Im Vergleich zu Wind, Wetter und Gezeiten werden Jahr für Jahr fast dreimal mehr Sand, Steine und Felsen durch die Maschinen bewegt. Riesige Kolosse graben mit rabiater Gewalt den Planeten um, beuten ihn aus, roden oder versiegeln ihn.
In der Eröffnungsszene schiebt sich ein winziges Kettenfahrzeug einen gewaltigen Berg hinab, vor sich eine kleine Gerölllawine, welche die Felswand hinunterrieselt. Ein mechanisches, scheinbar völlig automatisiertes und folgenloses Schauspiel, das in Wirklichkeit aber einen Prozess darstellt, der mit der unermüdlichen Beharrlichkeit der Maschine einen ganzen Berg, eine ganze Landschaft und einen ganzen Planeten verändert.
Aus der Luft aufgenommen, wirkt dieser Prozess umso abstrakter. Die Landmasse teilt sich in mehrere Ringformen, durch die linienförmige Straßen laufen. Nur die Baufahrzeuge, die als kleine Punkte durchs Bild gleiten, weisen in diesem Muster auf einen fortlaufenden Prozess hin. Der Mensch selbst ist in den gleichförmigen, vollautomatisierten Bewegungsformen des Tagebaus nicht mehr zu erkennen.
Wie anmaßend ein derartiger Eingriff ist, macht „Erde“ nicht nur im Raum, sondern auch anhand der Zeit fest. Die Erdschichten, die der Tagebau in wenigen Monaten freilegt, haben sich über Millionen von Jahren aufgehäuft. Was in diesem für Menschen kaum fassbaren Zeitraum versteinerte, ist älter, als es die Menschheit jemals sein wird. Ein zufällig freigeschaufeltes Baumfossil hat sich in über fünf Millionen Jahren zu einer fast diamantartigen Härte verdichtet, der nur mit Spezialgerät beizukommen ist.
Mit schneidend scharfen Bildern protokolliert der Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter die Zerstörung der Erde, die rational kaum mehr gerechtfertigt werden kann. Auch die Interviews mit Arbeitern, Ingenieuren und Wissenschaftlern fördern eine fatale Resignation zu Tage, da weder der Einzelne noch die Gesellschaften dieser Dynamik einer sich verselbständigten Ausbeutung Einhalt gebieten können. - Sehenswert ab 16.