Schloß Vogelöd (1921)

Drama | Deutschland 1921 | 81 Minuten

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau

Die alljährliche Jagd auf Schloss Vogelöd fällt strömendem Regen zum Opfer, sodass sich die Anwesenden im Schloss aufhalten müssen. Die aufkommende Langeweile findet ein Ende, als der Besuch eines Grafen angekündigt wird, der ein Jahr zuvor seinen Bruder erschossen haben soll. Sein Auftauchen führt zu Reibereien mit der Witwe des Toten, die mit ihrem neuen Ehemann auf dem Schloss weilt. Ein mysteriöser Verwandter des Toten sorgt für weitere Verstörung. Stummfilm-Klassiker von Friedrich Wilhelm Murnau, der den trivialen Stoff souverän nutzt, um eine Atmosphäre aus Angst und Verunsicherung im Grenzbereich von Wirklichem und Unwirklichem zu erzeugen. (2002 restaurierte Fassung mit neuer Musik.) - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1921
Produktionsfirma
Decla-Bioskop/Uco-Film
Regie
Friedrich Wilhelm Murnau
Buch
Carl Mayer
Kamera
Fritz Arno Wagner · László Schäffer
Musik
Neil Brand
Schnitt
Fritz Arno Wagner · László Schäffer
Darsteller
Arnold Korff (Schlossherr von Vogelschrey) · Lulu Korff-Kyser (Centa von Vogelschrey) · Lothar Mehnert (Graf Johann Oetsch) · Paul Hartmann (Graf Peter Paul Oetsch) · Paul Bildt (Baron Safterstädt)
Länge
81 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Drama | Mystery
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Heimkino

Der Film ist in der 3-DVD-Murnau-Box (zusammen mit „Nosferatu“ und „Faust“) und als Einzeledition erhältlich. An internationalen Veröffentlichungen sind vor allem die englische (Eureka - The Masters of Cinema Series #108), die spanische (Divisa, unter dem Titel "El Castillo Vogelöd") und die US-amerikanische (KINO, unter dem Alternativtitel: "The Haunted Castle") bemerkenswert, die ebenfalls alle die restaurierte Fassung von 2002 der Murnau Stiftung (u.a. in Zusammenarbeit mit Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin/Koblenz und der Fundação Cinemateca Brasileira) enthalten. Bezüglich der Bonusmaterialien ist die Edition von Eureka besonders eindrücklich. Die Extras der deutschen Universum Edition umfasssen u.a. die Dokumentation "Klassiker der Filmkkunst: Friedrich Wilhelm Murnau" (50 Min.), die Dokumentation "Die Sprache der Schatten: Friedrich Wilhelm Murnau und seine Werke - Die frühen Werke" (31 Min) sowie ein 16-seitiges Booklet zum Film. Die "Universum"-Edition ist mit dem Silberling 2014 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Universum & Eureka (FF, DD2.0)
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„Schloss Vogelöd“ gilt nicht unbedingt als einer der besten Filme Murnaus. Aber was heißt das schon, wenn man „Nosferatu“, „Der letzte Mann“, „Faust“, „Sunrise“ und „Tabu“ in seinem Portfolio zu bieten hat? Gerade 16 Drehtage soll er für die Inszenierung gebraucht haben. Das spricht für die Effektivität des Regisseurs, aber auch für die relative Übersichtlichkeit des Sujets.

Diskussion
„Schloss Vogelöd“ gilt nicht unbedingt als einer der besten Filme Murnaus. Aber was heißt das schon, wenn man „Nosferatu“, „Der letzte Mann“, „Faust“, „Sunrise“ und „Tabu“ in seinem Portfolio zu bieten hat. Rudolf Stratz’ Fortsetzungsroman „Schloss Vogelöd“ war 1921 noch nicht komplett in der Berliner Illustrierten Zeitung erschienen, als Friedrich Wilhelm Murnau schon mit dem fertigen Film aufwartete. Gerade 16 Drehtage soll er für die Inszenierung der „Enthüllung eines Geheimnisses“ (so der damalige Untertitel) gebraucht haben. Das spricht für die Effektivität des Regisseurs, aber auch für die relative Übersichtlichkeit des Sujets. Ein landsitzartiges Anwesen, eine Jagdgesellschaft, gefangen von schier ewig währendem Herbstregen, ein ungebetener Gast, ein Mord in der Vergangenheit und ein auf mysteriöse Weise verschwundener Pater. Mehr braucht es nicht für ein „Whodunit“-Kammerspiel. Die zur Untätigkeit verdammte Herrenrunde langweilt sich bald, liegt das Anwesen doch weitab in einer verwunschenen Länderei. Doch es hat sich uneingeladener Besuch angesagt. Graf Johann Oetsch betritt das finstere Haus und ist gewillt, zu bleiben. Das hat gute Gründe, von denen die ebenso neugierige wie aufgebrachte Runde noch nichts ahnen kann. Der insinuierte Mord liegt länger zurück und steht alles andere als im Zentrum der Geschichte. Dennoch schafft es Murnau, eine unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen: mit Licht und Schatten, viel Leere und einem charismatischen, von Lothar Mehnert verkörperten Verdächtigen, der als ungebetener Gast auftritt, um sich auf wundersame Weise zu rehabilitieren. Mehnert ist im Filmgeschäft später kaum noch in Erscheinung getreten; mit seinen stechenden Augen verkörpert er hier eine Figur, die ebenso unschuldig wie abgrundtief böse sein könnte. Der morbide, ja fast obszöne Kern der Geschichte, in der die Frau des Toten eine tragende Rolle spielt (unschuldig und dennoch betörend dargestellt vom späteren UFA-Star Olga Tschechowa), kommt fast schon zu unspektakulär daher, wenn man bedenkt, wie mit gefallenen Frauengestalten im Kino der 1920er-Jahren in Regel umgegangen wurde. Dennoch vermag „Schloss Vogelöd“ zu fesseln. Die Brillanz der öden Tableaus mit ihren kahlen, überhohen Räumen oder die Albtraumsequenz, die die Krallenhand aus „Nosferatu“ vorwegnimmt, lassen das Seelendrama auch neun Jahrzehnte nach seiner Premiere goutieren. Endlich, muss man sagen, denn fünf Jahre nach den USA und drei Jahre nach Großbritannien erscheint die restaurierte Fassung von 2002 nun auch in ihrem Heimatland auf DVD. Wobei der Film vorerst nur in der 3-DVD-Murnau-Box (zusammen mit „Nosferatu“ und „Faust“) erhältlich ist; ein Vertrieb des Films als Einzel-DVD soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
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