Befreite Zone

Tragikomödie | Deutschland 2002 | 97 Minuten

Regie: Norbert Baumgarten

Das Warten auf den Aufschwung Ost wird in einer brandenburgischen Kleinstadt Mitte der 1990er-Jahre durch sensationelle Erfolge im Fußball-Pokal verkürzt, die ein farbiger Stürmer dem ortsansässigen Verein beschert. Dies ist der erzählerische Rahmen für einen Reigen um Träume und Liebeshändel, bei dem alle Beteiligten auf das persönliche Glück hoffen. Lakonisch entwickelte Provinz-Tragikomödie mit guten Beobachtungen und überzeugenden Darstellern, die allerdings nicht gegen Klischees gefeit ist und zu vieles in der überschaubaren Geschichte transportieren will. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Ö Film/Junifilm/ORB/ZDF (Das kleine Fernsehspiel)/VCC Perfect Pictures
Regie
Norbert Baumgarten
Buch
Norbert Baumgarten
Kamera
Christine A. Maier
Musik
Jürgen Ehle
Schnitt
Jürgen Winkelblech
Darsteller
Johanna Klante (Sylvia Kubicek) · Florian Lukas (Micha Resser) · Annett Renneberg (Kerstin) · Michael Ojake (Ade Banjo) · Jacob Matschenz (Benny Kubicek)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
epiX Media (1:1.85/16:9/Dolby Digital 2.0)
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Diskussion
Deutschland, Mitte der 1990er-Jahre: In der brandenburgischen Kleinstadt Sässlen wartet man auf die vom Kanzler versprochenen blühenden Landschaften. Deren Keime sind zwar noch nirgendwo zu entdecken, aber der Aufschwung Ost wird kommen, da sind sich die Bewohner sicher. Bis dahin sorgt der örtliche Fußball- Verein für Furore, der es im DFB-Pokal sensationell weit gebracht hat. Vor allem durch die Tore von Ade Banjo, einem farbigen Stürmer, den der erfolgreiche Bauunternehmer und Vereinsvorsitzende Otto Resser dem Club spendiert hat. Ade, genannt Blondie, bringt ganz Sässlen zum Träumen; nicht nur vom Pokalsieg. So träumt Sylvia vom Eheglück mit ihrem Freund Micha, Ressers Sohn. Was diesen jedoch nicht von regelmäßigen Seitensprüngen mit ihrer besten Freundin Kerstin abhält, deren Freund bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Derweil träumt Sylvias Vater Rolf, notorisch erfolgloser Staubsaugervertreter, von einem lukrativen Job, der endlich wieder Schwung in sein Eheleben bringen würde. Bis dahin hält sich seine Frau, eine Lehrerin, sexuell am Direktor ihrer Schule schadlos. Damit des munteren Treibens noch nicht genug, betrügt Sylvia Micha schließlich auch noch mit Ade. Natürlich nicht wissend, dass der eine Ehefrau im Westen hat.

Was die Sässlener zu dieser reigenhaften Promiskuität treibt, bleibt weitgehend rätselhaft. Wie überhaupt die Figuren letztlich kaum Konturen gewinnen, was mit dem betont lakonischen Tonfall zu tun hat, mit dem Norbert Baumgarten von ihrem Alltag zwischen Hoffen, Bangen und schlichter Langweile erzählt; nicht minder jedoch mit dem Umstand, dass er in dem Abschlussfilm für die Berliner Filmhochschule rund ein Dutzend Figuren mehr oder minder gleichberechtigt nebeneinander agieren lässt. Insgesamt waren über 40 Darsteller im Einsatz. Aber Sässlen ist nun mal nicht „Nashville“ und Baumgarten (noch) kein Robert Altman, und so verliert sich die Geschichte zunehmend in dem überdimensionierten Figurenensemble. Dabei gelingen ihm immer wieder durchaus stimmige Miniaturen, etwa wenn Axel Prahl als Staubsaugervertreter eine Präsentation seines neuesten Gerätes versemmelt oder die Freundschaft der bis dahin dumpfbackigen Teenager Benny und Timo im Frust über den Weggang Ades (ausgerechnet zu Bayern München!) in zärtliche Umarmungen mündet. Wenn sie aber wieder einmal irgendwo unter Windrädern im Auto sitzen, rauchen, Dosenbier trinken und ins Leere starren, greift der Film auf stereotype Bilder für provinzielle Tristesse zurück, die man so oder doch so ähnlich schon oft gesehen hat. Desgleichen stehen neben manch lakonisch-knappem Dialog immer wieder Griffe ins humoristische Klamottenfach: „Als er den Verein in die Hand nahm, hat es gewaltig gekracht“, referiert Sylvia zu Beginn aus dem Off. Dazu sieht man den Betreffenden im Jägerrock im Wald stehen und seine Büchse abfeuern. Darüber hinaus arbeitet sich der Film an einem geradezu grotesken Problemstau ab (polnische Schwarzarbeiter, vietnamesische Zigaretten-Mafia, Rassismus, gewaltbereite Jugendliche), der sich in seiner Klischeehaftigkeit zwar als ironisches Zitat verstehen lässt, aber deshalb nicht minder aufgesetzt erscheint. So verbinden sich in dieser Tragikomödie gute Ansätze und überzeugende Darsteller mit den klassischen Mängeln eines Debütfilms, in dem Filmemacher gern so ziemlich jeden Einfall unterzubringen versuchen, den sie im Laufe ihres Studiums gehabt haben.

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