Als Léon Poirier 1922 daran ging, den Versroman "Jocelyn" von Alphonse de Lamartine (1836) zu verfilmen, kam ein knappes Telegramm des Produzenten Léon Gaumont: "Zunickkommen und Dreharbeiten einstellen. Diese Pfaffengeschichte interessiert niemanden." Der Film (dtsch. "Das Gelübde des Priesters") wurde fertiggestellt und war ein Erfolg. Jocelyn flieht während der Revolution aus dem Priesterseminar, begegnet seiner großen Jugendliebe, wird vom sterbenden Bischof ins Gefängnis gerufen und dort zum Priester geweiht, um die Sterbesakramente zu spenden. Jocelyn wird Pfarrer in einem abgelegenen Alpendorf, auf ewig von seiner Geliebten getrennt. Ein schöner Stoff fürs Kino der Gefühle und kennzeichnend für eine Vielzahl trauriger oder vergnüglicher Priestergeschichten in Literatur und Film. Allein "Jocelyn" wurde dreimal verfilmt. Dabei bekommt das Motiv der verbotenen Liebe seinen speziellen Reiz durch das Spiel mit dem Tabu des priesterlichen Zölibats.
ERSTAUNLICHE VIELFALT
Trotz der thematischen Vorliebe für des Priesters Liebesleben - jüngstes Beispiel: "Priester" - zeigt sich, daß "Priesterfilme" und Priesterfiguren im Film sich längst nicht im Plot "Priest meets Girl