American Monster

wernstein@web.de | 10.06.2024

Vielleicht hat Regisseur Larry Cohen die Begeisterung für den amerikanischen B-Film mit der Muttermilch aufgesogen, sie ging ihm wohl schon als Heranwachsender in Fleisch und Blut über, wurde somit Teil der DNA seiner Künstlerpersönlichkeit: "American Monster" ist ein vorzügliches Beispiel dafür. Ausnahmsweise ist auch der deutsche Verleihtitel für eine Billigproduktion dieser Art sehr passend, weil er wahrscheinlich eher ungewollt das künstlerische Programm Cohens und die Genretradition treffend benennt, an der er sich systematisch abarbeitet. So ist der Film das Remake des unterdurchschnittlichen Horrorfilms "The Flying Serpent" von Sam Newfield aus dem Jahre 1946 mit dem britischen Low-Budget-Star George Zucco, der damals auf tragende Rollen in schnell produzierten Genrefilmen dieser Art abonniert war und in Großproduktionen nie über den Status des Nebendarstellers hinauskam. Beide Versionen greifen den altmexikanischen Mythos um die Gottheit Quetzalcoatl auf, die man gemeinhin unter der Bezeichnung "gefiederte Schlange" kennt, wobei sich die Kreatur in "American Monster" am prähistorischen Aussehen der Stop-Motion-Technik in der Tradition von Willis O'Brien und Ray Harryhausen orientiert. Eine sehr gute Entscheidung, wenn man an die mickrige fledermausähnliche Wesenheit aus dem Originalfilm denkt. Cohen hat die Ingredienzen des Trivialkinos allerdings so sehr verinnerlicht, dass es für die Zuschauenden nicht immer eine Bereicherung darstellt. So wird in der ersten Hälfte des Lichtspiels bis zur ersten Sichtung des Monsters durch eine nur mäßig interessante Nebenhandlung um den kleinkriminellen Losertyp Quinn und seine zänkische Freundin sehr viel Zeit geschunden, typisch für die Dramaturgie des B-Films. Von einer talentfreien und absolut unmusikalischen Performance Moriartys als Piano Man des Grauens ganz zu schweigen... Selten hat ein Charakterdarsteller wie er vor der Kamera ein derart mieses Overacting geboten, noch nicht einmal in den anderen B-Pictures desselben Regisseurs, in denen er häufiger zu sehen war. Besonders unerfreulich bleibt die Verquickung des Mythos um Quetzalcoatl mit den kultisch motivierten Ritualmorden eines Serientäters, der von nur mäßig engagierten Cops verfolgt wird, die von David Carradine und Blaxploitation-Ikone Richard "Shaft" Roundtree bedauerlicherwise nur lustlos ohne jegliche Spielfreude verkörpert werden. Auch die obligatorische sexistische Oben-ohne-Sequenz mit einem sich sonnenden Erotik-Model reiht sich in schlüpfriger Nahtlosigkeit in diese Kette von Peinlichkeiten ein. Insgesamt eine ambitionierte Hommage an das amerikanische Horrorkino und seine Monster, allerdings mit dem für Larry Cohen üblichen Low-Budget-Touch und den leider damit verbundenen Schwächen in Ausstattung und Inszenierung.