Robert Miller steht mit dem Rücken zur Wand. Der New Yorker Hedgefonds-Manager will seine Firma verkaufen und hofft darauf, dass die Hunderte-Millionen-Dollar-Lücke in seinen Bilanzen nicht ans Tageslicht kommt. Er hat sich verspekuliert, und nur der erfolgreiche Verkauf der Firma kann ihn noch retten. Doch Ungemach droht auch von anderer Seite: Nach einem Abend mit seiner Mätresse stirbt diese bei einem Unfall. Robert flieht vom Ort des Unglücks. So vollkommen rücksichtslos wie Gordon Gecko in Oliver Stones "Wall Street"
(fd 26 649) ist der Finanzmanager Robert (Richard Gere) nicht – immerhin glaubt er daran, dass er im Kern Gutes tue, für seine Angestellten und seine Familie. Er versucht, sie vor der dunklen Wahrheit zu schützen: seine Frau, die sich mit Charity-Galas betäubt, um nicht an die Gespielinnen neben ihr denken zu müssen, und seine Tochter, die in der Firma die Finanzen managt und noch nichts weiß von den Verfehlungen ihres „Idols“.
Dem droht der Sturz, auch durch die Beharrlichkeit von Detektive Bryer (Tim Roth), der dem Zusammenhang zwischen Robert und der beim Autounfall verunglückten jungen Frau auf die Spur kommt und alles daran setzt, einen von „denen dort oben“ zu stürzen.
Regisseur Nicholas Jarecki hat sein Spielfilmdebüt als spannenden Thriller inszeniert, dessen Held kein Held ist, im Gegenteil: Robert hat alle Merkmale eines skrupellosen Machtmenschen, der glaubt, mit Geld jedes Problem aus der Welt schaffen zu können. Doch ist es nicht nur Richard Geres Charisma, das diesen Antihelden plastisch und vielschichtig erscheinen lässt. Jareckis Drehbuch schildert Robert detailgenau und ohne ihn zu dämonisieren: als einen Mann in einer hohen Position mit viel Verantwortung und weitreichenden Kompetenzen, der versucht, das entstandene Dilemma zu lösen, ohne dabei eine Spur der Zerstörung hinter sich herzuziehen.
Als einen Mann, der im Zuge seiner Karriere und seines Erfolgs aber mehr und mehr moralische Maßstäbe eingebüßt hat und sich wie selbstverständlich über das Gesetz hinwegsetzt.
Genau diese emotionale Ambivalenz macht den Reiz von „Arbitrage“ aus: Die Figurenpsychologie ist hier derart geschickt konstruiert, dass man Robert gewinnen sehen möchte – und sich doch zugleich für diesen Wunsch schämt.