Der
italienische Regisseur Bernardo Bertolucci begann in den 1960er-Jahren als Verfechter
eines politischen Kinos, geprägt von Pasolini und der Nouvelle Vague, der filmische
und moralische Grenzen überschritt. Auch später blieb er ein versierter
Bildgestalter, verband aber zusehends große Ideen auch mit großen filmischen
Gesten. Ein Nachruf auf den mit 77 Jahren verstorbenen Filmemacher.
Vor
einigen Jahren lauschte ich gespannt einer Publikumsdiskussion zwischen einem
Kurator von Weltrang und einigen aufgebrachten Zuseherinnen nach der Vorführung
von „Der letzte Tango in Paris“ (1972) von Bernardo Bertolucci.
Das Publikum echauffierte sich darüber, dass der Film gezeigt werden würde nach
all dem, was man über den Dreh wisse. Hauptdarstellerin Maria Schneider
war – Bertolucci hat das in einem Interview zugegeben – nicht informiert, was in
einer berühmten Sexszene des Films passieren würde, weil der Filmemacher im
Verbund mit Superstar Marlon Brando eine möglichst echte Reaktion der
jungen und unerfahrenen Darstellerin provozieren wollte. Ihre Verzweiflung und
Tränen in der Szene waren echt. Es kam nie zu einer Entschuldigung. Der Kurator
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