In einer futuristischen Welt, in der der individuelle Wert eines Menschen sowie alle seine Beziehungen von der Kompatibilität seiner kognitiven Frequenzmuster abhängen, beginnt sich ein „inkompatibles Paar“ füreinander zu interessieren. Als der Mann eine Methode entwickelt, mit Hilfe speziell codierter Wörter Kontakt zu der höherrangigen Frau aufzunehmen, wird er als gesellschaftlicher Gefahrenherd zum Ziel der Behörden. Wortreicher Science-Fiction-Film, der eher auf soziale und philosophische Aspekte als auf vordergründige Spezialeffekte setzt. Die streckenweise fesselnde Abhandlung über Determinismus, Zwischenmenschlichkeit und den Wert von Gefühlen gerät freilich mitunter etwas formelhaft und akademisch.
- Ab 14.
Frequencies
Science-Fiction | Großbritannien 2013 | 105 Minuten
Regie: Darren Paul Fisher
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Filmdaten
- Originaltitel
- OXV: THE MANUAL | FREQUENCIES
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- The Britpack Film Company
- Regie
- Darren Paul Fisher
- Buch
- Darren Paul Fisher
- Kamera
- James Watson
- Musik
- Blair Mowat
- Schnitt
- Darren Paul Fisher
- Darsteller
- Daniel Fraser (Zak) · Eleanor Wyld (Maire) · Dylan Llewellyn (Zak als Teenager) · Georgina Minter-Brown (Marie als Teenager) · Owen Pugh (Theo)
- Länge
- 105 Minuten
- Kinostart
- 09.04.2015
- Fsk
- ab 6 (DVD)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Science-Fiction
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs, ein Feature mit einer im Film nicht verwendeten Szene (3 Min.) sowie ein längeres „Making of“ (26 Min.).
Diskussion
„Frequencies“ bewegt ein faszinierender Gedanke. Was wäre, wenn die Kompatibilität zwischen Menschen nicht durch Sympathie, Gemeinsamkeiten oder die berühmte Chemie der Liebe bestimmt wäre, sondern durch die Summe des Wesens? Die Zukunft ist durch eine Frequenzzahl definiert, in der ein Mensch wirkt. Ist diese hoch, deutet sie auf kognitive Brillanz und das Fehlen von Emotionen hin, die am Erreichen der Ziele hindern. Ist sie niedrig, bedeutet das zwar nicht gleich das Ende, aber minimiert zumindest die Chancen auf Macht oder Führungsanspruch. Dieses System macht es die Welt berechenbarer. Könnte man meinen.
Marie-Curie Fortune und Isaac-Newton Midgeley wussten als Kleinkinder nichts von ihrer Inkompatibilität. Doch jetzt, wo sie ihr Ergebnis wie ein Schulzeugnis nach Hause tragen, ist ihnen klar, dass sie sich von nun an aus dem Weg zu gehen haben. Ihre „Frequenz“ liegt derart weit auseinander, dass sie allenfalls eine Minute pro Jahr miteinander kommunizieren können. Andernfalls würden alle inklusive ihrer Umgebung Schaden nehmen. Dennoch hält etwas die Hochgeborene und den Niedriggeborenen in Kontakt, so dass sie die jährliche Minute bis zum jungen Erwachsenenalter leidlich ausnutzen. Während Zak eine Seelenverwandtschaft spürt und herausfinden will, wie er seine Frequenz steigern kann, ist die emotionslose, hyperintelligente Marie darauf erpicht zu erfahren, wie denn Liebe „funktioniert“ – und Zak könnte ein ideales Forschungsobjekt darstellen.
„Auf der gleichen Wellenlänge liegen“, besitzt in dem Science-Fiction-Film von Darren Paul Fisher eine buchstäbliche, im wahrsten Sinne des Wortes existentielle Bedeutung. „Frequencies“ erzählt von einer determinierten Welt, in der Glaube und Gefühle durch Mathematik und Physik ersetzt worden sind. Damit sich das nicht ändert, wurde eine Behörde ins Leben gerufen, die Zak bald als Gefahr der bestehenden Ordnung betrachtet. Denn zusammen mit seinem Freund Theo entdecken Zak nämlich ein streng gehütetes Geheimnis: Der Klang bestimmter Wörter kann in besonderen Situationen die Frequenzen zwischen Menschen angleichen und somit die negativen Reaktionen in der Interaktion nivellieren. Mit einer eigens dafür entwickelten App, die die Lage im Zwischenmenschlichen sondiert und die passenden Wörter für die Konversation anzeigt, lassen sich die Frequenzen zwischen Zak und Marie manipulieren. Fortan ist Konversation, Beziehung, ja sogar Liebe über die Frequenzen hinweg möglich. Das aber ruft die Behörde auf den Plan!
„Frequencies“ gehört zu jener Art von Science Fiction, die sich mit Soziologie und Philosophie einer künftigen Gesellschaft beschäftigt. Deren literarische Apologeten (Issac Asimov, Stanislaw Lem, Herbert W. Franke) waren gleichzeitig Wegbereiter des Genres, bevor Warp-Antrieb, Todessterne und Laserschwerter die Szenerie bestimmten. Im Kino finden sich solche Werke nur ganz selten. Raumschiffe und fremde Galaxien sucht man in „Frequencies“ deshalb so vergeblich wie einst bei Andrew Niccols „Gattaca“ (fd 33 221). Bedrohlich und spannend ist die Szenerie dennoch, nur nicht actionreich.
Als Film ist „Frequencies“ damit eher eine Abhandlung über Zwischenmenschlichkeit und deren Codizes. Das mag trocken klingen und ist auch als postulierte „Romanze“ nur bedingt vermittelbar. Dass es über weite Strecken dennoch funktioniert, liegt in erster Linie an den charismatischen Hauptdarstellern Daniel Fraser und Eleanor Wyld, die mit ihren nicht selten leinwandfüllenden Gesichtern die Krux mit den Gefühlen plastisch vermitteln können. Das Drehbuch aber ist immens wortlastig, doch die Kamera lässt das Wenige, was die Handlung an Orten vorsieht, durchaus fesselnd erscheinen. Mit den Dialogen hätte der Regisseur durchaus kreativer, emotionsreicher spielen können. Auch die Musik und deren Historie, die zum Finale einen wichtigen Plotpoint beisteuert, hätte es verdient, mehr als nur eine nette Auflösung für einen spannenden Ansatz zu sein. Man stelle sich nur vor: Mozart & Co. als Strippenzieher des Zusammenlebens sowie als Harmonisierer menschlicher Frequenzen… Doch Darren Paul Fishers wählt einen betont akademischen Ansatz, der in etwa so emotionslos ist wie seine Protagonistin. Daher berührt „Gattaca“ weit mehr als „Frequencies“. Interessante Denkanstöße vermittelt der Film indes allemal.
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