Die Zeitungsjungen

Musical | USA 1991 | 122 Minuten

Regie: Kenny Ortega

Der New Yorker Zeitungsverleger Joseph Pulitzer will den ohnehin kargen Lohn seiner Zeitungsjungen kürzen und beschwört damit einen Streik herauf, den die Jungen dank ihrem pfiffigen Anführer und der sich mit ihnen solidarisierenden Öffentlichkeit schließlich gewinnen. Ein liebevoll ausgestattetes, mit eingängigen Songs und schmissigen Tänzen inszeniertes Musical-"Märchen" nach einer wahren Begebenheit. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
NEWS BOYS | THE NEWSIES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1991
Produktionsfirma
Walt Disney
Regie
Kenny Ortega
Buch
Bob Tzudiker · Noni White
Kamera
Andrew Laszlo
Musik
Alan Menken
Schnitt
William Reynolds
Darsteller
Christian Bale (Jack Kelly) · David Moscow (David Jacobs) · Robert Duvall (Joseph Pulitzer) · Ann-Margret (Medda Larkson) · Ele Keats (Sarah Jacobs)
Länge
122 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Musical
Externe Links
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Diskussion

Der legendäre Streik der New Yorker Zeitungsjungen im Juli 1899 bildet den historischen Hintergrund für dieses Musical aus der Disney-Werkstatt: Als der renommierte Verleger Joseph Pulitzer seinen Profit auf Kosten der ohnehin schon ausgebeuteten Kinder und Jugendlichen, die jeden Morgen seine "New York World" an den Mann bringen, steigern will, schweißt Jack mit Hilfe seines Freundes David den bunt zusammengewürfelten Haufen meist elternloser Zeitungsjungen zusammen und protestiert gegen die Lohnkürzungen. Bryon Denton, ein Reporter des Konkurrenzblattes "Sun", unterstützt mit seinen Artikeln die streikenden Jungen, muß aber genauso wie diese vor der Macht des einflußreichen Verlegers kapitulieren, der erwachsene Streikbrecher, Schlägertrupps und die Polizei gegen Jack und seine Freunde einsetzt. Pulitzer geht sogar soweit, Jack zu erpressen: er droht ihm, Davids Familie Schaden zuzufügen, falls er sich nicht von den Streikenden distanziert und verspricht ihm als Gegenleistung eine feste Anstellung. Jack geht zum Entsetzen seiner Freunde auf den Handel ein. Aber als zwei aus Pulitzers Schlägertrupp seine Freundin Sarah, Davids Schwester, vergewaltigen wollen, rettet Jack sie und kehrt zu seinen Freunden zurück. Gemeinsam mit Denton verfassen sie eine Flugschrift, drucken sie auf Pulitzers eigener Presse und informieren so die ganze Stadt über ihre Situation. Nun läßt der Bürgermeister den sadistischen Heimleiter Snyder, der Jack und vieler seiner Freunde drangsaliert hatte, verhaften. Und als auch noch Präsident Teddy Roosevelt den Zeitungsjungen seine Referenz erweist, gibt sich Pulitzer geschlagen.Nachdem Musicals am Broadway, im Londoner West-End und sogar auf deutschen Bühnen zur Zeit Hochkonjunktur haben, erinnert sich auch der Film an dieses jahrelang vernachlässigte Genre. Da der Wiederbelebungsversuch aus dem Disney-Studio kommt, war zu erwarten, daß es sich eigentlich nur um ein "old fashioned"-Musical für die ganze Familie handeln konnte. Natürlich schrieb Disneys neuer Hauskomponist Alan Menken (u.a. "Arielle - Die Meerjungfrau", fd 28 601; "Beauty and the Beast"), der die früheren Stammkomponisten Richard und Robert Sherman (u.a. "Mary Poppins" fd 13 712) abgelöst hat, die Musik. Seine gefühlvollen, schmissigen Songs treffen dann auch genau den von Andrew Lloyd Webber geprägten musikalischen Zeitgeist und dürften selbst von aufwendig produzierten Musik-Video-Clips verwöhnte junge Menschen noch begeistern. Unterstützt wird Menken dabei von den oft artistisch anmutenden Tanznummern des "Dirty Dancing"-Choreografen Kenny Ortega, der zusammen mit Peggy Holmes das Beste aus den meist tänzerisch unbelasteten jungen Darstellern herausholt. Wenn man genau hinschaut, sieht man zwar einige kleine "Unkorrektheiten" bei den kleinen Tänzern und merkt, daß sich die Profis im Hintergrund sichtlich zurückhalten, um dies zu kaschieren. Die Massentanzszenen erreichen so zwar nicht jene Qualität, wie es etwas Onna White in dem "Oscar"-verwöhnten "Oliver" (fd 15 887) gelang, aber sie reißen den Zuschauer dennoch durch die offensichtliche Spiellaune der Darsteller mit. Kenny Ortega erweist sich zudem in seinem Regiedebüt nicht nur als geschickter Arrangeur von Massenszenen - die verglichen mit dem holprigen Ergebnis in Tim Burtons viel aufwendigerem "Batmans Return" geradezu genial wirken -, sondern auch als einfühlsamer Inszenator einfühlsamer Töne, der selbst in sentimentalen Momenten nie in Kitsch abgleitet. Die "erdigen" Farben und die aus Studio-Aufnahmen und Hintergrundmalereien stimmungsvoll zusammengesetzten New Yorker Stadtansichten von der Jahrhundertwende verleihen dem Film einen altmodischen Charme, wie man ihn lange nicht mehr im Kino sah. Die Mischung aus Dickens'scher Sozialkritik und dem amerikanischen Traum vom Erfolg paßt zwar nicht immer zusammen, aber diesem liebevoll produzierten Musical-"Märchen" verzeiht man diese Naivität genauso gerne wie dem symphatischen Hauptdarsteller Christian Bale, daß er überhaupt nicht singen kann.

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