Die Farben, in denen die Kindheit des Schriftsellers Blake Morrison herauf beschworen wird, sind freundlich-fröhlich: Das ländliche England der 1960er-Jahre erstrahlt im satten Grün und in den hellen Pastelltönen, die das Cottage und die Kleider der Morrisons prägen. Diese Heiterkeit ist allerdings nur der Spiegel für das Gemüt von Blakes Vater Arthur; für den Rest der Familie ist sie bloße Fassade. Der nachdenkliche junge Blake leidet heftig unter seinem Erzeuger. Dieser improvisiert sich als gutgelaunter Tausendsassa fröhlich und eigenwillig durchs Leben, nimmt dabei aber nicht wahr, wie rücksichtslos er über die Gefühle seiner Frau und seiner Kinder hinwegwalzt. Regisseur Anand Tucker konfrontiert den mittlerweile erwachsenen Blake, der sich immer noch danach sehnt, vom Vater als der anerkannt zu werden, der er ist, mit einer Rückschau auf die Kindheit, die durch den nahenden Tod des Vaters ausgelöst wird: Arthur dämmert im heimischen Ehebett, gepflegt von seiner Frau, seinem Ende entgegen; Blake beschließt, den Vater auf diesem letzten Weg zu begleiten und zieht deshalb wieder zu Hause ein – und stellt sich damit einer schmerzhaften Auseinandersetzung mit dem Vater, aber auch mit der Mutter, seiner Schwester und vor allem mit sich selbst.
Dank des großartigen Schauspieler-Gespanns Colin Firth und Jim Broadbent als Vater und Sohn, flankiert von einer beachtlichen Riege von Nebendarstellerinnen (u.a. Cary Mulligan als Love Interest des jungen Blake) gelingt dem Film eine einfühlsame Annäherung an sein Thema. Beide Darsteller navigieren souverän an den Fallstricken der Rührseligkeit vorbei; Firth dank seiner Kunst, britisches Understatement an der Oberfläche walten zu lassen, aber trotzdem transparent zu machen, welche Konflikte und Gefühlsstürme im Inneren seiner Figur toben; Broadbent dank der Fähigkeit, einen sehr sperrigen, skurrilen Charakter trotz aller Fehler menschlich-liebenswert erscheinen zu lassen. Auch Matthew Beard, der Blake als Teenager spielt, füllt seine Rolle mit einer paradoxen Mischung aus Unsicherheit und Frühreife aus. Leider traut sich die Inszenierung nicht, den Darstellern darin zu folgen und die unterschwellige Bitterkeit, die diese Vater-Sohn-Beziehung prägt, auch auszustellen, sondern sie ist eher um eine süßliche Abmilderung bemüht – vor allem durch die Musik und durch die in warmen Tönen, schönen Landschaften und gediegener Ausstattung schwelgende Bildsprache, aber auch dadurch, dass die Inszenierung Blakes Schock, den körperlichen Verfall der dominanten Vaterfigur mit anzusehen, nicht ungefiltert wiedergibt, sondern auf drastische Details verzichtet. Trotz solcher inszenatorischen Lauheit bleibt der Film dank des hervorragenden Drehbuches und der nuancierten, glaubwürdig gezeichneten Charaktere eine anrührende Auseinandersetzung mit einer höchst zwiespältigen Vater-Sohn-Beziehung und mit der Herausforderung, die Krankheit und Sterben des Vaters für den Rest der Familie bedeuten.