Alien Teacher

Kinderfilm | Dänemark 2007 | 93 Minuten

Regie: Ole Bornedal

Ein kleiner Schüler, der durch den Unfalltod seiner Mutter traumatisiert ist, wird mit einer neuen Vertretungslehrerin konfrontiert, die merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legt und über Kenntnisse und Geräte verfügt, die nicht von dieser Welt scheinen. Der in düsteren Farben gehaltene Fantasy-Film nutzt Versatzstücke des Horrorfilms in kindertauglicher Form, um mit guten Darstellern von der Kraft der Liebe zu erzählen. Diese hilft auch über Schicksalsschläge hinweg und weist Wege aus der Krise. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
VIKAREN
Produktionsland
Dänemark
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Thura Film
Regie
Ole Bornedal
Buch
Ole Bornedal · Henrik Prip
Kamera
Dan Laustsen
Musik
Marco Beltrami
Schnitt
Thomas Krag
Darsteller
Paprika Steen (Ulla) · Ulrich Thomsen (Jesper) · Jonas Wandschneider (Carl) · Nikolaj Falkenberg-Klok (Philip) · Emma Juel Justesen (Rikke)
Länge
93 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
MFA (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
So synthetisch der Titel klingen mag, so sehenswert ist der dänische Kinderfilm von Ole Bornedal. Es geht um Carl, einen Jungen, der sich von einem schweren Schicksalsschlag erholen muss: Er verlor seine Mutter bei einem Autounfall und ist seitdem in sich gekehrt und still. Sein Vater Jasper hat ein Buch über die unbändige Kraft der Liebe geschrieben, die alles zu besiegen in der Lage sei. Dieses Credo ist nun interessant für eine außerirdische Rasse, die sich in einem ewig andauernden Krieg befindet und die Liebe entbehrt. Bald erhält die Klasse 6B eine Vertretungslehrerin, die es in sich hat: Frau Ulla Harms ist eines jener Aliens, denen die Liebe unbekannt ist und unter denen sie in Anlehnung an das Buch von Carls Vater als wirksamste Waffe gehandelt wird. Die Mittvierzigerin mit der blonden Mähne und den starren Augen überrascht die Schüler mit einer Vielzahl ungewöhnlicher Verhaltensweisen: Sie kennt nicht nur von Anfang an die Namen von allen, sondern behauptet auch, alles, wirklich alles, zu wissen. So löst sie schwierigste mathematische Aufgaben, die ihr die Kinder stellen, kann sagen, wer mit wem knutscht, und durchschaut – sehr zu Carls Beunruhigung –, was die Kinder denken. Wie ein Insekt dreht sie stets blitzartig den Kopf und schaut ihr Gegenüber mit kalten Augen an. Ihre schroffe Art, ihre Ungeduld und raschen Gemütsschwankungen lassen die Kinder gegen sie rebellieren und provozieren einen Elternabend. Hier beobachtet Carl, der vor der Halle wartet, wie die Lehrerin aus einer Metallkugel einen Mann hervorzaubert, der sich gleich darauf den ungläubig applaudierenden Eltern als der Bildungsminister präsentiert und eine Lobeshymne auf die neue Lehrerin anstimmt. Zeitgleich durchwühlt Carl die Tasche, in der die Minister-Kugel lag, und findet Merkwürdiges: Fotos von ihm und Mitschülern an einem Ort, an dem sie – bislang zumindest – noch nie waren. Ungemach droht auch im Privaten: Carls vereinsamter Vater lädt zum Dinner bei Kerzenschein, doch nicht etwa die hübsche Polizistin, die vor kurzem ein paar Häuser weiter eingezogen ist, sondern die verhasste Lehrerin. Zu allem Überfluss werden die Kinder schließlich zu einer Reise nach Paris genötigt, und allen schwant, dass sie dieses Reiseziel mit dieser Lehrerin wohl kaum erreichen werden. Regisseur Bornedal hatte Mitte der 1990er-Jahre seinen Durchbruch mit „Nachtwache“ (fd 31 178), einem verhaltenen Horrorfilm über einen Studenten, der in der Pathologie als Nachtwächter arbeitet – ein Werk, dessen Erfolg so groß war, dass er selbst ein amerikanisches Remake inszenieren konnte („Freeze – Alptraum Nachtwache“, fd 33 253). „Alien Teacher“ spielt nun wieder mit den Versatzstücken des Horrorfilms, wenn auch in einer abgeschwächten, kindertauglichen Form. Der ganze Film ist düster, in Erdfarben und Grau-/Blautönen gehalten, und erinnert an eine der böseren Kindergeschichten von Roald Dahl. Sorgsam und umsichtig inszeniert Bornedal seine Geschichte; die Trauer von Carl wird ernst genommen und ist kein beliebiger Hintergrund. Selbst der Vater, der noch nicht fähig scheint, alleine mit seinen Kindern leben zu können, wird in seiner Sehnsucht erstaunlich exakt gezeichnet. Sehenswert ist der Auftritt von Paprika Steen (u.a. „Adams Äpfel“, fd 37 779), die als Außerirdische durchaus unheimlich ist und sichtlich Freude an ihrer Rolle als böses Weib vom anderen Stern hat. Hat Carl erst einmal die Außerirdische besiegt und seine Kameraden und seinen Vater gerettet, will ihn das Mädchen, das er mag, küssen. Er sträubt sich, doch sie küsst ihn dennoch: Jede gute Geschichte endet mit Lippen, die aufeinander treffen, spricht eine Erzählerstimme im Epilog – zumindest für „Alien Teacher“ stimmt dieser Ausspruch.
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