Bornholmer Straße

Historienfilm | Deutschland 2014 | 88 Minuten

Regie: Christian Schwochow

Basierend auf der Geschichte des DDR-Grenzbeamten Oberstleutnant Harald Jäger (im Film Harald Schäfer), der nach der Erklärung von Günter Schabowski als erster die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik ohne Befehl öffnete, erzählt die glänzend inszenierte (Fernseh-)Komödie von dieser hochdramatischen Nacht am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin. Das historische Ereignis wird kammerspielartig fokussiert; getragen von innerer Spannung, changiert der Film raffiniert zwischen dem Kleinen und dem Großen und findet zu einer wunderbaren Balance aus Witz, Pathos und politischem Ernst. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
UFA FICTION/Degeto Film
Regie
Christian Schwochow
Buch
Heide Schwochow · Rainer Schwochow
Kamera
Frank Lamm
Musik
Daniel Sus
Schnitt
Jens Klüber
Darsteller
Charly Hübner (Harald Schäfer) · Milan Peschel (Ulrich Rotermund) · Ulrich Matthes (Hartmut Kummer) · Rainer Bock (Peter Arndt) · Max Hopp (Burkhard Schönhammer)
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Historienfilm | Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 1.78:1, dts-HD dt.)
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Diskussion
Es ist ein Wagnis, in Komödien-Form von dieser hochdramatischen Nacht am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin zu erzählen. Ein glänzend gemeistertes Wagnis und gewiss das Fernseh-Highlight der Gedenkfeierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. Anfangs mag man noch zweifeln, wenn Oberstleutnant Harald Schäfer (Charly Hübner) mit heftiger Magenverstimmung auf der Grenzstationstoilette sitzt, während ein unerlaubt die Grenze überschreitendes Hündchen zum „operativen Fahndungsfall“ wird. Da fragt man sich: Soll hier die Maueröffnung zu Ossi-Komödienklamauk vernudelt werden? Doch rasch nach dem Prolog verflüchtigen sich die Zweifel: Christian Schwochow findet für die denkwürdige Geschichte, die ein großes Ereignis kammerspielartig fokussiert, zu einer wunderbaren Balance aus Witz, Pathos und politischem Ernst. Grundiert von einer Spannung, die sich raffiniert zwischen dem Kleinen und dem Großen aufbaut, zwischen dem Streit um einen Keks und dem weltgeschichtlichen Augenblick. Die DDR-Grenzbeamten können es nicht fassen, als sie von Günter Schabowskis Erklärung hören: „Privatreisen nach dem Ausland können ab sofort ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden!“ Schon nähern sich die ersten Ostberliner und wollen in den Westen. Aber es gibt keine Anordnung, keinen Befehl aus der Zentrale zur neuen Reisefreiheit. Die Situation spitzt sich zwischen Komik und Brisanz immer irrwitziger zu, bis OL Schäfer seine Verdauungsprobleme ignoriert, sich zu einer Entscheidung aufrafft und sagen kann: „Ich habe heute am 9. November 1989 die Grenze geöffnet ohne Befehl!“ Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von dem Mann, der die Mauer öffnete. In Wirklichkeit hieß der Mann nicht Harald Schäfer, sondern Harald Jäger, und Gerhard Haase-Hindenberg hat seine Story in einem Buch festgehalten, das für „Bornholmer Straße“ als Vorlage dient. Christian Schwochow kennt sich mit DDR-Geschichten gut aus („Novemberkind“, „Westen“, „Der Turm“) und ist ein Meister prägnanter Figurenzeichnung. Hier die Ausreisewilligen, dort die Grenzer – in diesem Spannungsfeld lässt er sein Typen-Karussell kreiseln. Hier skizziert er mit wenigen Strichen anrührende Schicksale, dort fächert er die Charaktere mit komödiantischem Überschwang auf, porträtiert den Hilflosen, den Kauzigen, den Nachdenklichen, den Scharfmacher. Manchmal schildert Schwochow das Chaos am Grenzübergang als derart riskanten Tanz auf des Messers Schneide, dass man gar nicht mehr an einen glücklichen Ausgang der Geschichte glauben kann. Aber wir wissen: Es gibt das Happy End.
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