Vor dieser düsteren Villa sträuben sich sogar dem bissigsten Hund die Fellhaare. Ein Geisterhaus, in dem sich unheimliche Dinge tun. Doch der rostrot-getigerte Kater Thunder hat keine Wahl. Seine Herrin hat ihn ausgesetzt. Ein neues Zuhause muss her, und so verschafft er sich unerlaubt Zutritt. Was gibt es hier, nach der ersten, ängstlich auf dem Dachboden verbrachten Nacht, nicht alles zu sehen: eine Glühbirne auf zwei Beinen, eine sprechende Primaballerina aus Blech, ein aufgedrehtes Glockentrio, Bubble Tom, der Seifenblasen spuckt, ein Musikautomat und ein Wasser sprudelnder Roboter – ein Hauch von „Toy Story“
(fd 31 830) weht durch die Villa, denn diese Spielzeuge sind nicht nur lebende, sondern auch beseelte Objekte.
Erfunden und zusammengeschraubt hat sie der Zauberer Lawrence, zusammengehalten und angeführt werden sie von zwei sprechenden Tieren, der vorlauten Maus Maggie und dem grummeligen Hasen Jack. Eine kunterbunte Truppe, die in Krankenhäusern die kleinen Patienten auf der Kinderstation mit magischer Unterhaltung aufmuntert.
Thunder wird schnell zum Liebling der kranken Kinder – sehr zum Unwillen von Maggie und Jack, die keinen Konkurrenten neben sich dulden. Doch man ahnt: Hier ist kein Platz für Neid und Feindschaft. Plötzlich muss Lawrence ins Krankenhaus, und sein raffgieriger Neffe Daniel will hinter seinem Rücken die Villa verkaufen. Ob Spielzeug oder Tier – jetzt müssen alle zusammenhalten, um mit ausgeklügeltem Spuk und pfiffigen Zaubertricks potentielle Kaufinteressenten zu vertreiben und das geliebte Zuhause zu verteidigen.
Ben Stassen und Jérémie Degruson haben bislang als Regisseure von „Sammys Abenteuer“
(fd 40 132) und „Sammys Abenteuer 2“
(fd 41 460) von sich reden gemacht. „Das magische Haus“ beruht lose auf dem zwölfminütigen Kurzfilm „Das Spukhaus“, den Stassen & Degruson im Jahr 2000 als IMAX-Produktion für einen Freizeitpark inszenierten. Mit der neuen Produktion hinterfragen sie spielerisch den Mythos des „Haunted House“-Genres und deuten ihn vor allem zur Tücke des Objekts um. Denn wirklich fürchten müssen sich kleine Zuschauer hier nicht. Der Einfallsreichtum, mit dem die Regisseure die verschiedenen Spielzeuge zunächst einführen und ihnen spezifische Charakterzüge zuweisen, ist von einer Detailfreude und Vielfalt, die sich hinter den großen Vorbildern von Walt Disney über „Alice im Wunderland“ (fd 2301) bis zur Spielzeugwelt von Pixar nicht verstecken muss.
Eine Fülle von Helfershelfern und magisch animierten Wesen, die nebenbei die Mythen der künstlichen Intelligenz und die Gesetze der Robotik reflektieren, lassen eine eigene Welt entstehen, in der Erwachsene wie Eindringlinge erscheinen. Auch die Streiche, mit denen Möbelpacker, Makler und Käufer vertrieben werden, sind visuell überraschend und originell inszeniert, dabei immer mit einem Auge für Action und Dynamik.
Das geschickt eingesetzte 3D erfasst und erschließt die Räume in ihrer ganzen Tiefe und verschafft die perfekte Illusion einer entfesselten Kamera. Gelegentlich fliegen Drachen oder Gegenstände auf den Zuschauer zu, so dass man sich schon ducken will; schon Thunders nächtliches Eindringen in die Villa über mehrere Ebenen und Stockwerke, über Äste und Bretter hinweg, ist visuell ein Bravourstück.
Die Botschaft, dass man nur zusammen etwas erreichen kann, ist für Kinder ebenso einfach wie einleuchtend erklärt, und auch ein unbeholfener und ängstlicher Außenseiter kann mit seinen Fähigkeiten und Eigenschaften der Gruppe helfen und zum Helden werden. Manchmal reicht es schon, eine Katzenallergie auszulösen.