Dokumentarfilm | Deutschland 2014 | 73 Minuten

Regie: Daniel Burkholz

Dokumentarfilm über acht Menschen aus unterschiedlichen europäischen Ländern, die zunächst im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco und dann gegen den Faschismus generell kämpften. Trotz einer Fülle von Archivbildern lebt der kurzweilige Film in erster Linie von den überaus bewegenden, vornehmlich in deren Wohnungen aufgezeichneten Erinnerungen der hochbetagten Protagonisten und verzichtet dabei wohltuend auf überflüssiges Beiwerk. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Roadside Dokumentarfilm
Regie
Daniel Burkholz
Buch
Daniel Burkholz · Heike Geisweis · Sybille Fezer
Kamera
Daniel Burkholz
Schnitt
Jan-Malte Enning
Länge
73 Minuten
Kinostart
04.09.2014
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Erinnerungen von Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges sind zuhauf in Bild und Ton festgehalten worden. Allein die von Steven Spielberg ins Leben gerufene „Shoa Foundation“ hat mit viel Energie über 50.000 Zeugnisse archiviert, was um so gebotener erscheint, als die Überlebenden mit jedem Jahr weniger werden. Das gilt erst recht für Beteiligte am Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), deren Schicksale weit weniger oft dokumentiert wurden. „No Pasaran“ (was so viel wie „Lasst sie nicht vorbei“ bedeutet) stellt acht Menschen und ihre bewegenden Schicksale vor, die in Spanien gegen den Putschisten Franco und später in ganz Europa gegen den Faschismus gekämpft haben. Etwa den Niederländer Herman Scheerboom, der sich zunächst dem spanischen Widerstand anschloss, in Gefangenschaft geriet und bis 1943 in einem Lager saß, ehe er nach England entkam, wo er mit den Briten am 6. Juni 1944 die Landung in der Normandie mitmachte und half, seine Heimat von den Nationalsozialisten zu befreien. Der Filmemacher Daniel Burkholz begleitet den betagten Widerstandskämpfer zu Gedenkveranstaltungen und Vorträgen, lässt ihn aber vor allem erzählen. Scheerbaums Erinnerungen, detailliert und ohne jedes Pathos vorgetragen, vermitteln sinnfällig Eindrücke von der Dramatik des Spanischen Bürgerkrieges, der als Vorgeplänkel des Zweiten Wetkrieges außerhalb Spaniens weithin in Vergessenheit geraten ist. Überhaupt sind die Schilderungen der Zeitzeugen, die allesamt mit bewundernswerter Lebendigkeit erzählen, trotz einer Vielzahl von Fotos und bewegten Archivbildern das große Plus des Films. Die Inszenierung ist gut beraten, diese Schätze nicht durch effekthascherisches Beiwerk oder emotionalisierende Musik zu verfälschen. Bis auf ein paar Szenen von Überlandfahrten, die die Wechsel zwischen einzelnen Protagonisten markieren, beschränkt sich der Film auf klassische Oral History und demonstriert eindrucksvoll, dass dieses oft totgesagte Element des Dokumentarischen ungeheuer lebendig sein kann. Man muss nur die richtigen Protagonisten finden und sie reden zum Reden bringen. Nichts anderes hat Burkholz getan. Und so sitzen hier erstaunlich vitale Senioren in ihren Wohnungen, in denen gelegentlich noch ein Che-Guevara-Poster an der Wand hängt, oder in der Dorfkneipe und erzählen von ihrem Kampf gegen den Faschismus. Mancher wird dabei von seinen Gefühlen übermannt, wenn er von den täglichen Erschießungen im KZ berichtet; zwei französische Brüder hingegen scheinen ihr Glück noch immer nicht fassen zu können, dass sie sich nach Jahren des Kampfes unversehrt wiedertrafen. „No Pasaran“ ist ein sehenswerter Film über ein in Vergessenheit geratenes Stück Zeitgeschichte, dessen bleibenden Wert man auch daran erahnen kann, dass fünf der Zeitzeugen inzwischen verstorben sind.
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