Der Name Thomas Broich weckt bei manchen Fußball-Fans in Deutschland Erinnerungen an eines der großen Mittelfeld-Talente der Bundesliga, dessen Name oft in einem Atemzug mit Sebastian Deisler, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski genannt wurde. Was macht Thomas Broich eigentlich heute? Spielt er noch Fußball? Ja, der inzwischen 30-Jährige bestreitet seinen Lebensunterhalt durchaus noch als Profi-Fußballer und ist in der vergangenen Saison mit dem Erstliga-Club Brisbane Roar australischer Meister geworden. Warum der Hoffnungsträger Thomas Broich erst ans andere Ende der Welt ziehen musste, um in der international eher zweitklassigen Liga sein (Fußball-)Glück zu finden, erzählt die Langzeitbeobachtung von Aljoscha Pause. Die Studie beginnt 2003, als Broich in der Zweiten Bundesliga bei Wacker Burghausen kickt. Schnell werden die Späher der etablierten Vereine auf ihn aufmerksam, und schließlich landet der gebürtige Bayer bei Borussia Mönchengladbach, wo er bald als künftiger Nationalspieler gehandelt wird. Doch aus (für Außenstehende) rätselhaften Gründen lässt der ganz große Durchbruch auf sich warten. Woran auch Broichs Wechsel zum 1. FC Köln nichts ändert, wo er mit dem selbstherrlichen Übungsleiter Christoph Daum keine gemeinsame Basis findet. Selbst als er später in Nürnberg unter Vertrag steht, dessen Trainer Michael Oenning ein enger Vertrauter aus Gladbacher Zeiten ist, geht es mit seiner Karriere weiter bergab. Das Ausnahmetalent verliert die Lust am Fußball, bis er 2010 beschließt, es in Australien zu versuchen.
„Tom meets Zizou“ (der Titel geht auf Broichs Verehrung für Zinédine Zidane zurück) ist das Porträt eines jungen Mannes, der nicht ins Raster des „klassischen“ Fußballprofis passte und an den Zwängen des Geschäfts zeitweilig zu zerbrechen drohte. Der Film folgt der Entwicklung seines Protagonisten chronologisch, wobei der Lauf der Dinge immer wieder von Sequenzen unterbrochen wird, in denen man einen sichtlich entspannten Broich beim Urlaub mit einem Freund in Australien sieht. Ansonsten ist es, neben einigen Weggefährten, vor allem der Fußballer selbst, der über sich Auskunft gibt. So schildert er, wie ihm sein Spitzname „Mozart“ schmeichelte, den ihm seine Kollegen in Burghausen gaben, weil er sich für klassische Musik interessierte, Bücher las oder Töpferkurse absolvierte. Dabei gibt sich Broich rückblickend durchaus selbstkritisch, wenn er erklärt, das Image des sensiblen Individualisten auch für die Medien gern gespielt zu haben. Zugleich räumt er ein, dass seine allseits vorausgesagte Karriere nicht zuletzt daran gescheitert sei, dass er oft einfach nicht gut gespielt habe. Dazu sieht man Broich beim Training, beim Kochen mit seiner Freundin in der gemeinsamen Wohnung oder beim Musizieren mit Freunden in der Kölner WG. Ab und an hat der Film auch seine heiteren Momente; etwa wenn Gladbach-Veteranen wie Berti Vogts, Udo Lattek und Horst Köppel am Rande des Stadions über die Talente des Neuzugangs sinnieren, was von unfreiwilliger Komik ist, oder wenn Christoph Daum angibt, „sehr gute und intensive Gespräche“ mit Broich geführt, der Gepriesene aber unmittelbar darauf erklärt, nie ernsthaft mit Daum geredet zu haben. So ist die Langzeitbeobachtung von Aljoscha Pause, der sich mit mehreren Fernsehproduktionen zum Thema Fußball einen Namen gemacht hat, das Porträt eines sympathischen Individualisten, der immer mehr als nur seinen Job im Kopf hatte und sich autoritären Trainern nicht beugen wollte. Eine Analyse der Strukturen des Profifußballs in Deutschland mit seinen Zwängen und finanziellen Interessen liefert der Film hingegen nicht, soforn man Aufnahmen aus der Umkleidekabine nicht schon als „Blick hinter die Kulissen“ verstehen will. Allerdings ist die Dokumentation für dieses Ergebnis doch arg lang geraten.