Zwei Freundinnen aus der bayerischen Provinz in der Nähe von Dachau, die langsam erwachsen werden und von der großen Welt und der Liebe träumen, sich in ihrer eigenen Haut aber ganz wohl fühlen, müssen sich über ihre wahren Wünsche und Ziele klar werden. Ein entspannter, zugleich genau beobachtender Jugend- und Familienfilm, der die Sorgen seiner Protagonistinnen ernst nimmt. Eine stimmungsvolle Mischung aus Heimatfilmelementen und skurrilem Humor, bei der die ländliche Idylle freilich kaum hinterfragt, sondern als Raum eines behaglichen Daseins gezeichnet wird. (Erster Teil einer als Trilogie konzipierte Reihe; vgl. auch "Beste Gegend".)
- Ab 14.
Beste Zeit
Familienfilm | Deutschland 2007 | 95 Minuten
Regie: Marcus H. Rosenmüller
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Monaco Film
- Regie
- Marcus H. Rosenmüller
- Buch
- Karin Michalke
- Kamera
- Helmut Pirnat
- Musik
- Gerd Baumann
- Schnitt
- Anne Loewer
- Darsteller
- Anna Maria Sturm (Kati) · Rosalie Thomass (Jo) · Ferdinand Schmidt-Modrow (Rocky) · Florian Brückner (Mike) · Volker Bruch (Toni)
- Länge
- 95 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Familienfilm | Jugendfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Irgendwo in Bayern: Ein junges Mädchen klettert heimlich von der mit Geranien geschmückten Veranda in den Hof hinunter. Wenig später sitzt es mit einer Freundin beim ersten Tageslicht in einem VW-Bus. Am Rückspiegel hängt ein Rosenkranz, sommerlicher Nebel wabert über den Wiesen. Die beiden rauchen im Schein der aufgehenden Sonne eine Zigarette und reden über die Welt, die Liebe und das Leben auf dem Land, denn, so eine Erkenntnis im breiten bayerischen Dialekt: „Liebe ist’s, wenn’s größer ist als Freiheit“.
Kati und Jo sind immer schon beste Freundinnen gewesen. Jetzt werden sie langsam erwachsen. Kati wird 17 und ihre Probleme sind überschaubar: Sie lebt im Dauerstreit mit ihrem Vater, während die Mutter und der Großvater versuchen, zwischen den Streithähnen zu vermitteln. Kati hat auch einen Freund – wenigstens beinahe –, der fährt einen roten Wagen, ist bei der Bundeswehr, spielt Fußball und hat auch sonst viel zu tun. Aber wenn er sagt, „Ich hab dich schon vermisst, Baby“, denkt sie, dass dies vielleicht die große Liebe sei. Kati möchte irgendwie weg, doch andererseits auch wieder nicht. Als sie einen Platz in einem Austauschprogramm für die USA bekommt, wird es ihr mulmig: Ist die „beste Zeit“ ihres Lebens schon zu Ende? „Aber da versäum ich doch ein ganzes Jahr!“, sagt sie. Jo aber wiegelt ab, ist sicher, dass die Freundin daheim nichts versäumen wird.
Der Film konzentriert sich im wesentlichen auf die beiden jungen Frauen; die anderen Figuren bleiben im Vergleich dazu blass: der cholerisch-mürrische Vater, die schlichtende Mutter, der wortkarge Opa auf dem Traktor – alle sympathisch, aber durchweg harmlos, ganz wie der Freundeskreis: Rocky, der gute Kumpel, der schon lange in Kati verliebt ist; Toni, der mundfaule Musiker, den Jo anhimmelt, doch der sich in Zurückhaltung übt, oder Mike, der zwielichtige Vereinsmeier. „Beste Zeit“, der dritte Film Marcus H. Rosenmüllers, knüpft an den Erfolg von „Wer früher stirbt ist länger tot“ (fd 37 745) an. Eine Mischung vertrauter Elemente des Heimatfilms mit skurrilem Humor und sensibler Beobachtung von Heranwachsenden, kombiniert mit unbeschwerter, bisweilen geballter Harmlosigkeit. „Beste Zeit“ zeigt Landschaft mit Rockmusik und das neue bayerische Lebensgefühl; den Schwung, die Spannung und die Eindringlichkeit des Erstlings erreicht „Beste Zeit“ allerdings nicht, auch wenn immer etwas passiert: die heilige Jeans landet im Müllauto, der VW-Bus im Graben, der Laster ebenfalls; der BMW springt nicht an und der Auflauf verkohlt im Backofen.
Katis träumerischer Blick rückt häufig ins Bild, aber die Wiederholung, die in den komischen Elementen funktioniert, wirkt in den verhaltenen Teilen unentschlossen. Es ist das alte, ewige Dorf, das hier vorgeführt wird: Es gibt keine Mobiltelefone, und die Wahlplakate an der Bushaltestelle zeigen die ewig gleichen Parolen von „Zukunft und Sicherheit“ bis „Endlich aussteigen“ – allerdings von fiktiven Parteien. Kühe muhen, das Pferd wird beschlagen und im Hintergrund gackern die Hühner. Selbst die Flugzeuge, die über dem Dachauer Land den Münchner Flughafen anfliegen, passen irgendwie in den bukolischen Gesamteindruck. Doch auch in ihren weniger harmonischen Seiten reproduziert Rosenmüller die „gute alte Zeit“: „Solange du meinen Kühlschrank leer frisst, wird nicht geraucht“, sagt Katis Vater zu seiner trotzigen Tochter. Wirklich hinterfragt wird die ländliche Idylle durch solche Konflikte indes nicht. Schließlich schneidet sich Kati die Haare ab, halblang, nicht kurz – aber vielleicht ist das charakteristisch für eine gewisse unentschlossene Behaglichkeit, die den ganzen Film durchzieht. Dann nimmt sie ihren Rucksack und geht.
„Beste Zeit“ zeigt eine Generation, die sich wohlzufühlen scheint. Daher ist der Film keine Auseinandersetzung mit den wirklichen Problemen Jugendlicher, eher ein Film für die ganze Familie, der vertraute Klischees bemüht und die Sorgen der Eltern in Bezug auf ihre pubertierenden Kinder zerstreut: Vielleicht sind deren Laster ja doch viel harmloser als mancher befürchtet.
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