Es ist ein anspruchsvolles Unterfangen, die Erdgeschichte anhand des deutschen Staatsgebiets nachzeichnen zu wollen. Die spielfilmlange Naturdokumentation von Stefan Schneider handhabt das aber erstaunlich gut. Der Film beginnt mit Knochenfunden in der schwäbischen Alb Ende des 19. Jahrhunderts, springt dann 210 Millionen Jahre zurück in die Zeit, als Deutschland in der Nähe des Äquators lag. Ein Steinbruch in Bayern, im dem sich immer noch versteinerte Urwesen finden lassen, ist der Anlass, um erneut Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückzureisen. Diese steten Zeitsprünge geben dem Film mit der betont sonoren Narration von Max Moor Struktur und Rhythmus, verwirren aber zugleich auch durch das Fehlen einer stringenten Zeitlinie. Das hat mit dem Anspruch des Films zu tun, der abseits der Natur- und Tierdokumentation Informationen aus Paläontologie, Geologie und Geschichte liefern will. Diese Themenvielfalt kann allerdings nicht so erschöpfend und detailliert geschildert werden, wie man sich dies streckenweise vielleicht wünschen würde.
Stefan Schneider ist ein am „Terra X“-Fernsehformat geschulter Regisseur, der dessen Inszenierungsstil auch beim Kinodebüt treu bleibt. Elegante, oft in Zeitlupen verlangsamte Naturaufnahmen wechseln mit inszenierten Szenen, wenn Schauspieler etwa das Jagd- und Sozialverhalten des Neandertalers nachstellen. Computeranimationen werden bemüht, um die frühe Erdentstehung oder die Zeit der Dinosaurier zu illustrieren. Ein sinfonischer Musikteppich, manchmal von einer Sopranistin begleitet, übersteigert die Bilder und unterstreicht den episch-elegischen Grundton der Dokumentation.
Diese Form der Naturinszenierung ist seit Filmen wie „Das Geheimnis der Bäume“
(fd 42 131) von Luc Jacquet oder „Unsere Ozeane“
(fd 39 725) von Jacques Perrin und Jacques Cluzaud geläufig. Im Gegensatz zu diesen Filmen, die ganz auf die Wirkkraft der Bilder vertrauen, ist Schneider jedoch darum bemüht, den Zuschauer nicht mit seinen Eindrücken alleine zu entlassen; die Narration ist sehr genau, kein Bild bleibt ohne Kontext, nur wenige Einstellungen dienen der Ästhetisierung unserer Welt. Exemplarisch werden „deutsche“ Tiere in ihren Lebens- und Entstehungsräumen gezeigt, von der Gebirgsstelze über den domestizierten Wolf und den Seehasen hin zum Storch und den Schwärmen der Halsbandsittiche, die in Köln und in anderen Städten am Rhein das Stadtbild bunter machen.
Es gelingt dem Film, die Entstehungsgeschichte der Landmasse Deutschland mitsamt ihrer Fauna und geologischen Eigenheiten kurz, aber anschaulich zu schildern, obgleich der Film in seiner Inszenierung nichts Neues wagt und in der Abfolge der Ereignisse oft zu sprunghaft ist und die Vielfalt und Schönheit feiert, ohne sie je zu hinterfragen.