Ein jüdischer Religionswissenschaftler erweist sich als recht tyrannischer Familienvorstand, der sich vor allem auf die Entwicklung seiner elfjährigen Tochter konzentriert, die es im Buchstabier-Wettbewerb zur nationalen Meisterschaft bringen könnte. Auf dem Weg dorthin geht ihm nicht nur sein fast erwachsener Sohn, sondern auch seine Frau verloren, die nach dem Verlust ihrer Eltern unter einem Trauma leidet. Populär besetzte Romanverfilmung, die der vielschichtigen Vorlage kaum gerecht wird, da sie trotz solider Grundierung eher der Oberfläche verpflichtet ist, ohne in die Tiefen der kabbalistischen Mystik vorzustoßen. Als Familienfilm um einen liebevollen, in seiner Hilflosigkeit aber despotisch-selbstsüchtigen Vater, der das Wesentliche aus den Augen verliert, dennoch unterhaltsam.
- Ab 14.
Bee Season
- | USA 2005 | 100 Minuten
Regie: Scott McGehee
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Filmdaten
- Originaltitel
- BEE SEASON
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Bee Season/Fox/Bona Fide/i5/Epsilon/Regency
- Regie
- Scott McGehee · David Siegel
- Buch
- Naomi Foner Gyllenhaal
- Kamera
- Giles Nuttgens
- Musik
- Peter Nashel
- Schnitt
- Martin Walsh · Lauren Zuckerman
- Darsteller
- Richard Gere (Saul Naumann) · Juliette Binoche (Miriam Naumann) · Flora Cross (Eliza Naumann) · Max Minghella (Aaron Nauman) · Kate Bosworth (Chali)
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Ein riesiges „A“ schwebt an den Stahltrossen eines Hubschraubers durch die Luft, um am Hafen von Oakland zwischen den Buchstaben „L“ und „N“ seinen Platz zu finden. Ob Buchstaben – richtig angeordnet – wirklich immer Sinn stiften oder ob ihre mitunter willkürliche Kombination nicht eher zur allgemeinen Verwirrung beiträgt, ist eine Frage, die „Bee Season“ untergründig durchzieht. Auf den ersten Blick ist die Familie des jüdischen Religionswissenschaftlers Saul Naumann, der seine Studenten mit Texten aus der Kabbala quält, durchaus intakt; auf den zweiten Blick offenbaren sich jedoch die Abgründe eines Lebens, das ganz auf den Vorstellungen des recht tyrannischen Familienvorstandes gegründet ist. Saul bestimmt den Alltag, richtet Grillabende aus, verwöhnt die Familie mit kulinarischen Kreationen, merkt aber nicht, dass die einzelnen Mitglieder mit ihren eigenen Problemen befasst sind. Er konzentriert sich auf die Entwicklung seiner elfjährigen Tochter Eliza, die es im Buchstabier-Wettbewerb zur nationalen Meisterschaft bringen könnte. Auf dem Weg dorthin geht ihm nicht nur sein fast erwachsener Sohn Aaron verloren, sondern mehr noch seine Frau Miriam, die nach dem Verlust ihrer Eltern unter einem Trauma leidet.
„Bee Season“ handelt von der Dekonstruktion einer Familie, die eigentlich das genaue Gegenteil erreichen möchte: die Verbindung aller Teile zu einem harmonischen Ganzen, um letztlich Gott nahe zu sein. Die Kraft des Wortes als möglicher Weg zum Heil, aber auch als eine Möglichkeit, das irdische Jammertal hinter sich zu lassen. Während die kleine Eliza von den kabbalistischen Einflüsterungen ihres Vaters überfordert ist, gehen Aaron und die zum Judentum konvertierte Miriam eigene Wege. Der Sohn setzt sich mit den Weltreligionen auseinander; die Mutter wird als Diebin entlarvt, die sich aus Glas und Kristall in einer angemieteten Garage eine heile Welt aus Scherben gebastelt hat. Trotz überzeugender Darsteller – Richard Gere in einer eher ungewohnten Rolle und Juliette Binoche als dessen des Lebens müde Ehefrau – wird der Film der vielschichtigen Buchvorlage von Myla Goldberg kaum gerecht, da er trotz solider Grundierung eher der Oberfläche verpflichtet ist, ohne in die Tiefen der kabbalistischen Mystik vorzustoßen. Dies schmälert weder den Unter-haltungswert des ohnehin auf ein intellektuelles Publikum zugeschnittenen Films, noch die Leistungen aller Beteiligten, zeigt jedoch Grenzen des Filmischen auf, die gerade dort gezogen sind, wo Buchstaben und Worte ihre Geheimnisse andeuten. „Bee Season“ ist deshalb eher ein Familienfilm um einen liebevollen, in seiner Hilflosigkeit aber despotisch-selbstsüchtigen Vater, der seine Liebe nicht mehr zu kanalisieren weiß und auf der Suche nach dem kabbalistischen „tikkum olam“, dem Gefäß, das reines Licht aufnimmt, das Wesentliche des Lebens mehr oder weniger aus den Augen verliert.
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