Monsanto, mit Gift und Genen

Dokumentarfilm | Frankreich/Kanada/Deutschland 2007 | 107 Minuten

Regie: Marie-Monique Robin

Dokumentation über die Machenschaften des US-Konzerns Monsanto, der in der Gen-Forschung auf dem Sektor landwirtschaftliche Nutzpflanzen den Weltmarkt beherrscht. Skandalöse Verquickungen zwischen der Firma und wichtigen Politikern haben dem Konzern eine Art Weltmonopolstellung verschafft. Neben Interviews mit (ehemals) Verantwortlichen und Kritikern wird dabei oft auf den Off-Kommentar zurückgegriffen, um komplexe Zusammenhänge zu erläutern. In seinen filmischen Erzählmitteln eher bescheiden, überzeugt der Film durch die Brisanz der aufgezeigten Fakten. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
LE MONDE SELON MONSANTO | THE WORLD ACCORDING TO MONSANTO
Produktionsland
Frankreich/Kanada/Deutschland
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
ARTE France/Image et Compagnie/Office national du film du Canada/Prod.Thalie /WDR
Regie
Marie-Monique Robin
Buch
Marie-Monique Robin
Kamera
Guillaume Martin · Arnaud Manir · Bernard Cazedepats · Frédéric Vassort
Musik
Olivier Auriol
Schnitt
Françoise Boulege
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f (DVD ab 0)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
absolut (16:9, 1.78:1, DD2.0 frz./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Die beiden Hobbygärtner, die in der Nähe von Paris den Waschzettel eines von ihnen geschätzten Unkrautvertilgungsmittels studieren, sind ein wenig irritiert. Früher stand auf dem Etikett immer „biologisch abbaubar“, doch auf der neu gekauften Packung fehlt dieser Hinweis. In der nächsten Sequenz sieht man einen US-Bauern, der inmitten seines Soja-Feldes steht und dasselbe Mittel mit dem Namen „Roundup“ über den grünen Klee lobt. Nicht nur dem Unkraut, so der Farmer, sondern allen Pflanzen mache die Chemikalie zuverlässig den Garaus. Nur die Sojabohne gedeihe trotz der regelmäßigen Spritzkuren überaus prächtig. Was kein Wunder ist, schließlich handelt es sich hier um genmanipulierte Pflanzen, die von der amerikanischen Firma Monsanto eigens entwickelt wurden, um dem Gift standzuhalten. Derselben Firma, die auch „Roundup“ vertreibt und die in der Gen-Forschung auf dem Sektor der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen inzwischen den Weltmarkt beherrscht. Dass dem Unternehmen der Werbezusatz „ökologisch abbaubar“ wegen vorsätzlicher Irreführung per Gerichtsbeschluss untersagt wurde, kümmert den Farmer wenig. In ihrem Dokumentarfilm nimmt Marie-Monique Robin die dubiosen Machenschaften des Unternehmens Monsanto akribisch unter die Lupe. Nach ihren Recherchen steht das Unternehmen für eine ganze Reihe von Skandalen, die bislang stets von der US-Politik gedeckt oder vertuscht wurden. So war das Unternehmen der Lieferant für Agent Orange, mit dem die US-Militärs während des Vietnam-Krieges sogar ohne Rücksicht auf die eigenen GIs großflächig Wälder entlaubten. Monsanto steht auch für die Verseuchung einer Kleinstadt in Alabama mit PCB, worunter die Bewohner bis heute zu leiden haben. Die eigentliche Brisanz dieser Dokumentation erwächst jedoch in dem Nachweis, wie es den Lobbyisten des Unternehmens durch enge Zusammenarbeit mit Politikern und Behörden gelang, zweifelhafte Produkte und Patente trotz wissenschaftlicher Bedenken auf den Markt zu bringen. Akribisch listet die Filmemacherin personelle Wanderungsbewegungen auf. Da wechselten Monsanto-Manager in die Politik und wieder zurück, und umgekehrt saßen hochrangige Politiker in den Aufsichtsgremien des Unternehmens, um teils unter Missachtung geltender Gesetze die weltweiten Expansionsbestrebungen der Firma mit genmanipulierten Nahrungsmitteln durchzusetzen. An Fallbeispielen aus Indien und Mexiko zeigt der Film anschaulich, wie erfolgreich die Verantwortlichen dabei waren, Monsanto zum Quasi-Monopolisten für entsprechendes Saatgut zu machen. Um die komplexen Hintergründe dieser Strategien aufzuzeigen, braucht der Aufklärungsfilm neben den Statements von (ehemals) Verantwortlichen und Kritikern vergleichsweise viel Off-Kommentar. Als weiteres Stilmittel dokumentiert die Filmemacherin ihre eigene Recherche im Internet. Regelmäßig sieht man sie vor einem stilisierten schwarzen Hintergrund an einem PC sitzen und Stichworte eingeben. Was die Produktion (sicherlich unbeabsichtigt) zu einem Werbefilm für eine allseits bekannte Suchmaschine macht, ihr jedoch nichts von ihrer Brisanz nimmt. Ob „Monsanto“ allerdings ein Jahr nach seiner Fernsehausstrahlung eine Kinoleinwand braucht, darf getrost bezweifelt werden. Denn abgesehen von einigen Road-Movie-Sequenzen von den Anfahrten zu den Interview-Partnern nimmt sich sein filmisches Repertoire eher bescheiden aus.
Kommentar verfassen

Kommentieren