Star-Geigers wissen, den der Dokumentarfilm von Nahuel Lopez bei einer Reise begleitet, die den Musiker von seinem Geburtsort Durban in Südafrika über Frankreich und England bis nach Berlin führte, von wo einst seine Vorfahren nur mit Mühe den Nazis entkamen.
Die Inszenierung beginnt nicht mit der künstlerischen Einordnung einer vom Klassikmarkt mit Preisen überschütteten Persönlichkeit; sie belässt es vielmehr bei Andeutungen und bringt Hopes musikalische Klasse nur ansatzweise zur Geltung. Als öffentliche Figur ist Hope zwar weniger glamourös als etwa David Garrett und auch nicht so auratisch wie Anne-Sophie Mutter; dennoch gehört der fast schon introvertierte Solist zu den bedeutendsten Violinisten seiner Generation.
Eingangs besucht Hope jenen christlichen Friedhof in Berlin, auf dem seine zum Protestantismus konvertierten jüdischen Vorfahren liegen. Die prunkvolle Gruft einer wohlhabenden Familie steht zum Verkauf. Hopes Versuch das Grab zurückzukaufen, es in den Familienbesitz zurückzuführen, bildet die dramaturgische Klammer des Films, der zwei Geschichten erzählt: die einer Flucht und damit verbunden einer Suche nach den Wurzeln. Und die einer außergewöhnlichen Karriere. Der musikalische Aufstieg ist untrennbar mit Hopes väterlichem Mentor Yehudi Menuhin verbunden, dem Hope als vierjähriger Knirps begegnete, nachdem seine Mutter als Sekretärin beim größten Geiger aller Zeiten eine Anstellung fand. Unter seiner Aufsicht durchlief Hope eine harte Schule, die ihn zu einem einfühlsamen Musiker reifen ließ. Die Beziehung zwischen Hope und Menuhin ist ebenso spannend wie ambivalent, bleibt im Film aber seltsam vage. So gibt es kaum Aufnahmen von Menuhin oder Bilder, die ihn und Hope zusammen zeigen würden. Es bedarf der Erzählungen von Hope und Menuhins Tochter Zamira, um einen Eindruck von der fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden zu erhalten.
Die Inszenierung orientiert sich am gegenwärtigen Daniel Hope, der von der Vergangenheit erzählt. Die Kamera folgt ihm in die Archive, beobachtet ihn bei der Konzertarbeit und hört Wegbegleitern zu, die seine Geschichte lebendig werden lassen. Es sind zumeist Erzählungen von und über einen Menschen, der ankommen will, der die Gegenwart und die Vergangenheit miteinander zu verbinden versucht. Um Hopes vibrierendem Spiel zu lauschen, muss man bis zum Ende warten. „Der Klang des Lebens“ gibt sich als verhaltene, fast schon unspektakuläre Familienchronik zu erkennen, die mittels einfühlsamer, wohl komponierter Bilder und einer klugen Dramaturgie eine wohldosierte Spannung aufbaut; die als Filmmusik benützte Komposition „Vivaldi Recomposed“ von Max Richter taucht das stille Porträt fast in eine jenseitige Melancholie. Vom Ruhm des Daniel Hope und dem Rummel um seine Person erfährt man hier nichts, wohl aber etwas über einen Menschen, der in seinem Dasein angekommen ist.