Ein kinderloses englisches Ehepaar erhält zur Adoption nicht das erwartete Baby aus Lateinamerika, sondern einen zehnjährigen schwarzen Jungen aus Moçambique. Der Mann, ein Pianist, steht dem Kind zunächst skeptisch gegenüber, doch gemeinsam mit seiner alkoholkranken, aber couragierten Frau versucht er, dem Jungen ein Zuhause zu geben. Das erweist sich als äußerst schwierig: der Junge bleibt verschlossen, mißtrauisch und aggressiv. Erst später stellt sich heraus, daß er unvorstellbare Grausamkeiten gesehen, den Tod seiner Eltern erlebt und als Kindersoldat gedient hat. Ein Film mit einem offenen Ende, der zum Weiterdenken und zu Diskussionen einlädt. Ohne Gewaltbilder solide in Szene gesetzt, ist ein Film für die ganze Familie entstanden, der der Kommunikationskultur einen guten Dienst erweist.
- Sehenswert ab 12.
Lazarus - Der Junge mit den traurigen Augen
Jugendfilm | Polen 1994 | 80 Minuten
Regie: Waldemar Dziki
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Filmdaten
- Originaltitel
- LAZARUS
- Produktionsland
- Polen
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- Pleograf/Tor
- Regie
- Waldemar Dziki
- Buch
- Cezary Harasimowicz
- Kamera
- Jaroslaw Jamojda
- Musik
- Michal Lorenz
- Schnitt
- Marek Denys
- Darsteller
- Karen Austin (Anne) · William Armstrong (Peter) · Musa Luvuno (Lazar) · Ryszard Filipski (Großvater) · Gary Wilmot (Sozialarbeiter)
- Länge
- 80 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Jugendfilm | Drama
- Externe Links
- IMDb
Diskussion
Am Beispiel eines zehnjährigen Jungen aus Mosambik macht der Film eindringlich auf die unvorstellbar grausamen Gewalterlebnisse sogenannter Kindersoldaten und deren seelische Verletzungen aufmerksam. Als die brutalen „Freiheitskämpfer“ damals ins Dorf eindrangen, sah der kleine Lazar nicht nur seine Eltern auf fürchterliche Weise sterben, auch er selbst hat, um sein Leben zu retten, Menschen töten müssen - darunter seinen besten Freund. Man erfährt das, nach und nach, aus dem stockenden Dialog einer chronologisch, ohne Rückblenden, erzählten Adoptionsgeschichte. Sie beginnt in einer verregneten Nacht irgendwo im ländlichen England damit, daß ein kinderloses Ehepaar sich nicht dem erwarteten Baby aus Lateinamerika, sondern dem schweigsamen schwarzen Jungen „mit den traurigen Augen“ gegenübersieht. Redlich bemühen sich Peter, der skeptisch bleibende Pianist, und Anne, seine alkoholabhängige, aber couragierte Frau, Lazar ein neues Zuhause zu geben. Das erweist sich als sehr schwierig: Der verschlossene, mißtrauische Junge kann sich kaum verständlich machen und neigt zu gewalttätigen Reaktionen, die den Notarzt und die Polizei auf den Plan rufen. Mit Lazars gefährlichem Fluchtversuch - er hat eine Pistole gefunden - endet die Geschichte, ohne aufzuhören. Der offene Schluß, der zum Weiterdenken einlädt, macht den Film für anschließende Diskussionen etwa im Bereich der Jugendbildungsarbeit besonders geeignet. Mit bescheidenem Fernsehproduktionsaufwand von einem erfahrenen Regisseur ohne Gewaltbilder solide in Szene gesetzt, gehört „Lazarus“ zur kleinen Gruppe jener Kinder- und Familienfilme, die der Kommunikationskultur einen guten Dienst erweisen.
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