Der erfolglose Stückeschreiber Antoine wohnt mit dem in den Tag hineinlebenden Fred in der Pariser Wohnung ihres meist in den Staaten lebenden Freundes Benoit. Antoine hält sich mit Artikeln für ein Karatemagazin über Wasser, Fred jobbt ab und an bei einem Fotografen und stiehlt schon mal im Supermarkt, wo ihn Antoine dann "auslösen" muß. Im Lauf der Jahre hat sich das ungleiche Paar arrangiert, tröstet sich sogar, wenn der Liebeskummer sie überkommt: Antoine trauert seiner großen Liebe Valerie nach, und Fred verliebt sich in die schon gebundene Agnes. Die ist aber einer Liebschaft keineswegs abgeneigt, unter der Voraussetzung allerdings, daß ihr Geliebter zuschauen darf beim Sex mit Fred. Und dann beschließt Benoits Großmutter aus heiterem Himmel, die Wohnung zu verkaufen. Antoines Busenfreundin Sylvie vermittelt ihnen eine neue Bleibe, aber woher die Kaution nehmen? Sie brechen in Antoines Firma ein und knacken den Tresor. Dummerweise läßt Antoine seinen Schlüssel zurück, so daß sein Chef ihm auf die Spur kommt. Statt einer Anzeige bei der Polizei, setzt es eine "Lehrstunde" in Karate und den Rausschmiß. Antoine versinkt in Depressionen und landet in der Heilanstalt. Als er nach drei Wochen entlassen wird, will er von Fred nichts mehr wissen und scheint mit dem Leben (und der Liebe) abgeschlossen zu haben. Fred sieht nur noch die Möglichkeit, über Valerie an ihn heranzukommen und bittet sie in einem Brief um Hilfe. Ohne zu wissen, daß ihre Freundin Lorette - Valerie ist verheiratet und weggezogen - zu dem verabredeten Treffen erschienen ist, stellt er ihr Antoine vor. Und tatsächlich läßt diese Geste in Antoine die Lebensgeister wieder ein wenig aufflammen. Er verabredet sich mit Lorette und reicht auch Fred wieder die Hand.Während in das Bild einer geschlossenen Tür der Vorspann eingeblendet wird, signalisieren das sich verändernde Namensschild, Antoines Stimme und das Geräusch zerknüllten Papiers aus dem Off drei Jahre seiner vergeblichen Versuche, an Valerie einen Brief zu schreiben. Die Beiläufigkeit, mit der hier Zeit eingefangen wird, setzt sich auch in der Zeichnung der Beziehung zwischen Fred und Antoine fort, aus der Buch und Inszenierung keinen der üblichen "Buddy-Filme" machen, sondern eher die unprätentiöse Beschreibung zweier "Lehrlinge" des Lebens - wie der Filme im Original viel beziehungreicher heißt.Und mit dem Leben haben beide so ihre Schwierigkeiten: Antoine kann sich von der Vergangenheit nicht lösen, und Fred will einfach nicht erwachsen werden. Obwohl die dramatischen Wendungen in Pierre Salvadoris zweitem Spielfilm ebenso "leise" daherkommen wie der Humor der Geschichte, begleitet man seine Figuren doch gern auf ihrem Zick-Zack-Kurs durch die von Arbeitslosigkeit, Wohnungssuche und Liebeskummer geprägte Realität. Salvadori läßt den Zuschauer einfach nur beobachten, drängt ihm keine Erklärungen auf. So werden ihm der verträumte Antoine und der linkische Fred in ihrer Normalität und Durchschnittlichkeit, was ihre Gedanken, aber auch ihr Äußeres angeht, schon bald sehr vertraut. Allenfalls die Besetzung der beiden Hauptrollen löst zu Beginn ein wenig Irritation aus: François Cluzet ähnelt sehr dem jungen Dustin Hoffman, und bei Guillaume Depardieu ertappt man sich dabei, ihn in Gestik und Mimik mit seinem berühmten Vater zu vergleichen. Zum Glück kümmern sie sich in ihrem Spiel keinen Deut um diese "Vorgaben" und entwickeln eine eigene Ausstrahlung. Vor allem wenn Antoine seine Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit ausdrückt, offenbart sich Cluzets feines Gespür für Nuancen. Cluzet, der seit seinem Kinodebüt in Diana Kurys "Cocktail Molotow" (1979) unter vielen bedeutenden französischen Regisseuren (u.a. Tavernier, Blier) in fast dreißig Filmen mitgewirkt hat, hat sich besonders unter seinem Lehrmeister Claude Chabrol mit in die vorderste Reihe der französischen Stars gespielt. Und Guillaume Depardieu tut gut daran, behutsam aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten: "Die Anfänger" ist nach "Die siebente Saite" (1991, fd 29 907) und "Der Killer und die Diebin" (1993, Regie:Pierre Salvadori) erst sein dritter Film. Wie übermächtig diese Vaterfigur ist, zeigt eine kleine Szene, in der Salvadori sich nicht versagt, Agnes' "Spanner-Freund" mit einem Schauspieler zu besetzen, der fatal an den jungen Gerard erinnert. Dieses selbstironische Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer, die dann manchmal erfüllt werden oder auch ins leere laufen, machen letztlich den Reiz dieser kleinen Komödie aus, die nie vorgibt, mehr zu sein, als sie ist: eine Momentaufnahme des Lebens voller individueller und gesellschaftlicher Probleme, hinter deren Tragik aber auch immer wieder Hoffnung aufleuchtet.