Ein Bonner Schüler verliert nach und nach alle sozialen Kontakte. Er gerät auf die schiefe Bahn und wird schließlich von der überforderten Mutter in ein Jugendwohnheim gesteckt. Debütfilm mit mitunter allzu unscharfen Bildern und jungen Darstellern, die ihre Texte eher unbeholfen vortragen. Die in Rückblenden erzählte Geschichte eines Niedergangs entwickelt sich in eingängigem Rhythmus dennoch zu einer interessanten Sozialstudie.
- Ab 14.
Rolltreppe abwärts (2005)
- | Deutschland 2005 | 73 Minuten
Regie: Dustin Loose
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- SCENE MISSING filmproduktion
- Regie
- Dustin Loose
- Buch
- Matthias Jochman · Martin Backhaus · Dustin Loose
- Kamera
- Robert Slomke
- Musik
- Manuel Rösler
- Schnitt
- Martin Backhaus
- Darsteller
- Timo Rüggeberg (Jochen) · Justus Kötting (Alex) · Ben Unterkofler (Sven) · Rasmus Haake (Pudel) · Philipp Hilali (Terrier)
- Länge
- 73 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Wenn Jugendliche einen Film produzieren, ist das Misstrauen des Publikums oft groß. Wie mag schon ein Film aussehen, der von jungen Menschen stammt, deren visuelle Erfahrungswelt eher von grellen Popmusik-Produktionen als von „klassischen“ Filmen beeinflusst ist? Gerade deshalb überrascht „Rolltreppe abwärts“, den eine Gruppe 17- bis 21-Jähriger verantwortet, durch seine konventionelle Machart. Auf gehobenem Fernsehfilmniveau erzählt der Film die Geschichte von Jochen, der ziellos durch das abendliche Bonn irrt, weil er seinen Hausschlüssel verloren hat. Dabei trifft er auf Alex, einen älteren Mitschüler, der ihn beim Klauen eines Schokoriegels beobachtet und die Situation für sich zu nutzen weiß: Er mimt den Freund in der Not, der den unerfahrenen Jochen mit Bier und Zigaretten auf seine Seite zieht. Schließlich klaut Jochen im Auftrag von Alex, auch um wieder gutzumachen, dass Alex ihm beistand, als er ohne Obdach war. Doch als Alex den neuen Freund angeblich nicht zu kennen scheint, als er mit Gleichaltrigen zusammen steht, bringt das Jochen zur Weißglut und mündet in einer Anzeige wegen Körperverletzung. Jochens Mutter, mit dem pubertierenden Sohn überfordert und durch ihren neuen Lebensgefährten zusätzlich unter Druck, der Jochen nicht ausstehen kann, sieht in einem Jugendwohnheim die einzige Lösung für alle Schwierigkeiten. Dort werden die Jungen vom Gruppenleiter Hamel im preußischen Kasernenton zur Ordnung gerufen und wie Strafgefangene behandelt. Jochen findet trotzdem Anschluss und freundet sich insbesondere mit Sven an, der ihm seinen Aufenthalt erleichtert.
Auch wenn die Einstellungen teilweise unscharf sind und manche der jungen Darsteller ihren Text so sprechen, als würden sie ihn gerade zum ersten Mal lesen, kann man dem jungen Filmteam ein gewisses Talent nicht absprechen: Mit sichtlichem Geschick zerlegen sie die überschaubare Geschichte in Rückblenden, die so ineinander montiert sind, dass daraus ein leicht verträglicher Rhythmus entsteht. Die Charaktere um Jochen wie Herr Hamel, dessen Praktikant oder die Krankenschwester Maria haben kurze Szenen, in denen sie direkt in die Kamera sprechen und sich vorstellen. Natürlich steht die pädagogische Quintessenz dieser Jugendbuchverfilmung (die Romanvorlage stammt von Hans-Georg Noack) im Vordergrund, denn Jochen befindet sich in einem Abwärtsstrudel, aus dem er sich selbst nicht befreien kann, aber auch keine Hilfe findet. Dass ihm als Jugendlichem grundsätzlich nicht geglaubt wird, auch wenn er die Wahrheit sagt, steigert seinen Unmut bis zur Rebellion. Dann heiratet seine Mutter, von der er sich ausgegrenzt fühlt, sein neuer Freund Sven wird von einem Onkel aus dem Heim geholt und die anfangs liebevolle Krankenschwester rückt von ihm ab. Doch auch wenn Jochen ein glückliches Ende verwehrt bleibt, ist „Rolltreppe abwärts“ ein gelungener Debütfilm junger Filmemacher.
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