Ein Polizist, dessen Vater einst als Mörder hingerichtet wurde, muss bei der Aufklärung eines Mordfalls erkennen, dass sein eigener Sohn aus geschiedener Ehe als Täter infrage kommt. Zwischen Pflichterfüllung und Loyalität hin- und hergerissen, erhält der Polizist bei der Aufklärung des Falls die Chance, mit der eigenen Vergangenheit ins Reine zu kommen. In der Inszenierung einer wahren, aus dramaturgischen Gründen aber "frisierten" Geschichte erhält die Psychologie der Figuren zum Vorteil des Films Vorrang gegenüber einer etwas ausschweifenden Handlung. Vor allem das zurückhaltende Spiel der Hauptdarsteller verleiht dem Film die nötige Glaubwürdigkeit.
- Ab 14.
City by the Sea
Drama | USA 2002 | 104 Minuten
Regie: Michael Caton-Jones
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Filmdaten
- Originaltitel
- CITY BY THE SEA
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Brad Grey/Franchise/Sea Breeze
- Regie
- Michael Caton-Jones
- Buch
- Ken Hixon
- Kamera
- Karl Walter Lindenlaub
- Musik
- John Murphy
- Schnitt
- Jim Clark
- Darsteller
- Robert De Niro (Vincent LaMarca) · Frances McDormand (Michelle) · James Franco (Joey) · Eliza Dushku (Gina) · William Forsythe (Spyder)
- Länge
- 104 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Mit Vater-Rollen ist die Karriere von Robert De Niro nicht gerade üppig ausgestattet. Wo er in solche Charaktere geschlüpft ist, etwa in „The Fan“ (fd 32 142) oder „Meine Braut, ihr Vater und ich“ (fd 34 598), stehen meist andere Aspekte im Mittelpunkt oder werden De Niros Vater-Sein eher komödiantische Seiten abgewonnen. Man ist geneigt zu fragen: Kann man sich so einen wie De Niro, dessen Film-Charaktere immer wieder von Gewalt, Neurosen und psychopatischen Anwandlungen verfolgt werden, überhaupt als „normalen“ Vater vorstellen? 1993 spielte er in Michael Caton-Jones „This Boy’s Life“ (fd 30 527) eine einprägsame Vater-Rolle, die einmal mehr nicht gerade normalen Zuschnitts war. Als bornierter Stiefvater des von Leonardo DiCaprio verkörperten Jungen versuchte er, die eigenen Minderwertigkeitsgefühle an dem wehrlosen Jüngeren abzureagieren und dessen Willen mit aller Gewalt zu brechen. Womit man wieder beim Thema wäre: Gewalt und Neurosen – De Niro war sichtlich in seinem Element. Just dieser Regisseur inszenierte De Niro ein Jahrzehnt später wieder in einer Vater-Rolle – einer höchst problematischen, wie man sich nun bereits denken kann. In „City by the Sea“ ist seine Existenz schon qua Beruf (Cop in Manhattan) von Gewalt infiltriert. Aber damit nicht genug. Vor der eigenen Familie hat die zerstörerische Macht der Gewalt nicht halt gemacht: Detective Vincent LaMarca verlor einst seinen Vater durch den elektrischen Stuhl, weil dieser ein Kind entführt hatte, das bei der Aktion versehentlich ums Leben kam. Nur dank eines Polizisten, der sich um ihn kümmerte, kam der kleine Vincent einigermaßen heil aus der Affäre heraus und wurde zu einem aufrechten Polizisten. Als solcher wird er nun, in der Gegenwart der Filmhandlung angekommen, mit einem Mord in Long Beach, NY, konfrontiert, dessen Spuren ausgerechnet zu Vincents eigenem rauschgiftsüchtigen Sohn Joey führen, der aus einer gescheiterten Ehe stammt und den Vincent fast aus den Augen verloren hatte. Dem Zuschauer geht es wie Vincents netter Freundin Michelle, die im selben Haus wohnt und den schweigsamen Polizisten gerne ganz für sich gewinnen möchte. Nachdem Vincent zunächst allen Versuchen, ihn zum Reden zu bewegen, ausgewichen ist, platzt er eines Tages mit seiner ganzen unglücklichen Familiengeschichte heraus – und Michelle ist erst einmal geplättet. So, wie sie sich später dann doch auf Vincent einlässt, so nimmt man als Zuschauer trotz der geballten Ladung Schicksal durchaus regen Anteil an Vincents und Joeys Leidenswegen. Etwas überstrapaziert werden dabei die schicksalhaften Verwicklungen. Der effektvollen, dabei aber überbordenden Dramaturgie wegen wurde die reale Geschichte eines Polizisten nämlich „frisiert“, wobei aus der vorsätzlichen Tat im Film eine Notwehrsituation geworden ist. Außerdem muss ausgerechnet Vincents liebster Kollege ums Leben kommen (auch da gerät Joey unter Verdacht); Vincent wird aus heiterem Himmel als Großvater die Wiedergutmachung für sein Versagen gegenüber Joey möglich; und William Forsythe muss einen schablonenhaften Bösewicht ex machina geben. Dass der Film dennoch funktioniert und glaubwürdig wirkt, ist der sorgfältigen Inszenierung zu verdanken, die der Psychologie der Figuren Priorität vor der Action einräumt, sowie den schauspielerischen Darbietungen fast aller Beteiligten, die zu einer soliden Ensemble-Leistung führen. Einen weit mehr als durchschnittlichen Soundtrack zum Film steuerte John Murphy („28 Days Later“, fd 35 987) bei, dessen Kompositionen die Atmosphäre prägnant wiedergeben und der die Bandbreite an Handlungselementen und Emotionen geschickt verbindet.
Die DVD-Edition bietet neben einem eher eintönigen Audio-Kommentar von Autor Ken Hixon und Produzent Matthew Baer zusätzliches Bonusmaterial von ca. 40 Minuten. Darin enthalten sind sehr stark auf De Niro fokussierte Interviews mit den Darstellern (gerade De Niro wirkt da sehr bemüht) und dem echten LaMarca, eine Art Werkstatt-Gespräch mit dem Regisseur sowie unkommentierte Beobachtungen während der Dreharbeiten.
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