The Jack Bull - Reiter auf verbrannter Erde

Western | USA 1999 | 115 Minuten

Regie: John Badham

Ein Pferdehändler ficht einen Streit mit einem Farmer aus, weil dieser zwei seiner Tiere und einen indianischen Pfleger als Pfand genommen, dabei aber misshandelt haben soll. Dabei stellt er den Wert einer (gerichtlichen) Rechtsfindung eines sich gerade in der Gründung befindlichen amerikanischen Bundesstaates über sein eigenes Wohl. Ein an Kleists "Kohlhaas"-Erzählung orientierter Western, der in allen Belangen zu überzeugen versteht und sich in eine gewichtige (Film-)Tradition einreihen kann. Trotz vieler Verweise keine Kopie bekannter Stoffe, sondern deren Fortschreibung mit anderen Mitteln, die Fragen nach Gerechtigkeit vor dem Hintergrund einer Gesellschaft aufwirft, die sich anschickt, das Recht auf Selbstjustiz in die Hände der staatlichen Gerichtsbarkeit zu überantworten. (Fernsehtitel: "Reiter auf verbrannter Erde") - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE JACK BULL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
HBO/John Badham Film/New Crime/River One
Regie
John Badham
Buch
Dick Cusack
Kamera
Gale Tattersall
Musik
Lennie Niehaus
Schnitt
Frank Morriss
Darsteller
John Cusack (Myrl Redding) · John Goodman (Richter Tolliver) · L.Q. Jones (Herny Ballard) · Miranda Otto (Cora Redding) · John C. McGinley (Woody)
Länge
115 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Western | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Mediacs (FF, DD2.0 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Wyoming kurz vor der Eigenstaatlichkeit 1890: Myrl Redding ist ein rechtschaffener Pferdehändler. Als er eines Tages mit seinen Pferden auf dem Weg zum Markt ist, stößt er auf einen Zaun. Der Rancher Henry Ballard verlangt einen Zoll für die Durchquerung seines Landes. Da Redding nicht sofort zahlen kann, muss er seine beiden besten Pferde als Pfand zurücklassen. Seinen indianischen Freund Billy betraut er mit der Aufsicht der Rappen. Doch als Redding vom Markt zurückkehrt, erkennt er die Pferde nicht wieder. Geschunden und abgemagert stehen sie in einer Schweinesuhle. Auch Billy ist von dem Rancher und seinen Gehilfen misshandelt und verjagt worden. Redding möchte sich das nicht bieten lassen, fordert Gerechtigkeit und wendet sich an die lokale Justiz. Der Richter aber ist ein Pokerfreund Ballards und lässt den Fall nicht vor Gericht zu. Als Reddings Frau sich mit einer Petition auf den Weg zu einer übergeordneten Behörde macht, gerät sie in eine Auseinandersetzung mit Ballards Männern und kommt ums Leben. Die Petition wird abgelehnt, und Redding beschließt, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Er verkauft sein Land und heuert einen Trupp bewaffneter Männer an, um Jagd auf Ballard zu machen. In dieser freien Adaption von Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ ist es nicht nur erstaunlich griffig gelungen, das inhaltliche Geschehen von Kohlhaasenbrück an der Havel in den Wilden Westen zu verlagern; auch die konzeptionellen Grundkonflikte der Novelle finden sich wieder. Ein Herrschaftssystem neigt sich dem Ende entgegen, Wyoming ist kurz davor, Bundesstaat zu werden. Doch noch greifen die neuen Rechtssysteme nicht. Korruption und Unrecht widersprechen Reddings Gerechtigkeitsempfinden derart, dass es ihn zu Selbstjustiz und Rebellion treibt. Die Widersprüche zwischen Gerechtigkeit und Recht (bzw. Rechtssystem), zwischen Moral und Gesetz bilden die Grundkonflikte, die Reddings Aufruhr gerechtfertigt erscheinen lassen, legitimiert von einem vorstaatlichen Naturrecht. Aufgabe einer aufgeklärten Gesellschaft und damit auch des neuen Bundesstaates ist es, diesem natürlichen Prinzip gerecht zu werden. Denn eine Rebellion, so die Botschaft, kann nie eine endgültige Lösung sein und fordert immer auch unschuldige Opfer. In John Badhams Film ist das nicht anders. Reddings Selbstgerechtigkeit kann daher das fehlende Recht auf Dauer nicht ersetzen. Entsprechend ist Redding kein „cooler“ Supercowboy, der sich alle Hindernisse aus dem Weg schießt; John Cusack stellt ihn vielmehr als angreifbaren, sensiblen und fehlbaren Menschen dar. Die Grenzen zwischen Gut und Böse bleiben dennoch scharf gezogen. Wenn also eingefleischte Western-Fans auf wilde Schießereien, Salonschlägereien und martialische Duelle zugunsten einer moralphilosophischen Perspektive verzichten müssen, so bleibt ihnen wenigstens das dazugehörende Pathos.
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