„Die Entdeckung der Langsamkeit“ heißt ein Roman von Sten Nadolny, der in den 80er Jahren zu einem überraschenden Bestseller wurde: Die Geschichte eines Seefahrers, der schon in seiner Jugend von Entdeckungen träumte, obwohl alle Welt ihn dafür ganz ungeeignet fand; denn man hielt ihn für zu langsam. Entgegen allen gesellschaftlichen Vermutungen und Übereinkünften enthüllt Nadolny gerade diese Langsamkeit als Quelle jener Kräfte, die es vermögen, die Welt zu verändern. An dieses Buch mußte ich denken, als ich im „film-dienst“ die Besprechung des Films „Der Garten des Sergiu Celibidache“ (fd 5/1998) las, der von einem Musiker handelt, dessen „Langsamkeit“ im Umgang mit den Werken der Klassik und der Moderne geradezu sprichwörtlich geworden ist und der für manche seiner Zuhörer nicht nur Gewohnheiten verändert, sondern auch Verständnisbarrieren eingerissen hat.
I.
Was ist es mit der Langsamkeit, daß sie in so vielen Bereichen der Kunst – in der Musik ebenso wie in der Literatur und im Film – die kritischen Geister und Geschmäcker erregt wie kaum ein anderes Gestaltungsmerkmal?