Im Mai 1945 wird ein Deutschamerikaner in Los Angeles vom Zeitungszaren William R. Hearst als Kriegskorrespondent ins zerstörte Berlin geschickt, wo er Gerüchte und Klatsch über den Verbleib von NS-Größen sammeln soll. Der junge Mann will in seinem Elternhaus recherchieren, dem weltberühmten Nobelhotel Adlon. Doch russische Soldaten haben das Hotel niedergebrannt. Um mit seinem Schock fertig zu werden, verfaßt er Artikel aus seinen Erinnerungen an eine untergegangene Welt. Ein in einer Mischform aus Spiel- und Dokumentarfilm angelegtes, facettenreiches Gewebe aus persönlichen Eindrücken, historischen Reminiszenzen, das Tragödie, Hotelgeschichte und Zeithistorie zugleich ist. Ein Film von eigenwilligem Reiz, der in einigen Momenten auch ganz privates Familienalbum ist.
- Ab 12.
In der glanzvollen Welt des Hotels Adlon
Dokumentarfilm | USA/Deutschland/Österreich 1996 | 75 Minuten
Regie: Percy Adlon
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE GLAMOROUS WORLD OF THE ADLON HOTEL
- Produktionsland
- USA/Deutschland/Österreich
- Produktionsjahr
- 1996
- Produktionsfirma
- pelemele/Leora/BR/SFB/arte/ORF
- Regie
- Percy Adlon
- Buch
- Percy Adlon
- Kamera
- Judy Irola
- Musik
- Salon Orchester Berlin · Madeleine Lienhard
- Schnitt
- Ila von Hasperg
- Darsteller
- Felix Adlon (Louis Adlon jr.) · Eva Mattes (Pola Negri) · Erwin Wendt
- Länge
- 75 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Im Sommer 1997 wurde nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf das Berliner Hotel "Adlon" am Pariser Platz mit großem Pomp wiedererö net. Nahezu zeitgleich läßt Percy Adlon, Enkel des Hotelgründers, den alten Glanz des ersten Hauses am Platz wieder auferstehen. Er schuf einen sehr persönlichen, manchmal auch allzu gefühlvollen dokumentarischen Film mit Spielszenen, der mit der Rückkehr des Vaters Louis aus den Vereinigten Staaten beginnt. Louis soll 1945 als Berlin-Korrespondent für den mächtigen Verleger Hearst berichten. Er findet das von den Bombenangri en verschonte Hotel abgebrannt vor. Diesen Einstieg nutzt Adlon, um sowohl in der Gastronomie- als auch der Famliengeschichte zu blättern, und in der Rückschau wird daraus ein Abend mit Goldrand: interessant und unterhaltsam, elegant und mondän und ein wenig dekadent, wie im "richtigen Leben", zu einer Zeit, da Thomas Mann, Mary Pickford, Douglas Fairbanks, Marlene Dietrich, Enrico Caruso im "Adlon" verkehrten, sich ein Wagenmeister um das Gepäck der Gäste kümmerte, und im weltberühmten Weinkeller über eine Million Flaschen lagerten. Adlon erzählt von der wechselvollen Geschichte des Hotels, breitet Familien- und Erinnerungsfotos aus, läßt Zeitzeugen zu Wort kommen und addiert Archivfilmmaterial zu einem imponierenden Dokument, das auch die düsteren Jahren nicht ausspart, als sich die Nazi-Größen im Hotel einnisteten und sich im internationalen Glanz sonnten. Bei allem Interesse überdeckt häufig das Private die Zeitgeschichte, werden kleine familiäre Anekdoten zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, besonders wenn die melancholisch gefärbte Voice-Over-Stimme dem vergangenen Glanz ein ums andere Mal nachtrauert. In solchen Szenen wird das reizvolle Dokument zum Familienalbum, dessen (auch mit Darstellern) nachgestellte Szenen manchmal ein wenig bemüht wirken. Insgesamt ein exotischer Film, ein wenig wehmütig, ein wenig mondän, ein wenig dekadent, aber nicht ohne eigenwilligen Reiz. - Ab 12.
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