Die Geschichten, die man sich in Hollywood über die Menschen und die Götter erzählt, sind immer irgendwie griechisch: tragisch, kathartisch, und am Ende sind alle tot. Könnte man meinen. Allerdings geht der ein oder andere Kampf doch gut aus, und die Aussicht aufs Happy End schränkt den klassischen Erkenntnisgewinn, Sinneswandel wie Läuterung des Publikums doch erheblich ein.
So will es das Drehbuch in „Gods of Egypt“, dass sich in einem nur wenig jenseitigen Ägypten eine tragische und dennoch banale Familiengeschichte unter den Göttern ereignet. Osiris ist des Regierens müde. Er plant, seine gütige Regentschaft in die Hände seines Sohnes Horus zu legen. Das aber geht Set, dem ebenso umtriebigen wie jähzornigen Bruder von Osiris, gegen den Strich. Set will selbst an die Macht, weshalb er seinen Bruder meuchelt und den jungen, noch ungestümen Horus niederringt. Er bemächtigt sich überdies dessen Augen, um Horus gänzlich zu entmachten. Aus einer gewissen Überheblichkeit heraus lässt er seinen Neffen aber am Leben und verbannt ihn ins Wüsten-Exil, wo Horus wenig später auf Bek trifft. Der gewitzte Menschendieb hat gerade seine Liebste verloren und würde am liebsten ins Reich der Toten vordringen, um Zaya zurückzuholen. Doch das vermögen höchstens die Götter. Während es sich Set mit Horus’ Frau auf dem Thron gemütlich macht, schließen Bek und der verstoßene Gott einen Pakt: die Augen des Horus gegen das Leben von Zaya.
Die Dramaturgie von „Gods of Egypt“ ist offensichtlich der Welt der Videospiele entlehnt: Nach der Exposition ist die Geschichte eigentlich egal. Es kommt vielmehr darauf an, auf unterschiedlichen Leveln immer schwerere Aufgaben zu erfüllen, um am Ende den Sieg davon zu tragen. Am Ende ist Horus so wieder König, Set hat seine verdiente Strafe erhalten, und das Menschenpaar ist wieder in Liebe vereint.
Bis es allerdings soweit ist, gehen Horus und Bek auf eine Reise, die jedes Paar vollziehen muss. Denn die ungleichen Partner müssen sich erst aneinander gewöhnen und zanken sich heftig, bevor sie die Vorzüge des anderen entdecken und respektieren. Trotz aller Kabbelei kommen sie ihrem Ziel Stück für Stück näher. Dass Set während dieser Zeit, die immerhin die beiden mittleren Viertel des Films umfasst, keine Rolle spielt, gehört zu den vielen dramaturgischen Holprigkeiten des Fantasy-Actionfilms. Wie der auf ähnliche Weise gescheiterte „Prince of Persia“
(fd 39 903) gibt es zwar eine Anhäufung mehr oder minder spektakulärer Actionszenen, doch fehlt jede Art von „Charakter“-Bildung. Alles bleibt oberflächlich und austauschbar. Selbst große Mimen wie Geoffrey Rush als Göttervater Re verkommen zur Karikatur; der Sonnengott langweilt sich, obwohl er die Welt – als Running Gag - in regelmäßigen Abständen vor den Angriffen des Übermonsters Apophis rettet. In „Gods of Egypt“ zieht nichts Konsequenzen nach sich, nicht einmal der Tod.
Ganz weit weg von früheren Meisterwerken wie „Dark City“
(fd 33 277) spektakelt Regisseur Alex Proyas bar jeden Mysteriums vor sich hin und erschöpft seine visionäre Kraft in ermüdenden „Special Effects“-Orgien. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kämpfen sie auch im zweiten Teil genauso wacker und sinnlos weiter.