© Arsenal Kino/Sony (Cary Grant, Jean Arthur, Ronald Colman in „The Talk of the Town“)

Hommage an Columbia Pictures in Berlin

Arsenal on Location zeigt im März 2025 in Kooperation mit dem Zeughauskino eine Retrospektive mit 18 Werken der Columbia-Studios

Aktualisiert am
28.02.2025 - 13:35:51
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Zum 100. Gründungstag des Hollywood-Studios Columbia Pictures zeigte das Filmfestival Locarno 2024 eine Retrospektive unter dem Titel „The Lady with the Torch“. Teile davon sind 2025 auch in mehreren deutschen Städten zu sehen. Den Anfang macht das Berliner Arsenal-Kino, das in Kooperation mit dem Zeughaus-Kino im März 18 Filme aus der Ära des Studiobosses Harry Cohn zeigt, die den Ruf der Columbia begründeten.


1924 wurde das Studio Columbia Pictures gegründet, das lange nicht zu den größten Unternehmen in Hollywood gehörte, sich aber ab den 1930er-Jahren einen Namen machte: sozialkritische Komödien, Screwball-Comedys, Film noirs, Western und ambitionierte Filme mit unabhängigen Produzenten prägten das Image der Columbia in der Ära des Studiobosses Harry Cohn von 1924 bis 1958. Zum 100. Geburtstag der Columbia lief bereits 2024 beim Filmfestival Locarno eine Retrospektive, deren Titel „The Lady with the Torch“ auf das Freiheitsstatuen-ähnliche Logo des Studios anspielte. Teile der Retro touren 2025 auch durch Deutschland. Erste Station ist Berlin, wo vom 1. bis 31. März im Zeughauskino 18 Filme gezeigt werden. Ausrichter ist das derzeit unbeheimatete Arsenal-Kino, das 2025 seine Filmreihen in Zusammenarbeit mit anderen Kinos realisiert.

Die Filme stammen aus dem Zeitraum zwischen 1932 und 1959, als die Columbia einen allmählichen Aufstieg erlebte. Dieser war anders als bei den übrigen Studios im klassischen Hollywood zuerst nicht so sehr mit Schauspielstars, sondern mit innovativen Regisseuren verbunden, denen der strenge Harry Cohn einiges an Freiheit ließ. So zeigt die Reihe mit „Mr. Deeds Goes To Town“ (1936) eine der Sozialkomödien von Frank Capra, die auf optimistische Weise Nachbarschaftsgeist und Offenheit als Auswege aus der Depression präsentierten und neben ihrem Publikumserfolg auch zahlreiche „Oscars“ einstrichen. Von dem Melodram-Spezialisten Frank Borzage ist „Man’s Castle“ (1933) zu sehen, von Dorothy Arzner als der ersten Frau, die in die rein männliche Regie-Zunft Hollywoods einbrechen konnte, „Craig’s Wife“ (1936). Ein Beispiel für die Screwball-Comedys ist „The Talk of the Town“ (1942) mit Cary Grant, Jean Arthur und Ronald Colman.

The Lady from Shanghai (© Arsenal/Sony)
Orson Welles und Rita Hayworth in „The Lady from Shanghai“ (© Arsenal/Sony)

In der 1940er-Jahren weitete sich das Portfolio des Studios und Columbia Pictures griff immer wieder auch die gesellschaftlichen Fragen der Zeit auf. Diese Epoche ist in der Reihe etwa mit „None Shall Escape“ (1944) präsent, dem ersten US-Film, der die Massenvernichtung der Juden unmissverständlich thematisierte und anklagte, sowie mit dem Politdrama „All the King’s Men“ (1949) über den Aufstieg eines rücksichtlosen Populisten. Auch zum Film noir steuerte das Studio maßgebliche Werke bei, etwa „The Lady from Shanghai“ (1948) von Orson Welles und Fritz Langs „The Big Heat“ (1953). Und während der Western überwiegend in Form von anspruchsarmen B-Filmen vom Studio gepflegt wurde, konnte Ende der 1950er-Jahre der Regisseur Budd Boetticher unter dem Schirm des Studios einige unkonventionelle Genre-Arbeiten drehen. Auch diesem Zweig erweist die Retrospektive mit dem Film „Ride Lonesome“ (1959) Reverenz.

„Auffällig viele dieser Filme zeichnen sich durch ein Gespür für die gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit aus. Sie fragen nach moralischen Richtwerten, nach Recht und Gerechtigkeit, sie entwerfen Sittenbilder, erzählen von problematischen psychischen Dispositionen und ihren Auswirkungen. Von einigen der originellsten Filmschaffenden ihrer Zeit inszeniert, erwiesen sich diese Columbia Produktionen als Seismographen ihrer Zeit“, heißt es in der Ankündigung zur Retrospektive.

Weitere Stationen der Retro sind das Filmhaus Nürnberg (28.3.-27.4.) und das Kino Metropolis in Hamburg (Mitte Mai-September). Das Programm variiert von Stadt zu Stadt.

Weitere Infos finden sich hier.

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