Der 30jährige Engländer Kenneth Branagh hat mit seiner Shakespeare-Verfilmung "Henry V." Aufsehen erregt. Viele sahen in ihm bereits den legitimen Nachfolger Laurence Oliviers, andere vermeinen nach seinem zweiten filmischen Kraftakt, "Schatten der Vergangenheit", einen wiedergeborenen Orson Welles in ihm zu entdecken. Der Rezensent muß bekennen, daß er zu weitaus verhaltenerem Enthusiasmus neigt. Kenneth Branagh hat zweifellos großes Talent, aber mehr in der Rekreation berühmter Vorbilder und stilistischer Epochen als in der eigenständigen Phantasie, die erst den singulären Künstler ausmacht. Das offenbart sich deutlicher als in "Henry V." in seinem neuen Film, einem barocken Melodram voller perfekt imitierter Erinnerungsstücke an die Glanzzeit der Warner-Brothers-Filme der 40er und 50er Jahre und an die raffinierten psychologischen Motivationsketten der großen Hitchcock-Filme.
Bereits die Story erinnert an die mit übersinnlichen Attributen so schaurig rätselhaft arrangierten Filme der frühen Nachkriegszeit, so daß der Zuschauer nahezu darauf wartet, Barbara