Schweinesand - Eine Insel voller Geheimnisse
- | Deutschland 1996/97 | 74 Minuten
Regie: Stephanie Grau
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 1996/97
- Produktionsfirma
- Peter Stockhaus Filmprod.
- Regie
- Stephanie Grau
- Buch
- Stephanie Grau · Eckehard Schweppe · Kinder der Theaterschule "Zeppelin"
- Kamera
- Jürgen Hoffmann
- Musik
- Axel Pätz
- Schnitt
- Margot Neubert-Maric · Hagen Winterhoff
- Darsteller
- Mia Grau (Alexa) · Lucas von Gwinner (Luc) · Joa Ritter (Joa) · Gunda Züllich (Gunda) · Jörg Pleva (Figaro Albers)
- Länge
- 74 Minuten
- Kinostart
- 15.05.2025
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 10.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Im Jahr 1979 gründete Stephanie Grau in Hamburg das Theater „Zeppelin“, für das sie seitdem Theaterstücke mit Kindern und für Kinder entwickelt und zur Aufführung bringt. Darüber hinaus entstanden ein Musical, eine Computershow für Kinder und Erwachsene, eine klassische Kinderoper und vieles mehr. Im Sommer 1994 entwarf sie gemeinsam mit Kindern ihrer Theaterschule die Geschichte für einen Kinofilm, der zwei Jahre später mit äußerst schmalem Budget, aber mit viel Engagement aller Beteiligten inszeniert wurde: ein Kinderkrimi, der „von zu viel Geld und zu wenig Liebe“ erzählt. Und davon, „wie Kinderfreundschaft Berge versetzt“.
Die „feine Dame“ und ihr Chauffeur
Attraktiver Schauplatz der Handlung ist Hamburg-Blankenese mit seinen unverwechselbaren, an den Hang gebauten Häusern, die durch zahllose Treppen und Stufen verbunden sind. Für die Kinder beginnen gerade die Sommerferien, als Alexa (Mia Grau), die 13-jährige Tochter schwerreicher Eltern, entführt wird. Jeden Morgen wurde Alexa vom Chauffeur zur Schule gebracht. Das handelte der „feinen Dame“ alles andere als die Freundschaft ihrer Mitschüler ein, während sie daheim von ihren egozentrischen Eltern mehr als vernachlässigt wurde. Erst jetzt, als ein Erpresserbrief auf dem Tisch der piekfeinen Küche liegt und Alexa nicht mehr da ist, macht sich die Mutter Sorgen und Vorwürfe.
Die Freundesclique um Luc (Lucas von Gwinner), Joa (Joa Ritter), Gunda (Gunda Züllich) und die anderen hat zunächst andere Sorgen, ist doch ihr Boot verschwunden. Erst als der Polizeikommissar, der zudem der Vater eines der Mädchen aus der Clique ist, den friedliebenden, verträumten Obdachlosen Figaro (Jörg Pleva) als Tatverdächtigen verhaftet, erfahren die Kinder von der Entführung und setzen alles daran, Figaros Unschuld zu beweisen.
Als sie während einer nächtlichen Aktion tatsächlich Alexa auf der Elbe-Insel Schweinesand und mit ihr die wahren Hintergründe der „Entführung“ entdecken, holen sie zum Gegenschlag gegen alle Erwachsenen aus, die nur ans liebe Geld, nicht aber an die Kinder denken.
Kinder vor und hinter der Kamera
Die Geschichte hat etliche literarische Vorbilder, angefangenen bei Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist“ über die liebenswerten Hymnen von Erich Kästner liebenswerte Hymnen auf die kindliche Solidarität in „Emil und die Detektive“ und „Das fliegende Klassenzimmer“ bis zu Uwe Timms abenteuerlich fesselndem Jugendroman „Der Schatz auf Pagensand“, der wohl am deutlichsten Pate gestanden hat.
Das Besondere an „Schweinesand“ ist allerdings die Ausgangssituation: Nicht (ausschließlich) Erwachsene ersannen eine Geschichte für Kinder, sondern sie entwickelten sie gemeinsam mit ihnen von der ersten Drehbuchidee bis zur darstellerischen Umsetzung. Vieles vom Lebensalltag der 11- bis 13-Jährigen fließt dabei mit ein: von der „authentischen“ Einrichtung eines Kinderzimmers bis zum Alltagsdialog. Dabei wird nicht alles geschönt, sondern Wert darauf gelegt, dass die Kinder untereinander Konflikte austragen, die sie eigenständig zu lösen vermögen und in ihre Freundschaft einfließen lassen.
Frech, respektlos und selbstbewusst
Inszenatorisch ist das Projekt zwangsläufig allenfalls halbprofessionell. Theaterhaft abgefilmte Dialogszenen reihen sich zumeist aneinander, und nicht alles ist so geheimnisvoll und hintergründig, wie es der Untertitel verspricht. Dafür nimmt „Schweinesand“ aber durch seine unbekümmerten Kinderdarsteller für sich ein, die frech, respektlos und selbstbewusst sogar die „Gesetze“ der Erwachsenen (zurecht-)biegen. Nicht zuletzt die Art und Weise, wie sich die Kinder das filmische Metier und das Erzählen in filmischen Bildern „erobern“, ist sympathisch - und für gleichaltrige Zuschauer durchaus auch animierend.