Da seine Ehe nicht mehr zu funktionieren scheint, reicht ein Paar die Scheidung ein. Weil das Urteil erst nach 90 Tagen rechtskräftig wird, verbleibt den beiden eine Bedenkzeit, die vor allem er nutzt, um die Frau erneut für sich zu gewinnen. Eine "screwball comedy" in Perfektion, die vom Wortwitz der Dialoge und vom Spielwitz der Hauptdarsteller lebt. Auch die Nebenfiguren warten mit einigen komischen Überraschungen auf. (O.m.d.U.)
- Sehenswert ab 14.
Die schreckliche Wahrheit
Komödie | USA 1937 | 90 Minuten
Regie: Leo McCarey
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- THE AWFUL TRUTH
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1937
- Produktionsfirma
- Columbia
- Regie
- Leo McCarey
- Buch
- Viña Delmar
- Kamera
- Joseph Walker
- Musik
- Ben Oakland
- Schnitt
- Al Clark
- Darsteller
- Irene Dunne (Lucy Warriner) · Cary Grant (Jerry Warriner) · Ralph Bellamy (Daniel Leeson) · Alex D'Arcy (Armand Devalle) · Cecil Cunningham (Tante Patsy)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Produziert in Schwarz-weißJerry gibt eine ausdauernde Pokerpartie mit Freunden als Kurzurlaub aus; Lucy vertreibt sich die Langeweile mit dem Französisch-Lehrer Armand. Um die Ehe der Warriners ist es weiß Gott nicht zum Besten bestellt. Das Paar zieht die Konsequenz -und die kann nur Scheidung heißen. Die entsprechenden Schritte sind rasch unternommen, doch zwei Umstände erschweren die endgültige Trennung: zunächst muß eine 90tägige Bedenkzeit ablaufen und, weitaus schwerwiegender, die Frage entschieden werden, wem das "Sorgerecht" für Mr. Smith, den Foxterrier der Eheleute, zugesprochen wird. Lucy erschwindelt sich dieses Recht, kann jedoch nicht verhindern, daß Jerry Besuchszeiten eingeräumt werden. Der nutzt die Stunden mit dem geliebten Hund auf höchst eigenwillige Weise. Ausgelassen fröhlich zieht er alle Aufmerksamkeit aufsich, verunsichert Lucys männliche Besucher, erweist sich als Ausbund an Charme und Eloquenz, der jeden Rivalen in die Ecke drängt. Die richterlich verordnete Trennung wird so zu einer Zeit der Balz. Als Lucy den ungeschlachten Rinderbaron Daniel Leeson kennenlernt, läßt Jerry keine Gelegenheit ungenutzt, das "Landei" in Mißkredit zu bringen, wobei er in Daniels Mutter, die Lucy ohnehin sehr reserviert begutachtet, eine unfreiwillige Verbündete findet. Es gilt, einen Keil zwischen das ungleiche Paar zu treiben, doch da ist ja noch Armand, den Jerry zur Unzeit im Schlafzimmer der Ex-Frau findet. Endlich sieht er die Sinnlosigkeit seines Verhaltens ein, Scheidung ist schließlich Scheidung. Jerry sucht sein Glück bei einer anderen, und seine abweisende Haltung lockt Lucy schließlich aus der Reserve. Alkoholisiert erreicht sie, daß Jerry sie von einer Party nach Hause begleitet. Doch mit der tätigen Mithilfe der Polizei wird daraus ein Ausflug in die Berge, der dem Paar am letzten Abend seiner Bedenkzeit eine letzte Nacht unter demselben Dach beschert. Die Minuten verrinnen, immer wieder geht der Blick zur Tür, die die getrennten Schlafzimmer verbindet. In letzter Sekunden stellt sich auch noch eine schwarze Katze dem Paar in den Weg."The Awful Truth", bereits die dritte Verfilmung des erfolgreichen Bühnenstücks -1953 folgte ein weiteres Remake -, ist ein Kleinod der amerikanischen "screwball comedy" der 30er Jahre. Die Dialoge sitzen perfekt, Irene Dunne und Cary Grant sind in ihrem Element, spielen sich gegenseitig die Bälle zu, dominieren die Szene, wobei den Mitspielern jedoch auch Gelegenheit für kleine Kabinettstückchen eingeräumt wird. Den Regeln des Genres zufolge bringt nicht ein offenes Wort die Klärung, sondern eine nicht abreißen wollende Kette von Verstrickungen, Verwicklungen und Intrigen, an deren Ende sich die Scharade in Wohlgefallen auflöst. Seinen Regiekollegen jener Jahre gleich, ergeht sich auch McCarey in der Kunst der Andeutung, spielt mit Frivolitäten, ohne je wirklich frivol zu sein. Auch der Höhepunkt des Films, der erneute Vollzug der Ehe, bleibt Andeutung. In dem letzten Filmminuten wird immer wieder eine Kuckucksuhr ins Bild gerückt, aus deren Giebel bei jedem Glockenschlag ein Mann und eine Frau aus ihren getrennten Kammern hervortreten. Man ist sich nah und doch unendlich weit entfernt. Erst um Mitternacht ist das Eis gebrochen, der Mann verschwindet im Gemach der Uhren-Frau; dann endet der Film. Was sich nun abspielt, kann sich jeder denken, doch es geht niemand etwas an.Der bis in die kleinste Nebenrolle gut besetzte Film brachte Leo McCarey einen "Oscar" für die beste Regie ein, Irene Dunne und Ralph Bellamy wurden für einen "Oscar" nominiert. Auch heute hat der Film noch nichts von seiner Eleganz und seinem Spielwitz verloren; viele Zuschauer werden jedoch mit der rasant gesprochenen Originalfassung ihre Schwierigkeiten haben und sich auf die Untertitel verlassen müssen. Doch wenn auch nicht jedes Bonmot verstanden wird, wenn auch mancher Wortwitz unverständlich bleibt, so trübt dies kaum die Freude an dieser unverwüstlichen Komödie, die nun zum ersten Mal in die deutschen Kinos kommt. "The Awful Truth" zeigt nicht nur eine "sophisticated comedy" in Vollendung und einen blendend aufgelegten und aussehenden Cary Grant, der Film beschert auch ein Wiedersehen mit dem Foxterrier Asta aus der Filmserie um den "Dünnen Mann", und er gibt zu der Mutmaßung Anlaß, daß auch Billy Wilder zu seinen Fans gehörte. Die Szene aus dem "Verflixten siebenten Jahr", in der die heiße Luft eines U-Bahn-Schachts Marilyn Monroes Kleid hochwirbelt, hat immerhin Filmgeschichte gemacht. "The Awful Truth" scheint für diese Szene die Vorlage geliefert zu haben.
Kommentar verfassen