© 2004 Bull's Eye Entertainment/arte (Brendan Fraser, Don Cheadle in „L.A. Crash“)

L.A. Crash (arte)

Episodisches Geflecht um alltägliche Gewalt und Intoleranz in Los Angeles - am 10.2., 20.15-22.00 Uhr, auf arte

Veröffentlicht am
29.01.2025 - 10:52:39
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In den 1990er-Jahren entwickelte sich ein eigenes Subgenre des multiperspektiven Dramas: Los Angeles, die Stadt der Engel, wurde in den Filmen „Grand Canyon“, „Short Cuts“ und „Magnolia“ jeweils zum Schauplatz sich überlappender Geschichten, in denen die Schieflagen der US-Gesellschaft durch die (starbesetzten) Figuren stellvertreterhaft ausgefochten wurden – apokalyptische Drohgebärden wie Erdbeben oder Fröscheregen inklusive.

Der Drehbuchautor und Regisseur Paul Haggis ging einige Jahre später sein Los-Angeles-Drama „L.A. Crash“ einerseits ohne derartige Überhöhungen, andererseits ungeschliffener und ohne Scheu vor Klischees oder Sentimentalität an. Für ihn ist Los Angeles eine Metapher des im Hollywood-Kino und in der amerikanischen Gesellschaft ausgeblendeten Teils der Wirklichkeit. Doch auch hier werden Bewohner der Stadt mit alltäglicher Gewalt und Intoleranz konfrontiert, darunter ein wohlhabendes afroamerikanisches Ehepaar (Terrence Dashon Howard, Thandie Newton), das Opfer eines rassistischen Polizisten (Matt Dillon) wird, ein politisch agiler Staatsanwalt (Brendan Fraser) und seine Frau (Sandra Bullock) und ein Detective (Don Cheadle) auf der Suche nach seinem verschwundenen Bruder.

In dem episodischen Geflecht will Haggis insbesondere darauf hinaus, wie stark der Wunsch nach Erlösung und menschlicher Nähe ist. Der mitunter hysterisch anmutende Film geht das Wagnis ein, zu viel an Zorn und Aggression aneinanderzureihen, um die absurden Proportionen der urbanen Gesellschaft deutlichzumachen. Dabei lässt er zwar eine ordnende Hand vermissen, was der Ernsthaftigkeit seiner Absichten jedoch keinen Abbruch tut. – Ab 16.

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