Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich Deutschland schon bald wieder zu den „freien Völkern Europas“ zählen, wobei das Land nicht nur von den wirtschaftlichen Segnungen des Marshall-Plans profitierte. Die Arbeit an einem „neuen Europa“ ohne Handelsbarrieren, Seite an Seite mit den ehemaligen Kriegsgegnern, vermittelte neue Identifikationsmöglichkeiten für eine „geistig obdachlos“ gewordene Gesellschaft. Die Rolle der USA als verlässlicher Supermacht und neuer kultureller Impulsgeber kommt nirgends so markant zum Ausdruck wie in dem propagandistisch angelegten Filmprogramm des Marshall-Plans. Angesichts des erfolgreich durchgeführten Vertrauenstransfers fällt auf, dass gerade das Medium Film als Ideenvermittler für die breite Öffentlichkeit bislang weder beachtet noch ausgewertet wurde.
Unter dem provokanten Titel „Selling Democracy: Films of the Marshall Plan, 1947-1955“ warf die „Berlinale“ einen ersten Blick auf die in den Archiven „vergessenen“ Anleitungen für ein „neues Europa“ auf