Anders als den weltweit bekannten Helden des Comic-Verlags Marvel wie Spiderman oder dem Hulk ist der Comicfigur „Ghost Rider“ in hiesigen Breitengraden nur ein Schattendasein vergönnt. Das liegt einerseits an der etwas stiefmütterlichen Behandlung der Marke durch den Verlag (die Hauptfiguren wurden zeitweise ausgetauscht, Charaktere verändert) und andererseits gewiss an der wilden Mixtur, die „Ghost Rider“ darstellt: Wild-West-Romantik, Motorräder und eine gehörige Portion Okkultismus werden zu einem Ganzen zusammengezurrt: Barton Blaze ist ein Motorrad-Stuntfahrer ganz im Stile Evel Knievels, der auf Jahrmärkten über diverse Hindernisse oder durch Feuerreifen springt. Als ob der Beruf nicht schon gefährlich genug wäre, ist er auch noch Kettenraucher. Sein Sohn Johnny entdeckt die ärztliche Diagnose – ein streuender Krebs droht den Vater zu töten. Doch am selben Abend kommt ein Mann zu dem Jungen und verspricht ihm, dass sein Vater bereits am nächsten Morgen geheilt sein werde, im Tausch gegen die Seele des Jungen. Doch ist dieser Mephisto weit weniger geduldig als der in Goethes Faust: bereits am Abend lässt er den vom Krebs genesenen Vater bei seiner Show sterben, Johnny ist ab nun ein „Ghost Rider“ auf Abruf und damit eine Art Steuereintreiber des Teufels. Was der Zuschauer bereits aus dem Prolog kennt, erfährt der nunmehr erwachsene Johnny erst nach etwa 45 Minuten, denn einmal „aktiviert“, verbrennt seine Haut – aber nicht seine Kleidung – und der Ghost Rider erscheint in ganzer Pracht: als Skelett im Leder-Outfit mit brennendem Schädel und einer Kette als Peitsche. Auf einem brennenden Motorrad sieht die Figur aus, als wäre sie einem tätowierten Biker vom Oberarm geflüchtet.
Selbstredend braucht ein Held auch eine Frau, die er aus der Ferne lieben und bei Gelegenheit retten kann: Eva Mendes spielt diese Frau, die unabhängig von ihrer Schönheit nur wenig zum Geschehen beitragen darf. Als rasende Reporterin und Jugendliebe versucht sie Johnny nahe zu kommen, der in immer spektakuläreren Shows den einen Vorteil, den der Pakt mit sich brachte, nutzt: seine Unsterblichkeit. Bald lernt er gar seine Verwandlung zu steuern, bislang löste allein die Anwesenheit „böser“ Seelen seine Metamorphose aus. Nicolas Cage gibt sich als bekennender Liebhaber der Comicserie und ringt seiner Figur durchaus unterhaltsame Sequenzen ab, wenn er beispielsweise versucht, durch Gesten eine Nadel zu desinfizieren, bis er darauf hingewiesen wird, dass das kochende Wasser vor ihm ein probateres Mittel zur Lösung dieses Problems sei. So ist „Ghost Rider“ keine schlechte Comicverfilmung, aber auch keine rundum gelungene: der Plot ist zu simpel, die Figur zu eindimensional, um sich mit Filmen wie „Batman Begins“
(fd 37 111) messen zu können. Roger Corman hätte seinerzeit mit geringem Budget ähnliches zustande gebracht. Das heutige Hollywood dagegen brauchte die gigantische Summe von über 120 Millionen Dollar, um einen soliden B-Movie zu produzieren. Und so viel Geld ist der Film dann doch nicht wert.