Obwohl sich seine letzte Liebe als Intrige der Konkurrenz entpuppte und ihn fast sein Unternehmen gekostet hätte, ist ein Geschäftsmann angesichts einer schönen Frau bereit, sich noch einmal zu verlieben. Diesmal allerdings will er nichts dem Zufall überlassen: Ein Detektiv soll die Angebetete nach allen Regeln der Überwachungskunst ausspionieren. Turbulente Komödie in Screwball-Manier, die ihre mitreißende Wirkung glänzend aufgelegten Darstellern und der Liebe zum inszenatorischen Detail verdankt. Die wunderbare Lektion beschwört dabei das Risiko der Liebe, zu dem das gegenseitige Kennenlernen und Geheimnisse gehören.
- Sehenswert ab 14.
Kann das Liebe sein?
Komödie | Frankreich 2007 | 90 Minuten
Regie: Pierre Jolivet
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Filmdaten
- Originaltitel
- JE CROIS QUE JE L'AIME
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Vendredi Film/Studio Canal/TF 1 Films Prod./Canal +
- Regie
- Pierre Jolivet
- Buch
- Pierre Jolivet · Simon Michaël
- Kamera
- Pascal Ridao
- Schnitt
- Yves Deschamps
- Darsteller
- Vincent Lindon (Lucas) · Sandrine Bonnaire (Elsa) · François Berléand (Roland Christin) · Kad Merad (Rachid) · Liane Foly (Larozière)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie | Liebesfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Wenn es denn unbedingt eine komödiantisch-boulevardeske Meditation über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von „Liebe“ in unseren modernen, von aufdringlicher Kommunikationstechnologie geprägten Zeiten geben muss, dann bitte so wie in dieser quirligen, espritgesättigten Komödie von Pierre Jolivet (Drehbuch, Regie) und Simon Michaël (Drehbuch): Lucas ist ein erfolgreicher Geschäftsmann im Bereich der global operierenden Telekommunikation. In diesem Metier wird offenbar mit allen Mitteln gearbeitet. Man muss permanent auf der Hut vor der Konkurrenz und ihren Intrigen sein. Dass seine letzte große Liebe ausgerechnet von eben jener Konkurrenz bezahlt wurde, um Industriespionage zu betreiben, hat Lucas schwer traumatisiert. Seine daraus resultierenden Depressionen ließen den Aktienkurs der Firma ins Bodenlose stürzen. Als er dann die selbstbewusste Keramikkünstlerin Elsa kennenlernt – Sandrine Bonnaire, göttlich wie immer, komödiantisch wie selten –, die immerhin schon einmal eine Liaison mit dem Popmusiker Peter Gabriel hatte und zudem mit einem bekannten japanischen Sumo-Ringer befreundet ist, liegt es für ihn trotzdem durchaus im Bereich des Vorstellbaren, sich demnächst heftig zu verlieben. Für diejenigen seiner Mitarbeiter, die noch immer Aktienanteile an der Firma besitzen, eine Schreckensnachricht!
Doch Lucas hat aus seinen Fehlern gelernt: Durch den Einsatz seines Sicherheitschefs Roland will er sein Risiko in Sachen Liebe minimieren. Ist Elsa eine Spionin? Im Zuge der Nachforschungen kann weiterhin geklärt werden: Ist sie liiert? Lesbisch? Drogenabhängig? Mit Hilfe modernster Investigationstechnologie spioniert Roland Elsa aus, verwanzt ihre Wohnung und ihr Studio, was spätestens dann zum Problem wird, als Lucas mitten im tete-à-tete mit ihr telefonisch erfährt, dass der Blickwinkel der Überwachungskamera in ihrem Schlafzimmer rund 80 Prozent des Raumes abdeckt. In solchen Momenten kippt der Film fast schon in Richtung Slapstick. Wenn immer mehrere Handys gleichzeitig klingeln – der Film liefert eine aparte akustische Choreografie von Klingeltönen – und ein straffer Zeitplan den Alltag dominiert, ist es schwer, überhaupt eine Verabredung zu treffen, die nicht gleichzeitig als Geschäftsessen dienen muss. Schwierig ist es zudem, zwischen zwei Terminen und diversen Telefonaten und Telefon- bzw. Videokonferenzen einen klaren Gedanken zu fassen. Und wenn man dank seines Privatdetektivs fast alles über sein Gegenüber weiß, muss man sich gehörig sputen, dieses Mehr-Wissen in der Liebeskommunikation gleich wieder zu „vergessen“. Oder zumindest so tun! Denn die Liebe lebt ja vom gemeinsamen Erfahren und Erzählen von Intimität. Ein einziges „Ich weiß“ im falschen Moment richtet da viel Schaden an. Und wenn es der Zufall will und beide Partner gleichzeitig über Mehr-Wissen verfügen und dies dementieren müssen, dann steht man vor einer Screwball Comedy, bei der eine Abfolge von Missgeschicken für ein sich immer steigerndes Tempo sorgt und – gegen alle Wahrscheinlichkeit – nur eine Mischung aus Mitleid und der Mut zum „Trotzdem!“ zum liebestauglichen Happy End führt.
„Kann das Liebe sein?“ ist eine romantische Lektion darüber, dass ein Risiko der Liebe inhärent sein muss, dass die Emotionen ohne Geheimnisse leer laufen, dass zur Liebe auch der Respekt vor dem Gegenüber gehört. Insofern wäre die titelgebende Frage in ein „Kann das jetzt noch Liebe werden?“ umzuformulieren. Der Weg zu dieser Einsicht produziert eine turbulente Komödie mit bemerkenswert viel Liebe zum Detail und einer ganzen Reihe von glänzend aufgelegten Darstellern, die sich einen Spaß daraus machen, einfach zu behaupten, dass eine solche Geschichte sich so ohnehin nur in einer einzigen Stadt ereignen kann, ohne lächerlich zu wirken. Schließlich heißt es nicht grundlos: „Ganz Paris träumt von der Liebe!“
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