Der festgelegte, extrem geordnete Alltag eines Lehrer-Ehepaars gerät aus den Fugen, als ihm auf dem Rückweg von einem Tanzwettbewerb ein Selbstmörder vors Auto läuft. Die Frau verliert bei dem Unfall ein Bein und der Mann das Gedächtnis. Ausgerechnet beim Unfallverursacher findet das Paar schließlich Aufnahme. Überbordende Komödie, deren Protagonisten an Stummfilm-Clowns erinnern und eine eigenbrötlerische Kreativität entwickeln.
- Ab 14.
Rumba
- | Frankreich/Belgien 2008 | 77 Minuten
Regie: Dominique Abel
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Filmdaten
- Originaltitel
- RUMBA
- Produktionsland
- Frankreich/Belgien
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- MK2 Prod./Courage Mon Amour/RTBF
- Regie
- Dominique Abel · Fiona Gordon · Bruno Romy
- Buch
- Dominique Abel · Fiona Gordon · Bruno Romy
- Kamera
- Claire Childeric
- Schnitt
- Sandrine Deegen
- Darsteller
- Dominique Abel (Dom) · Fiona Gordon (Fiona) · Philippe Martz (Der Selbstmörder) · Bruno Romy (Der Schokocroissant-Dieb)
- Länge
- 77 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Wenn die Eheleute Fiona und Dom zu Bett gehen, ist das die reinste Umstandskrämerei. Nach dem Gute-Nacht-Kuss werden erst Kissen und Decken ausgiebig zurecht gerückt, dann steht einer von beiden auf, um ein störendes Licht zu löschen, und kuschelt sich wieder sorgsam ein. Ein paar Sekunden später ist der andere an der Reihe, dieses Mal gilt es, ein Geräusch zu unterdrücken, ist das geschehen, geht es wieder zurück unter die warme Decke. Die Fortsetzung kann man sich denken, und am Ende ist es ein Wunder, dass sie beim ersten Hahnenschrei nicht immer noch mit dem Schlafzimmer-Inventar herum hantieren. Ein ganz anderes Bild bietet sich, wenn Fiona und Dom an ihrer Grundschule unterrichten. Hier schreiten sie forsch voran, ganz gleich, ob die Kinder noch folgen können: Dom hängt seine Zöglinge beim Sport buchstäblich ab, Fiona lehrt Englisch anhand zungenbrecherischer Wortkaskaden, mit denen Fischers Fritzchen unbedingt überfordert ist. Bald fragt man sich, wie diese Gegensätze zusammengehen, und bekommt des Rätsels Lösung auf dem silbernen Tablett serviert: Fiona und Dom machen alles wie zum ersten Mal. Das erklärt ihren unermüdlichen Enthusiasmus wie auch ihre wenig praktische Veranlagung.
Die beiden Hauptfiguren der belgischen Komödie „Rumba“ sind im gegenwärtigen Kino eine Klasse für sich, weil sie eigentlich der Zeit der Stummfilm-Clowns entstammen. Fiona und Dom kommen während der gesamten Geschichte beinahe ohne Worte aus, bewegen sich vor einer fest gezurrten Kamera und stehen nach kleinen und großen Schicksalsschlägen immer wieder auf. Die Väter der Klamotte haben in ihnen würdige Enkel gefunden, gerade weil sie deren technischen Aufwand noch unterbieten. Jede der quietschbunten Szenen ist für genau einen Scherz arrangiert, nach jedem Schnitt wird die nächste Pointe vorbereitet, wobei sich die Szenen manchmal so lange hinziehen, bis man erst nicht mehr und dann doch wieder lacht. Die Geschichte des Films ist simpel, wird aber durch die unglaublichsten Zufälle lustvoll verkompliziert: Auf dem Rückweg von einem Tanzwettbewerb weichen Fiona und Dom einem tollpatschigen Selbstmörder aus und kommen mit ihrem Auto von der Straße ab. Am nächsten Tag erwachen sie im Krankenhaus: Fiona hat ein Bein verloren und liegt im Ganzkörpergips, der äußerlich unversehrte Dom kann sich an nichts mehr erinnern. Kaum sind die beiden daheim, fängt Fionas Prothese Feuer, beim Versuch, den Brand zu löschen, fachen sie ihn nur weiter an, bis schließlich das ganze Haus in Flammen steht. Doch damit noch nicht genug: Dom verirrt sich, steigt in den nächstbesten Bus und läuft dem gramgebeugten Selbstmörder in die Arme. Der versucht, das durch ihn angerichtete Unheil wieder gutzumachen, indem er den Hilflosen bei sich aufnimmt und ihm Arbeit in seinem Strandbüdchen gibt.
Wie sich die beiden Liebenden verloren haben, ist damit verraten, wie sie sich wiederfinden, sollte man am besten selber sehen. Insbesondere die Freunde liebevoll in die Länge gezogener Possen dürften auf ihre Kosten kommen, Fiona Gordon und Dominique Abel, die Autoren und Regisseure (gemeinsam mit Bruno Romy) sowie Hauptdarsteller von „Rumba“ schlagen in dieser Hinsicht sogar Altmeister Jacques Tati. So viel eigenbrötlerische Kreativität kann auf die Dauer auch ganz schön nervig sein, trotzdem kriegen Fiona und Dom verlässlich die Kurve ins Schrullig-Komische. Eine Sequenz illustriert ihren Humor auf grandiose Weise: Während sich die getrennten Liebenden ganz nahe sind und sich dabei stets verpassen, schleichen zwei Schnecken quälend langsam aufeinander zu. Die Tiere können nicht zueinander kommen, doch man ahnt, dass die menschlichen Helden bald nichts mehr voneinander trennen kann.
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