Uns geht's ja prächtig

Komödie | USA 1938 | 88 Minuten

Regie: Norman Z. McLeod

Nach einer Autopanne gerät ein Schriftsteller als vermeintlicher Tramp in eine wohlhabende Familie und erhält als Chauffeur eine Chance zur "Resozialisierung". Handwerklich perfekte, temporeiche Screwball-Komödie, die kurzweilig unterhält. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
MERRILY WE LIVE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1938
Produktionsfirma
MGM
Regie
Norman Z. McLeod
Buch
Eddie Moran · Jack Jevne
Kamera
Norbert Brodine
Musik
Marvin Hatley
Schnitt
William Terhune
Darsteller
Constance Bennett (Jerry Kilbourne) · Brian Aherne (Wade Rawlins) · Billie Burke (Emily Kilbourne) · Clarence Kolb (Mr. Kilbourne) · Alan Mowbray (Grosvenor, der Butler)
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Komödie

Diskussion
Auf den ersten Blick sind die Kilbournes eine recht normale High-Society-Familie. Ein desinteressierter und tyrannischer Vater, dessen gelegentliche Saufgelage seine aufgesetzte Korrektheit Lügen strafen; ein nicht ganz heller halbwüchsiger Sohn; die verzogene jüngere Tochter mit respektlosem Mundwerk und zwei ungestümen Riesendoggen, die im amerikanischen Original auf die Namen "Get off the rug" ("Geh runter vom Teppich") und "You too" ("Du auch") hören; schließlich die ältere Tochter Jerry, pragmatischer "guter Geist" und später die romantische Heldin des Films. Das eigentliche Herz des Kilbourne-Clans aber ist Mutter Emily, die frühmorgens zuallererst mit den Goldfischen spricht und ihr soziales Gewissen beruhigt, indem sie Tramps von der Straße holt und als Chauffeure engagiert. Zu Beginn des Films ist einer dieser Schützlinge über Nacht verschwunden - und mit ihm das Tafelsilber und Mr. Kilbournes Golfschläger. Als wenige Stunden später ein Mann in abgerissener Kleidung vor der Tür steht und das Telefon benutzen möchte, ist ein Nachfolger gefunden. Da helfen weder die Proteste der Familie und des Personals noch die Beteuerungen des "Landstreichers" Wade Rawlins, er sei in Wahrheit Schriftsteller und habe lediglich eine Autopanne gehabt. Von Mrs. Emilys rührender Fürsorge und mehr noch von Jerry angezogen, widmet sich Rawlins seiner neuen Aufgabe.

Die große Stunde des "Tramps" schlägt bei einem Empfang, den Mr. Kilbourne für einen einflußreichen Politiker gibt. Eigentlich als Bedienung eingeplant, wird Rawlins für einen Gast gehalten und avanciert zum Frauenhelden und Mittelpunkt der Party. Er verhilft Kilbourne zum profitablen Geschäft mit dem Senator und nutzt diesen Erfolg, um die Rolle des Gastes auch am nächsten Tag weiterzuspielen. Ein durch die Senatoren-Tochter Minerva ausgelöstes Eifersuchtsdrama und die Zeitungsmeldung vom vermeintlichen Tod Rawlins' sorgen für weitere Verwicklungen vor dem unvermeidlichen Happy-End mit Jerry.

"Uns geht's ja prächtig" ist gleichzeitig Auftakt und Höhepunkt einer SAT l-Reihe mit vier deutschen Erstaufführungen von Komödien des amerikanischen Produzenten HaL Roach aus den Jahren 1938-40. Zwar erfindet Regisseur Norman Z. McLeod, der in den frühen 30er Jahren zwei Marx-Brothers-Filme und zuletzt für Roach die erste "Topper"-Geschichte inszeniert hatte, die Screwball-Komödie nicht gerade neu. Auch hatte Universal zwei Jahre zuvor "Mein Mann Godfrey" herausgebracht, dessen Thema der "Kultivierung" eines Tramps zum Mitglied der feinen Gesellschaft sich in "Uns geht's ja prächtig" ungeniert wiederfindet. Aus den bewährten Elementen der Screwball-Komödie aber gestaltet McLeod mit traumwandlerischem Gespür fürs Timing geradezu ein Paradebeispiel des Genres. Bis in die Nebenrollen klar gezeichnete Charaktertypen, bissig-respektlose Dialoge, visuelle Komik mit gelegentlichen Slapstick-Ausflügen und eine Portion nachsichtigen Spotts für die exaltierte Welt der Reichen - die beinahe ausschließlich im Kilbourne-Haushalt spielende Inszenierung wartet über 90 Minuten mit Tempo und einer Fülle origineller Details auf. Zu den schönsten Szenen zählt des telefonische Abwimmeln eines lästigen Verehrers, bei dem neben Jerry auch der Butler, die kleine Schwester und eine der Doggen mitwirken, und der erste heftige Flirt zwischen Rawlins und Jerry nach dem Motto "Wie schaffe ich es, durch eine offenes Fenster möglichst nicht ins Haus zu gelangen?". Als eigentlichen Star aber mag man weder Constance Bennett noch ihren Partner Brian Aherne ansehen. Am nachhaltigsten drückt Billie Burke als ständig quasselnde, schusselige, im entscheidenden Moment aber unerwartet gewitzte Mrs. Kilboume dem Film ihren Stempel auf. "Uns geht's ja prächtig" ist kein vergessenes Meisterwerk, aber eine handwerklich perfekte und sehr unterhaltsame Komödie, deren Dialogwitz die deutsche Synchronisation hoffentlich unbeschadet übersteht.
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