Dokumentarfilm über eine Gruppe von Menschen aus verschiedenen Ländern, die an einer Berliner Volkshochschule einen Deutschkurs besuchen. Zehn Monate lang begleitet er die Protagonisten bis zur Prüfung, wobei der unkommentierte Film in wohldosierter Montage Einzelschicksale mit dem Gruppenunterricht in der Schule kombiniert und so ein differenziertes Bild der Migranten zeichnet, die in Deutschland bleiben möchten. Darüber hinaus hält die Dokumentation, die stilistisch weitgehend der Reportage verhaftet bleibt, auch den Deutschen einen Spiegel vor, da manche Rollenspiele über die Regularien unseres Zusammenlebens pure Realsatiren sind. Was dem Film neben allem gebotenen Ernst einen vergleichsweise hohen Unterhaltungswert beschert.
- Ab 12.
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Dokumentarfilm | Deutschland 2011 | 87 Minuten (24 B./sec.)
Regie: Britt Beyer
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2011
- Produktionsfirma
- Oktoberfilm Boldstein & Binninger/ZDF (Das kleine Fernsehspiel)
- Regie
- Britt Beyer
- Buch
- Britt Beyer
- Kamera
- Marcus Lenz
- Musik
- Bernd Jestram
- Schnitt
- Karen Lönneker · Andreas Wodraschke
- Länge
- 87 Minuten (24 B.
sec.) - Kinostart
- 25.04.2013
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Veröffentlicht am
15.03.2013 - 15:24:37
Diskussion
„Man muss immer sauber nach seine Hund machen“, fällt einem Teilnehmer ein, als der Lehrer nach Regeln für das Leben in Deutschland fragt. Ja, und pünktlich sollte man sein, ergänzt er dann noch. Der Mann ist einer von einem Dutzend Migranten, die an einer Berliner Volkshochschule einen Deutschkurs besuchen, um die deutsche Staatsbürgerschaft oder zumindest eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Den Nachweis über Grundkenntnisse in Sprache, Geschichte und Kultur des Landes muss inzwischen jeder Nicht-EU-Bürger erbringen, der hier leben möchte.
Über zehn Monate hat die Dokumentarfilmerin Britt Beyer den Lehrgang von der ersten Stunde bis zur Prüfung mit der Kamera begleitet. Ein Großteil des Films spielt sich deshalb innerhalb des schmucklosen und offenbar auch schlecht beheizten Unterrichtsraumes ab. Hier büffeln die erwachsenen Schüler Deutsche Grammatik, staunen über Idiome wie „beleidigte Leberwurst“ und üben in Rollenspielen Situationen wie Vorstellungsgespräche oder: „Wie verhalte ich mich, wenn sich ein Nachbar über zu viel Lärm in meiner Wohnung beschwert?“.
Einige Kursteilnehmer begleitet die Kamera auch außerhalb der Schule. Etwa die Palästinenserin Insaf, die schon seit 20 Jahren in Berlin lebt, aber immer noch des Deutschen kaum mächtig ist. Stets sei eine neue Schwangerschaft dazwischen gekommen, erklärt sie schulterzuckend und macht dabei den Eindruck, als wisse sie durchaus, dass diese Erklärung nicht sonderlich überzeugend wirkt. Den argentinischen Koch Jorge zog es vor einem halben Jahr der Liebe wegen nach Deutschland. Da seine Jobsuche („Können Sie Eisbein?“) bislang wenig erfolgreich verlaufen ist, möchte er jetzt selbst ein Bistro eröffnen. Bei einer Info-Veranstaltung erfährt er jedoch, dass er dafür zuerst einen Behörden-Marathon absolvieren muss.
In wohldosierter Montage kombiniert der unkommentierte Film solche Einzelschicksale mit dem Gruppenunterricht in der Schule. Nur gelegentlich geben einige der Protagonisten Statements für die Kamera ab, ansonsten bleibt diese konsequent in der Beobachterrolle. Das Verdienst dieser Langzeitbeobachtung besteht vor allem darin, dass sie ein überaus differenziertes Bild der Migranten zeichnet, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Deutschland bleiben möchten. Darüber hinaus hält die Dokumentation, die stilistisch weitgehend der Reportage verhaftet bleibt, auch den Deutschen einen Spiegel vor, da manche der Rollenspiele über die Regularien unseres Zusammenlebens pure Realsatiren sind. Was dem Film neben allem gebotenen Ernst einen vergleichsweise hohen Unterhaltungswert beschert.
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