Die Büchse der Pandora (1928/29)

Romain Antony | 10.01.2024

G.W. Pabst, als an der Psychoanalyse interessierter Regisseur, inszeniert Frank Wedekinds Theaterstück "Lulu", eine Zusammenschreibung der Stücke "Die Büchse der Pandora" und "Erdgeist", in der Lulu (Louise Brooks) als femme fatale Männerexistenzen vernichtet. Das Theaterstück wurde bereits 1917 von Alexander von Antalffy verfilmt (mit Erna Morena in der Titelrolle) und 1962 von Rolf Thiele (Nadja Tiller als Lulu, die Thiele bereits als Mädchen Rosemarie edelhurig besetzt hatte). Weitere Bearbeitungen des Stoffes: 1979 Walerian Borowczyk, der Erotikverfilmer, dem kein Kitsch zu fremd ist (mit Anne Bennent als Lulu); Lulú - Die Geschichte einer Frau (1990) von Bigas Luna (Francesca Neri); Lulu on the Bridge (1998) von Paul Auster, dessen Adaptation ich allerdings schwerlich als von Wedekind beeinflusst wahrnehme und Lulu (2005) von Horst Janson (Jessica Schwarz als Lulu). Auch Alban Berg in seiner gleichnamigen Oper nahm sich des Themas an. Vladimir Nabokov in "Lolita" und Jakob Wassermann in "Laudin und die Seinen" inspirierten sich von Wedekind. Der "Pabst-Geliebten" Louise Brooks, neben Greta Garbo die absolute Königin des Stummfilms in den USA, gelingt es ähnlich der Pandora, die in ihrer Büchse alle Widrigkeiten, Katastrophen, Untugenden der Welt mit sich führte und sie auf die Menschheit losließ, Unheil unter die ihr verfallenen Männer zu bringen. Eine lesenswerte Abhandlung zur Femme fatale im Film Noir (erläutert an "Double Indemnity" (1944) von Billy Wilder und "The Last Seduction" (1994) von John Dahl enthält die Bachelor-Arbeit von Melanie Ulbrich: Das allesverzehrende Weib-Darstellung der Femme fatale im klassischen und modernen Film Noir, 2009. https://monami.hs-mittweida.de/frontdoor/deliver/index/docId/164/file/Bachelorarbeit_Melanie_Ulbrich.pdf (letzter Aufruf 09.01.24) cf. auch den Filmblog: www.filmekommentieren.wordpress.com