Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | 93 Minuten

Regie: Milan Skrobanek

Seit dem Ende seiner Profi-Karriere kümmert sich der deutsche Basketballer Marvin Willoughby um Jugendliche aus dem verrufenen Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Die Langzeitbeobachtung folgt ihm bei seinen Bemühungen, die neue Mannschaft der „Hamburg Towers“ für den Aufstieg in die erste Liga fit zu machen. Das solide Porträt eines sympathischen Mannes, der für sein soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde. Von der rauen Wirklichkeit des Viertels vermittelt der ganz auf den Sport fokussierte Dokumentarfilm freilich nur wenig. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Curly Pictures
Regie
Milan Skrobanek
Buch
Milan Skrobanek
Kamera
Andreas Klein
Musik
Vincent Straube
Schnitt
Milan Skrobanek · Andreas Massopust
Länge
93 Minuten
Kinostart
06.04.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Doku über den Ex-Basketball-Profi Marvin Willoughby und sein Engagement für die Hamburg Towers, eine Jugendmannschaft aus dem verrufenen Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg.

Diskussion
Es kommt in Deutschland nicht häufig vor, dass ein Basketballer mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wird. Der 35-fache Nationalspieler Marvin Willoughby hat die Auszeichnung 2015 auch nicht für seine sportlichen Leistungen, sondern für sein soziales Engagement bekommen. Der gebürtige Hamburger, aufgewachsen im sozialen Brennpunkt Wilhelmsburg, gehörte 2006 zu den Mitbegründern des Vereins „Sport ohne Grenzen“, der seitdem versucht, Kindern und Jugendlichen des Viertels durch sportliche Aktivitäten neue Perspektiven zu eröffnen. Aus Basketballcamps mit Willoughby ging zunächst eine Jugendmannschaft hervor. In der Saison 2014/15 schickte der neu gegründete Verein Hamburg Towers erstmals ein Profi-Team ins Rennen, das möglichst schnell in die erste Liga aufsteigen sollte. Der Dokumentarfilm verfolgt zwei Jahre lang den Einsatz von Marvin Willoughby, der seine Karriere als Spieler 2009 beendete. Da er inzwischen nicht mehr als Trainer der A-Mannschaft, sondern als Geschäftsführer der Towers fungiert, sieht man ihn vornehmlich in seinem Büro oder im Auto unterwegs zu Terminen mit Sponsoren oder Politikern. Da sich der Film aber vor allem als Sportfilm versteht, nehmen Szenen aus dem Training und von den Spielen in der Zweiten Liga großen Raum ein. Wobei der Kampf um das Erreichen der Playoffs so etwas wie eine Countdown-Dramaturgie liefert, die gelegentlich durch Inserts („Noch 10 Spiele“) verstärkt wird. Neben Willoughby treten dabei der Trainer Hamed Attarbashi, ein wahres Energiebündel an der Seitenlinie, und die Nachwuchsspieler Louis und Lenny in den Vordergrund. Die beiden Nachwuchsspieler gelten als Ausnahmetalente, für die sich bereits Erstligavereine interessieren. Auch um ihnen bei den Towers eine sportliche wie finanzielle Perspektive bieten zu können, müsste der Aufstieg gelingen. Nach „Die Chinesen Europas“ (2012) und „Im Derby-Dreieck“ (2015) ist „Starting 5“ der Abschluss der Sportfilm-Trilogie des Hamburger Filmemachers Milan Skrobanek. Der Dokumentarfilm ist souverän, aber gänzlich konventionell inszeniert, kann dafür jedoch mit packenden Spielszenen und einem grundsympathischen Protagonisten punkten. Marvin Willoughby lässt das Filmteam sehr nah an sich heran, gewährt Einblicke in seine Sorgen um den Verein und berichtet von seinem permanent schlechten Gewissen gegenüber seiner Frau und seinen beiden Kindern, für die er zu wenig Zeit habe. Was man ihm auch ohne die Home-Story geglaubt hätte, auf die er sich hier einlässt. Das größte Manko des Films besteht jedoch darin, dass er von der Besonderheit des Vereins in Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg kaum etwas vermittelt. In einer Szene beklagt Willoughby, dass er zu seiner Lieblingsbeschäftigung, der Arbeit mit Jugendlichen des Viertels, kaum noch kommt; später steht er vor seinem Elternhaus und erinnert sich an seine nicht gerade einfache Kindheit als farbiger Sohn einer alleinerziehenden Mutter. Vom aktuellen Leben im Brennpunkt bekommt man nichts mit.
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