Das Leben scheint vorbestimmt, wenn man in den USA schwarz ist, in die Großstadt zieht und Eltern hat, die nicht vermögend sind. Wenn Nasir bin Olu Dara Jones auf eines jener Fotos schaut, auf denen er und seine Freunde vor den Wohnsilos in Queens posieren, wird seine Stimme nachdenklicher als sonst. Der eine wurde erschossen, der andere pendelt zwischen Knast und Illusionslosigkeit, wieder ein anderer verbüßt eine lebenslange Haftstrafe oder kommt frühestens in zehn Jahren frei. In einer Mischung aus Demut und Bestimmtheit weiß Nas zu rekapitulieren, warum er nicht denselben vorbestimmten Weg gegangen ist, den man „in the hood“ geht. Nas ist einer der Großen der Rapper-Szene. Mit gerade 19 Jahren hat er das Album „Illmatic“ aufgenommen, eines des einflussreichsten Alben der Hip-Hop-Geschichte. Regisseur One9 hat dem Musiker ein frühes, eindrucksvolles Denkmal gesetzt, in dem er ihn erzählen lässt. Zusammen mit seinem Bruder sinniert er über das Wundersame in seinem Leben, das vor allem seiner auf Bildung erpichten Mutter und seinem Vater zu verdanken ist, der von seinen vielen Reisen Bücher über Gott und die Welt mitgebracht hat. So lernte der Junge, seinen Frust zu artikulieren und unerhörte, philosophische Raps auf die vom Jazz des Vaters getönten Beats zu texten. „Nas: Time Is Illmatic“ besticht durch seine Ungezwungenheit, seinen Verzicht auf Glamour und schnelle Schnitte sowie eine brillante Tonmischung. Das Dokument ist wie sein Protagonist: etwas ganz Besonderes.