Kabhi Alvida Naa Kehna - Bis dass das Glück uns scheidet

Melodram | Indien 2006 | 185 (gek. 160) Minuten

Regie: Karan Johar

Eine von ihrer Ehe enttäuschte, in New York lebende indische Lehrerin verliebt sich in einen ebenfalls verheirateten indischen Ex-Fußballspieler, dessen Ehe zu scheitern droht, seit er nach einem Unfall seine Aussicht auf eine Profikarriere verloren hat und in Zynismus versinkt. Die beiden Liebenden versuchen alles, um ihr Verhältnis auf freundschaftlicher Basis zu führen und ihre Ehen zu retten, können aber der Wahrheit ihrer Gefühle nicht Einhalt gebieten. Handwerklich perfektes Bollywood-Ehedrama, das mit seiner liberalen Haltung zur Scheidung in Indien für Wirbel gesorgt hat. Der Blick auf die emotionalen Qualen aller Protagonisten überzeugt auch hierzulande. (O.m.d.U.) - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
KHABHI ALVIDA NAA KEHNA
Produktionsland
Indien
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Dharma Prod.
Regie
Karan Johar
Buch
Karan Johar · Shibani Bathija
Kamera
Anil Mehtan
Musik
Shankar Mahadevan · Loy Mendonsa · Ehsaan Noorani
Schnitt
Sanjay Sankla
Darsteller
Shahrukh Khan (Dev) · Rani Mukherjee (Maya) · Preity Zinta (Rhea) · Abhishek Bachchan (Rishi) · Amitabh Bachchan (Samarjit)
Länge
185 (gek. 160) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Melodram
Externe Links
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Heimkino

Der Film ist fürs Fernsehen um etwa 25 Minuten gekürzt worden. Die Extras der Doppel-DVD (REM) umfassen u.a. ein Feature mit elf im Film nicht verwendeten Szenen (37 Min.) sowie ein ausführliches "Making of" (41 Min.).

Verleih DVD
Laser Paradise (FF, DD2.0 Hindi, DD5.1 dt.)/REM (16:9, 2.35:1, DD5.1 Hindi/dt.)
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Diskussion
Der indische Titel läuft im Englischen als „Never Say Goodbye“; nicht „Lebe wohl“ sagen können in diesem Bollywood-Melodram zwei Liebende, die sich gleichwohl auch nicht zueinander bekennen können. Dev und Maya leben in New York und begegnen sich zum ersten Mal kurz vor Mayas Hochzeit mit Rishi, einem wohlhabenden, fröhlichen Event-Manager: In vollem Brautstaat sitzt Maya auf einer Bank im weitläufigen Park von Rishis Familie und kämpft mit letzten Zweifeln, ob diese Ehe wirklich der richtige Schritt ist. Zwar fühlt sie zu Rishi eine tiefe Verbundenheit, doch sind diese Gefühle mehr freundschaftlich-schwesterlicher Natur; ihre große Liebe ist er nicht. Dev rät ihr trotzdem, nicht auf ein Phantom wie die mythische große Liebe zu warten, sondern die Chance mit Rishi wahrzunehmen – ein schwerer Fehler in einer Kinematografie, die bedingungslos wie derzeit keine andere im bombastischen Stil eben jenem romantischen Konzept huldigt. So hat das Phantom die beiden denn auch schon am Schlafittchen, und wenn sich die Fremden, die gleich bei der ersten Begegnung so vertraut miteinander redeten, als würden sie sich schon ewig kennen, trennen, hebt prompt die erste Musiknummer an, die ein Wiedersehen beschwört. „Kank“ ist großangelegter Bollywood-Mainstream, der alle Erwartungen der Fans und Klischees der Gegner erfüllt. Das Setting ist eine wirklichkeitsferne Welt der Reichen und Schönen; es wird mit großen Gesten und in überdeutlich zugespitzten Montagesequenzen gelitten; emotionale Höhepunkte werden von rauschhaft schönen, farbenprächtigen „Song and Dance“-Sequenzen gekrönt. Tränen fließen, Herzen brechen, doch am Ende findet jedes Töpfchen sein Deckelchen. Vier Jahre nach der ersten Begegnung mit Dev ist Mayas Ehe mit Rishi nur noch eine Fassade, die die mittlerweile putzsüchtige und sich ihrem Ehemann sexuell verweigernde junge Frau und ihr liebevoller, seiner komplexen Frau gegenüber jedoch hilflose Mann nur noch mit Mühe aufrecht erhalten. Dev dagegen, der schon vor Mayas Hochzeit mit der ambitionierten Mode-Redakteurin Rhea verheiratet war, büßt nach einem Unfall seinen Traum von einer Karriere als Profi-Fußballer ein. Während Rhea Karriere macht, wird er als Coach einer Kindermannschaft immer bitterer und zynischer, worunter nicht zuletzt der gemeinsame Sohn leidet. Doch dann kommt, was kommen muss: Er und Maya sehen sich wieder, und es zieht sie wie magisch zueinander hin. Zwar versuchen sie zunächst alles, um ihre Beziehung nur als Freundschaft zu leben und mit vereinten Kräften ihre Ehen zu retten. Dass das nicht lange gut gehen kann, liegt jedoch auf der Hand. Ist der Film in der ersten Hälfte noch eher leichtherzig und mit Stilelementen einer urbanen Romantic Comedy erzählt (nicht zuletzt glänzt dabei Altstar Amitabh Bachchan als Rishis Vater, der hemmungslos seinen zweiten Frühling auslebt), steigert er sich in der zweiten, dichteren Hälfte zum Drama, in dem die Liebenden zwischen ihren Pflichtgefühlen und der unerbittlichen Wahrheit ihrer Gefühle hin- und hergerissen werden. Dabei gelingen dank der schauspielerischen Leistungen der vier Hauptdarsteller eindrückliche Szenen von den emotionalen Qualen der Beteiligten, die sich gegenseitig immer tiefer verletzen beim verzweifelten Versuch, alles richtig zu machen. In Indien hat der Film denn auch zu heftigen Kontroversen geführt angesichts der verständnisvollen Haltung, die er dem Scheitern zweier Ehen entgegenbringt, und angesichts seines Plädoyers für eine zweite Chance. Dieses subversive Potenzial verpufft freilich hierzulande; gleichwohl gehen die zeitlosen Irrungen und Wirrungen, die das Quartett beim Kampf ums Liebesglück durchmacht, durchaus unter die Haut. Wie in seinem Erfolg „Sometimes Happy, Sometimes Sad“ (fd 35 894) bietet Karan Johar handwerklich routiniertes, trotz der beachtlichen Überlänge höchst unterhaltsames Mainstream-Kino, dessen Blick auf moderne Beziehungsgefüge letztlich gar nicht so exotisch ist.
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