Tina, What's Love Got To Do With It?

Biopic | USA 1993 | 117 Minuten

Regie: Brian Gibson

Eine filmische Biografie der Rock-Musikerin Tina Turner, aufbereitet als gediegener Unterhaltungsfilm, der die Anfänge ihrer Karriere und ihr Leben mit ihrem despotischen Ehemann Ike Turner beschreibt. Ihr furioses Comeback ab 1985 bleibt ausgespart. In rasantem Wechsel von Schauplätzen, Zeitperioden, Kostümen, Musik und Bühnenauftritten werden zwar sattsam bekannte Stationen ihres Lebens lediglich abgehakt, wobei dennoch ein munter gespieltes und recht glaubhaftes Bild der Popszene der 60er Jahre entsteht. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
TINA - WHAT'S LOVE GOT TO DO WITH IT? | THE TRUE LIFE STORY OF TINA TURNER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Touchstone
Regie
Brian Gibson
Buch
Kate Lanier
Kamera
Jamie Anderson
Musik
Stanley Clarke
Schnitt
Stuart H. Pappe
Darsteller
Angela Bassett (Tina Turner) · Laurence Fishburne (Ike Turner) · Vanessa Bell Calloway (Jackie) · Jenifer Lewis (Zelma Bullock) · Phyllis Yvonne Stickney (Alline Bullock)
Länge
117 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Musikfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Buena Vista (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Was "Tina" unter den typischen "Biopics", den Biografiefilmen Hollywoods hervorhebt, ist nur eine Kleinigkeit: anders als "Der große Caruso", den Mario Lanza einst markierte, Charlie "Bird" Parker, Jim Morrison ("The Doors") oder die von Diana Ross verkörperte Billie Holiday ("Lady Sings the Blues"), weilt Rockstar Tina Turner noch immer unter den Lebenden, und das ist noch weit untertrieben. Fast sprichwörtlich ist auf internationalen Konzertbühnen die Vitalität der heute 54jährigen. Wilden Spekulationen über ihre Vita ist da von vornherein der Boden entzogen, und das Problem der Neuproduktion der Musik (das zuletzt noch bei "Bird" und "The Doors" Anlaß zu aufwendigen tontechnischen Montagen gegeben hatte) gestaltete sich denkbar einfach: Tina Turner ließ es sich nicht nehmen, ihre Gesangsparts selbst aufzufrischen. Das ist nicht unproblematisch: die Neunzehnjährige der Spielhandlung, die bei einem Konzert des Soultänzers Ike Turner zu dessen Verblüffung in ein virtuoses Duett einsteigt, hat im Film bereits jenes unverwechselbare, rauhe Timbre, mit dem sich die heutige Turner jedem, der sie im Radio hört, gleich zu erkennen gibt. In der Modernisierung des Klangbilds ihrer Aufnahmen zeigt sich bereits die Hauptabsicht der Inszenierung: die gefeierte Tina Turner soll hier stilisiert werden zu einem Image, das sie damals noch nicht besaß. Die historische Tina erscheint im Film typischer als sie selbst. Insbesondere manifestiert sich diese Intention auch im Spiel der Hauptdarstellerin Anna May Bullock, das mit erkennbarer Sorgfalt geschult ist am Auftreten des heutigen Weltstars. Dabei steht im Mittelpunkt des Films Tina Turners erste Karriere in den 60er Jahren.

Zu Beginn ein Bild aus der Kindheit: die kleine Tina, die, von den Eltern im Stich gelassen, bei ihrer Großmutter lebt, wird von der Leiterin eines Gospelchors der Kirche verwiesen. Zu wenig gottesfürchtig seien ihre Blues-Improvisationen; Anerkennung findet ihr Gesangstalent erst fünfzehn Jahre später bei dem Auftritt des Soulmusikers Ike Turner. Ike, ein weithin berüchtigter Frauenheld, und Tina sind nicht nur auf der Bühne ein Paar. Kurz nach der Geburt ihres Sohnes Ike jr. entführt Ike die geschwächte Tina aus dem Krankenhaus, um sie in Mexiko zu heiraten. Mit zunehmendem Erfolg ziehen sie nach Kalifornien, wo sie bald unvermittelten Besuch erhalten: Ikes frühere Geliebte Lorraine setzt ihm zwei gemeinsame Kinder vor die Tür, die Tina liebevoll aufnimmt. Hinter dem beruflichen Erfolg in den "Swinging Sixties" verbirgt sich die Tyrannei eines Despoten. Als Komponist und Produzent kontrolliert Ike diktatorisch den Gesangsstil seines musikalischen Zugpferds; schlimmer noch wütet er im Schlafzimmer, in der Ehe herrschen Vergewaltigung und Körperverletzung vor. Ein Selbstmordversuch Tinas folgt, doch eine Flucht vor ihrem Mann gelingt erst nach dem Zuspruch einer früheren Band-Kollegin: Jackie ist es auch, die Tina Turner mit dem Buddhismus bekannt macht, zu dem sie daraufhin übertritt. Bei ihrer Scheidung verzichtet Tina auf finanzielle Ansprüche, nicht jedoch auf ihren Namen, unter dem sie mit geringem Erfolg durch Hotels tingelt. Dort wird schließlich der Musikmanager Roger Davis auf sie aufmerksam: Ein in der Popgeschichte seltenes Comeback bahnt sich an.

Die Handlung folgt jener weithin bekannten Poplegende, wie sie die Heldin selbst zu Papier brachte, und die sie als modernes Aschenputtel zu einem glücklichen Ende ihrer leidvollen Jahre finden ließ. Ihre deutschen Fans werden bedauern, daß die Jahre ihres Comebacks nach 1985 nicht enthalten sind. Bedauerlicher ist allerdings noch, daß auch eine so interessante Periode wie die Zeit ihres beschwerlichen Neubeginns nach der Trennung von Ike, in der sie mit schlechten Disco-Songs durch die Clubs tingelte, weitgehend ausgespart blieb. Auch fällt auf, daß lediglich einer ihrer zahlreichen Hits aus Ikes Feder zu hören ist, obwohl gerade diese Karriere-Phase im Mittelpunkt des Films steht. Offenbar wollte man dem lieblosen Musiker so wenig Tantiemen wie möglich zukommen lassen. Inszenatorisch steht der Film nicht hinter dem Standard der großen Musikbiografien Hollywoods zurück, obwohl er auch nie zu wirklicher Größe findet wie etwa Eastwoods Charlie-Parker-Film. Unterhaltsam jedenfalls ist er; nicht nur Musikfreunden vermittelt sich hier glaubhaft ein Bild der Pop-Szene der 60er Jahre.
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