
Mickey Lemle
Buch
Mickey Lemle
Kamera
Buddy Squires
Musik
Philip Glass · Tenzin Choegyal
Schnitt
Don Casper · Mickey Lemle
Länge
78 Minuten
Kinostart
24.05.2018
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Mindjazz/Al!ve (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl.)
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Filmisch konventionelles Porträt des Dalai Lama Tenzin Gyastso anlässlich seines 80. Geburtstags, das aber die Weltanschauung des Religionsführers trefflich vermittelt.

Diskussion
Im Jahr 2015 wurde der amtierende Dalai Lama, Tenzin Gyatso, 80 Jahre alt. Der Dokumentarist Mickey Lemle, der 1992 mit „Compassion in Exile“ den ersten großen Film über den Religionsführer gedreht hatte, filmte die Feierlichkeiten in New York und im indischen Dharmasala. Damals sagte das religiöse Oberhaupt der Tibeter, dass Dienen und Helfen einen selbst auch glücklich machen. Er träumte von einem zurückgezogenen Leben als einfacher Mönch, sobald Tibet seine Freiheit zurückgewonnen habe. Er wünschte sich lange Phasen der Meditation und am Ende genügend Zeit für die letzte Stufe seines Lebens, den Abschied. Doch in den knapp zweieinhalb Jahrzehnten seitdem ist die Welt nicht besser geworden; um die Menschenrechte im chinesisch besetzten Tibet ist es noch weniger gut bestellt. Viele junge Tibeter verbrannten sich aus Protest gegen die Unterdrückung in ihrer Heimat, seit 2009 allein 144 Menschen. Mit Archivmaterialien und den Erinnerungen von Zeitzeugen rekapituliert der Film die Entwicklung von der Besetzung Tibets 1950 durch die chinesische Armee bis zur Flucht des Dalai Lamas ins indische Exil im Jahr 1959. Dazwischen lag das Treffen des Dalai Lama mit Mao Zedong, das die Hoffnung auf eine Verständigung mit der chinesischen Führung geweckt hatte. Doch am Ende musste er mit seiner Familie und einigen Vertrauten das Land verlassen. Viele seiner Anhänger wurden verhaftet. Sein Leibarzt verbrachte 17 Jahre in chinesischen Gefängnissen; auch der Gesangsmeister des Dalai Lama saß 20 Jahre in Haft. Der Dalai Lama aber appelliert unaufhörlich, keinen Hass gegen die Chinesen zu entwickeln und zwischen den Personen und ihren Handlungen zu unterscheiden. „Wer sein Mitgefühl verliert, verliert seine Seele.“ Für den amerikanischen Schriftsteller Daniel Goleman ist der Dalai Lama damit eine höchst moderne Figur: „Er ist der Erste, der die meiste Zeit seines Lebens außerhalb Tibets gelebt hat und seine uralte Kultur mit der modernen Welt zusammenbringt.“ Dieser Perspektive ist auch der Film verpflichtet. Im Gespräch mit Mitarbeitern oder amerikanischen Schulkindern porträtiert Lemle einen heiteren, mitunter auch selbstironischen Dalai Lama, schafft es aber trotzdem, dessen facettenreiche Weltanschauung zu vermitteln: von traditionellen spirituellen Weisheiten, neuen Erkenntnisse der Hirnforschung, Gedanken über die Gemeinsamkeit der Religionen und der Mitmenschlichkeit als glücksstiftende Grundhaltung. „Aus buddhistischer Perspektive sind alle Religionen von Menschen gemacht, alle haben als Essenz die Liebe“, lautet seine Grundbotschaft, und „Altruismus ist der beste Weg zum eigenen Glücklichsein.“ Zu Wort kommen auch Tenzins Geschwister und Mitarbeiter, katholische Geistliche, Philip Glass, der die Musik zum Film beisteuert, aber auch George W. Bush, der ihn als erster Präsident der USA offiziell empfangen und ihm die goldene Ehrenmedaille des Kongresses überreicht hat. Natürlich geht es auch um die politischen Implikationen der Nachfolge. Seit 2007 bestimmt ein chinesisches Gesetz, dass China an der Findung und Ausbildung jedes höheren Lama beteiligt sein muss. Im November 2014 erklärte Tenzin schmunzelnd, dass er nicht wiedergeboren und es keinen 15. Dalai Lama geben werde. Die Chinesen, so der Dalai Lama, sollen sich erst um die Reinkarnation von Mao Zedong oder Zhou Enlai kümmern, bevor sie die Nachfolge in Tibet regelten. „Der letzte Dalai Lama?“ ist ein interessanter und lehrreicher, aber auch recht konventioneller biografischer Dokumentarfilm. Er vermittelt das komplexe Bild einer Weltanschauung, die traditionelle religiöse Praktiken mit modernen psychologischen Erkenntnissen verbindet. Ein Glücksfall ist die Musik von Philip Glass und Tenzin Choegyal, die Neoklassik mit traditionellen tibetischen Motiven verbindet. Doch das größte Plus ist und bleibt der Protagonist, dessen Gratwanderung zwischen Ernst und Heiterkeit beschwingt und dessen Philosophie des Mitgefühls und des inneren Gleichgewichts sich nicht von der Hand weisen lässt.
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